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Der goldene Kelch

Der goldene Kelch

Titel: Der goldene Kelch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eloise Jarvis McGraw
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entlang, stieß immer wieder gegen die raue Wand, schlug sich Knie und Ellbogen auf, aber er hastete Hals über Kopf, ja er flog fast davon vor dem Tod, der hinter ihm her war. Das Geschrei wurde unterdessen nach jeder Biegung leiser, dann wurde es plötzlich wieder lauter. Die Diebe hatten das Loch auch gefunden und waren ihm auf den Fersen. Er kletterte um eine Biegung, fiel fast, flitzte weiter und rannte unerwartet gegen eine massive Wand. Zu drei Seiten Wände? War er in der Falle? Er vergeudete wertvolle Zeit mit der Suche nach einem Ausgang, da fühlte er einen rauen Vorsprung – eine Stufe! Schneller als erwartet, hatte er den Fuß des Schachtes erreicht; seine stürmische Flucht hatte natürlich weniger Zeit gebraucht als sein vorsichtiger, tastender Gang in die Tiefe. Mit zitternden Händen stützte er sich an der Wand ab und zog sich Stufe um Stufe hinauf. Als er schließlich auf dem obersten Absatz anlangte, brach die Stufe unter seinem Gewicht. Panisch streckte er die Arme nach dem Rand des Spalts aus. Da hing er einen schrecklichen Moment lang. Er wand sich, bis sein Fuß Halt an der Wand fand, stieß sich ab und zog sich nach oben. Geschafft! Er schlüpfte durch den Spalt ins Freie.
    Die Sonne traf ihn wie ein Blitz. Halb blind und am ganzen Leib zitternd stand er da, die Augen fest gegen das gleißende Licht zusammengekniffen, und konnte an nichts anderes denken als an die Stufe, die unter ihm abgebrochen war und was das bedeutete. Die Grabräuber könnten sich natürlich auch hinaufziehen, aber wenn der Spalt von außen blockiert wäre, könnten sie nicht entkommen. Sie hätten keinen festen Stand, um den Felsbrocken wegzuschieben. Da hörte er auch schon schnelle Schritte, die sich stolpernd dem Fuß des Schachtes näherten, und er hörte Gebu wutentbrannt seinen Namen brüllen.
    So schnell er konnte, packte Ranofer ein paar Steine und schleuderte sie in den Spalt. Die Schmerzensschreie aus dem Schacht erfüllten ihn mit wilder Freude. Dann fiel jemand und schlug dumpf auf. Schnell klemmte er ein paar größere Steine in den Spalt, dann versuchte er, den Stein, der früher den Eingang blockiert hatte – einen Brocken, den er alleine eigentlich nicht bewegen konnte –, vor den Spalt zu rollen.
    Er zerrte und zog, aber der Stein bewegte sich nicht von der Stelle. Er stemmte sich dagegen, grub Zehen in den Sand und schob mit aller Kraft – der Brocken löste sich ein wenig vom Boden und schwankte. Aus dem Schacht drangen wieder Geräusche, die ihm verrieten, dass die beiden versuchten herauszuklettern. Ranofer gab dem Brocken einen letzten verzweifelten Stoß, der Stein drehte sich und rollte über den Spalt. Er lehnte sich keuchend gegen den Stein. Zwischen der Öffnung und dem Stein war noch ein Zwischenraum, aber er konnte nichts mehr tun. Er war am Ende seiner Kräfte. So Amun will, würde der Stein die beiden eine Weile aufhalten, mehr aber auch nicht. Er rannte durch das öde Tal in Richtung Stadt. Nach der stickigen Luft im Grab umspielte ihn der heiße Wüstenwind wie der Atem des Lebens, aber Ranofer konnte ihn nicht genießen. Wenn nur der Stein den Spalt besser verschlossen hätte! Dann hätte er Zeit, einen Plan zu fassen und in Sicherheit zu handeln. Aber er hatte keine Zeit, von Minute zu Minute kam die Gefahr näher. Gebu war stark wie Seth. Früher oder später würde der Stein kippen und rollen und der Spalt wäre offen.

15
     
     
     
    Heqet und der Alte waren am Fuß des Pfades angekommen, der über die Berge in die Stadt führte. Erschöpft, verschwitzt, das Herz schwer vor Angst um den Freund rasteten sie ein Weile, bevor sie sich den steinigen Hang hinaufschleppten. An der ersten Biegung, wo der Pfad sich um einen zackigen Felsvorsprung schlängelte, blieb Heqet stehen und warf einen betrübten Blick zurück auf das weite Land, das sich dort erstreckte, auf das Rote Land, wo sie versagt hatten, dann drehte er sich seufzend um und folgte dem Alten. Gleich darauf wandte er sich noch einmal um, kniff die Augen zusammen und hielt beide Hände über die Augen. Ein aufgeregter Schrei entfuhr ihm: „Gevatter! Gevatter! Sieh doch – da!“ Der Alte fuhr herum und eilte zu Heqet. Der Junge packte ihn am Arm und deutete mit der anderen Hand auf einen Punkt in der Wüste. „Da, hinter der Reihe von Felsen, die aussieht wie ein Krokodil – da rennt doch einer!“
    „Tatsächlich!“
    Regungslos standen sie da und starrten auf die Gestalt, die in großer Ferne hinter Felsbrocken

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