Der goldene Buddha
pfiff der Mann.
Das Glas rutschte auf ihn zu. Eiswürfel klingelten, und der Mixer nickte einen Gruß.
Ghaliwa stürzte die Hälfte der Flüssigkeit auf einmal hinunter. Jetzt fühlte er sich besser. Er steckte sich eine Zigarette zwischen die Lippen und zündete sie an einer Kerzenflamme an. Dann drehte er sich auf seinem gepolsterten Hocker um.
Zahlreiche Gäste waren noch beim Dinner. Deshalb hatte sich die Bar nicht einmal bis zur Hälfte gefüllt. Auch die Plätze neben ihm waren frei. Aus den Lautsprechern drang westliche Musik, die kleine, aus blauem Glas bestehende Tanzfläche drehte sich langsam im Kreis. Es war niemand da, der Lust auf ein kleines Tänzchen verspürte. Das würde sich später ändern.
Ghaliwa trank sein Glas leer und bestellte sich den nächsten Whisky.
Wieder einen Doppelten. Er musste erst den schalen Geschmack von der Zunge spülen.
»Sie sollten nicht soviel trinken«, sagte plötzlich eine weibliche Stimme hinter ihm.
Vor Schreck ließ Ghaliwa das Glas los, das er gerade hatte zum Mund führen wollen. Die Frau hatte er wirklich nicht gehört. Jetzt drehte er sich langsam um und sah die Schwarzhaarige, die mit dem Glatzkopf das Zimmer verlassen hatte.
»Sie sind es«, sagte er.
Die Frau lächelte spöttisch. »Haben Sie einen anderen erwartet?«
»Nein - äh - ja, eigentlich schon. Aber lassen wir das.«
»Natürlich.«
Die Frau setzte sich neben ihn, und Ghaliwa hatte Muße, sie zu betrachten.
Sie war ein Weib, wie er es sich immer erträumt hatte, aber niemals besitzen würde.
Schlank, schwarzhaarig, biegsam, mit einer tollen Figur, aber auch Augen, die eine tödliche Kälte verstrahlen konnten. Die Frau bestellte einen Martini mit einer Olive. Dieses Weib war herausfordernd gekleidet, fand der Afghane. Eine enge rote Hose, dazu einen leichten Baumwollpullover und darüber eine Weste. Die Handtasche hatte sie neben sich auf die Theke gelegt und hielt sie fest.
Ghaliwa schluckte. Wie lange hatte er keine Frau mehr besessen!
Sollte er hier das Glück haben? Seine Hand näherte sich automatisch dem Rücken der Frau, doch kaum lagen seine Fingerspitzen darauf, als die Schwarzhaarige herumfuhr und ihn anzischte: »Lassen Sie das!«
Hastig zog Ghaliwa die Hand weg. Sein Gesicht rötete sich. So hatte noch keine Frau zu ihm gesprochen, und so durfte man auch nicht mit ihm sprechen. Sie hatte sich schließlich zu ihm gesetzt, damit waren ihre Absichten klar.
»Hör zu«, sagte er in seinem gebrochenen Englisch. »Wenn du dich schon hier allein an die Bar setzt, dann…«
»Wo sind die Steine?« unterbrach die Frau ihn zischend.
Jetzt verstand Ghaliwa überhaupt nichts mehr. Seine Augen wurden groß. Unwillkürlich rückte er von der Schwarzhaarigen ab. Was hatte die mit den Steinen zu tun?
»Welche Steine?« frage er und nahm hastig einen Schluck vom goldbraunen Whisky.
»Das weiß du genau.«
»Keine Ahnung.«
Die Frau presste die Lippen zusammen. Sie wusste, dass sie einen Fehler begangen hatte. Aber es war ihr zu Ohren gekommen, dass man Gol getötet hatte. Da der Verbindungsmann nicht mehr lebte, musste sie sich eben persönlich an Ghaliwa wenden. Normalerweise hätte sie kurzen Prozess gemacht, doch sie wollte kein Aufsehen, obwohl ihr Dr. Tod genügend Rückendeckung gegeben hatte.
Deshalb versuchte sie es weiterhin im Guten. »Hör zu, mein Freund. Gol ist tot. Ich habe gesehen, wie sie ihn umbrachten. Er kann dir also nicht mehr helfen oder nützen. Aber Gol hat in unserem Auftrag gehandelt. Durch uns ist er an dich und deinen Freund herangetreten. Wir haben euer Abenteuer finanziert, und ich habe auch die restliche Summe bei mir, die ihr noch zu bekommen habt.«
Ghaliwa hörte die Worte, und seine Stirn legte sich in nachdenkliche Falten. Er überlegte.
»Wer sind Sie?« fragte er schließlich nach einer Weile.
»Du kannst mich Lady X nennen.«
»Ein seltsamer Name.«
»Den man gut behalten kann«, erwiderte die schwarzhaarige Sexbombe. »Gib die Dinger jetzt her.«
Der Afghane war noch immer misstrauisch. Außerdem passte es ihm nicht, dass diese Frau vom Tod des Kontaktmannes wusste. Nein, dieser weibliche Joker gefiel ihm überhaupt nicht in dem höllischen Spiel.
»Ich kann dir die Steine nicht geben, weil ich dir nicht traue. Du wirst irgendetwas gehört haben, das ist alles. Und willst sie dir jetzt unter den Nagel reißen.«
Barbara Scott, alias Lady X, war es nicht gewohnt, zu verhandeln. Sie schoss sonst lieber. Hier an der Bar machte sie
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