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Der goldene Kelch

Der goldene Kelch

Titel: Der goldene Kelch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eloise Jarvis McGraw
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Klumpen zurück in die Schütte.
    „Ist doch nicht schlimm.“ Rekh zögerte kurz, dann aber fügte er mit bewegter Stimme hinzu: „Ich bin froh, dass dein Rücken heute besser aussieht, Schari.“ Dieses Schari trieb Ranofer die Tränen in die Augen. Als ob er seinen Vater sprechen hörte; auch er hatte ihn immer mit diesem Kosewort angeredet – „Schari, mein Kleiner“. Er kniff die Augen zu einem finsteren Blick zusammen, um seine Rührung zu verbergen, und schwieg, weil er nicht wusste, was er sagen sollte. Er war so erregt und verlegen, dass er sich umdrehte, eine glühende Kohle auf die Holzkohle in der Pfanne warf und heftig zu blasen begann.
    „Langsam, langsam!“, rief Rekh aus. „Am Anfang darfst du nur leicht blasen, sonst kommt die Flamme nicht hoch. Vor Mittag solltest du wieder Holzkohle machen, die Schütte ist fast leer.“
    Rekh hinkte zu seiner Werkbank, um an der Schmuckschatulle weiterzuarbeiten, die er für das Grab eines wohlhabenden Thebaners fertigte. Krebsrot im Gesicht blies Ranofer die Flamme an; er hätte sich ohrfeigen können. Wieder hatte er alles verpatzt, wieder war er grob zu einem Menschen gewesen, dessen Freundschaft er sich mehr wünschte als alles andere auf der Welt. Er hätte Rekh wenigstens dafür danken können, dass er sich um seinen Rücken sorgte, hätte wenigsten lächeln können, stattdessen hatte er die Holzkohle angeblasen wie ein verdammter Anfänger! Dabei wusste er doch schon seit Jahren, wie man eine Flamme am besten hochzog. Rekh musste ihn für einen Tölpel halten, der unfähig war, das Goldschmiedehandwerk zu erlernen. Aber er würde es wieder gutmachen. Ranofers Stirn glättete sich und sein Herz wurde leichter. Heute gab es keinen Grund, Trübsal zu blasen. Er wusste, Rekhs Sorgen würden bald ein Ende haben und sein Blick würde wieder heiter und gütig sein. Diese Woche würde kein Gold fehlen, auch nicht nächste Woche – nie mehr! Er blies ein letztes Mal ins Feuer, das nun lodernd brannte, und lief zum Ersten Gesellen, der ihn gerufen hatte.
    Erst am späten Vormittag fand er Zeit, sich um die Holzkohle zu kümmern. Schuldbewusst spähte er in die Schütte, schnappte sich einen Henkelkorb und lief schnell auf den sonnigen Hof, bevor wieder jemand nach ihm rufen konnte. Als er seinen Korb mit Holz füllte, gesellte sich Heqet zu ihm.
    „Ich habe nach dir gesucht, Ranofer. Unser grimmiger Erste Geselle lässt fragen, ob du heute noch Holzkohle machst.“
    „Bin gerade dabei.“
    „Gut. Ich schau dir zu, wie’s geht. Darf ich?“
    „Natürlich!“ Ranofer fühlte sich wichtig und nützlich. Das tat gut. Er ging Heqet über die warmen Steinplatten voraus zu einem freien Ofen. „Wenn du es selber machst, kannst du’s dir besser merken. Füll die Kupferpfanne mit den Holzscheiten aus dem Korb.“
    „Jawohl, Neb Ranofer!“ Heqet verbeugte sich grinsend, bevor er die Holzscheite in die Kupferpfanne legte. Ranofer nutzte diesen Augenblick der Muße und ließ seinen Blick von Bank zu Bank über die Arbeiter auf dem Hof wandern.
    Hapia’o schlug immer noch Barren zu dünnen Goldplatten; der ältere Lehrjunge neben ihm wickelte Golddraht um einen Stab, um anschließend Glieder für eine Halskette zu schneiden. Ranofer wartete, bis er den Stab zur Härtung ins Feuer warf und zum richtigen Zeitpunkt wieder herausholte, nämlich genau nachdem sich das Gold mattrot verfärbt hatte. Der junge Meryra kniete vor einem Holzpflock, der als Form diente, und trieb seine erste Schale. Meryra runzelte die Stirn, Ranofer wusste, warum: Die Schläge klangen grell und gingen Ranofer durch Mark und Bein. Meryra müsste seinen Ellbogen höher halten und nicht aus dem Handgelenk, sondern aus dem Arm heraus schlagen, sonst hinterließ der kantige Hammer überall Spuren auf dem Gold und er bekam eine hässliche, holprige Schale. Der Geselle hätte Meryra für seinen ersten Versuch einen mit Blei beschwerten, abgeplatteten Hornhammer geben sollen. Thutra hätte das getan.
    „Reicht das, Meister Ranofer?“, fragte Heqet in Ranofers Gedanken hinein. „Ich könnte vielleicht noch ein, zwei Scheite hineinstopfen, aber – “
    „Nein, nein, das reicht“, sagte Ranofer und konzentrierte sich wieder auf Heqet und seine Arbeit. „Nun muss der Deckel auf die Pfanne. Drück ihn aber nicht zu fest, sonst können die Gase nicht entweichen.“ Er half Heqet, den Deckel auf der Pfanne zu verdrahten. „So. Siehst du? Wir müssen noch einen Spalt für die Gase lassen.“

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