Der goldene Buddha
geändert. Ich war nach wie vor dem Tod geweiht.
Der Buddha hob seinen riesigen Schädel. Wieder schaute er mich an. Seine Augen rollten. Ich glaubte den Tod in diesen düsteren roten Höhlen zu sehen und schüttelte mich.
Aus seinem Mund drang ein unartikuliertes Grollen. Es war das Signal für die vier Helfer.
Sie schoben mich nach vorn. Ich stieg über die Opferschalen hinweg, gelangte sekundenlang in das Zentrum des Rauchs und musste husten. Mir war auch die Sicht genommen. Als ich den Rauch passiert hatte, stand der Buddha dicht vor mir.
Himmel, war der groß!
Ich blickte zu ihm hoch.
Die lebende Steinfigur hatte den Kopf gesenkt, so dass ich in die Augen sehen konnte.
Dabei erschrak ich bis ins Mark!
Diese diamantenen Augen sollten einen Blick in die Hölle gestatten.
Es stimmte, denn was ich sah, war ungeheuerlich. Allerdings nur für einen Moment, dann verwischte der Eindruck wieder. Nun konnte ich das absolute Grauen begreifen. Es war nicht abstrakt denn die unbeschreiblichen Szenen ließen in ihrer Scheußlichkeit keine Gemeinheit aus. So schlimm, dass ich mich abwenden wollte, aber da war es schon vorbei.
Wenn so die Hölle war, dann wünschte ich sie nicht mal meinem ärgsten Feind. Etwas hatte ich jedoch deutlich erkennen können. Ein grausam lächelndes Frauengesicht.
Asmodina! Sie war überall zu finden und saß an der rechten Seite des Teufels.
Auf meinem Körper lag klebriger Schweiß, als ich die Augen wieder öffnete und den Buddha erkannte, der beide Arme erhoben hatte.
Langsam spreizte er die Finger. Er brachte dabei das Kunststück fertig, jeden einzelnen auseinanderzulegen, trotz der Starre, die ihn befallen hatte.
Mich hielten die Goldenen noch fest. Sie wussten genau, dass ich fliehen würde, wenn sie losließen. Die Hände der Mönche waren stählerne Klammern. Mir taten die Arme weh. Die Griffe würden starke Druckstellen hinterlassen.
Der Mönch hatte die Haltung eingenommen, die er wollte. Ein letztes Zucken, mir kam es vor wie ein Atemholen, dann spürte ich die Finger nicht mehr, und die Diener sprangen schreiend zurück. Im selben Augenblick fielen die Pranken nach unten. Mein Körper war wie eingefroren, ich kam nicht weg und rechnete damit, zermalmt zu werden…
***
Suko hatte Tai Pe helfen wollen, war aber zu spät gekommen. Da befand sich der Erhabene bereits in der Pranke des goldenen Buddha.
Suko sprang noch hin, schnellte hoch, wollte sich ebenfalls an die Hand hängen - zu spät.
Außerdem hatte der Buddha zwei Arme.
Und mit dem linken drosch er zu. Er ließ ihn nur nach unten fallen, dieses ungeheure Gewicht, für Suko allerdings konnte dies den Tod bedeuten.
Buchstäblich im letzten Augenblick sah er den Schatten über sich, und er hechtete zur Seite. Es war ein tollkühner artistischer Sprung, der ihn aus der Gefahrenzone brachte. Trotzdem schaffte er es nicht ganz. An der Schläfe streifte ihn der Hieb noch und schmetterte den Chinesen zu Boden, wo er bewusstlos liegenblieb.
Suko bekam nicht mit, wie ich mich gegen die Mönche verteidigte, überwältigt wurde und schließlich ebenfalls sterben sollte.
Aber der Chinese hatte einen Schädel aus Eisen. Nur wenigen Menschen war diese Härte gegeben. So erwachte Suko früher, als die Feinde vielleicht angenommen hatten.
Zuerst wusste er nicht so recht, wo er sich befand, als er die Augen aufschlug.
Aus schmalen Lidspalten blickte er sich um, und sofort kehrte die Erinnerung zurück.
Der Flug nach Katmandu, das Erlebnis bei den Mönchen, deren kostbares Geschenk und die Reise zum Kloster.
Suko war wieder wach.
Die Mönche mit den goldenen Köpfen hatten für ihn keinen Blick. Sie sahen nur John Sinclair, so dass es Suko sogar gelang, sich zur Seite zu drehen.
Nun kam ihn seine asiatische Mentalität zugute. Er hatte gelernt, Schmerzen zu ertragen, konnte mit ihnen umgehen, und es gelang ihm, sie zu verdrängen.
Das probierte er auch hier.
Obwohl die Kopfschmerzen rasend waren, konnte sich Suko auf die anderen Ereignisse konzentrieren. Er sah, wie aus den Augen des Buddha die grünen Strahlen schossen und den Totenschädel zertrümmerten.
Sonst geschah nichts, bis auf den Freudenausbruch der Diener.
Dann wurde John direkt vor die Statue geführt. Er blieb dort stehen, und Suko sah mit Entsetzen, dass der goldene Buddha beide Hände hob. Da wusste der Chinese Bescheid. John Sinclair, sein Freund, sollte von den Pranken des Buddha zerschmettert werden.
Wie konnte man ihm helfen?
Suko überlegte. Er
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