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Der Goldene Kompass

Der Goldene Kompass

Titel: Der Goldene Kompass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Pullman
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bist?«
    »Sie hieß Mrs. Coulter. Am Anfang mochte ich sie, aber dann fand ich heraus, daß sie eine von den Gobblern ist. Ich habe gehört, wie jemand sagte, wer die Gobbler sind. Sie heißen eigentlich General-Oblations-Behörde, und Mrs. Coulter ist die Leiterin dieser Behörde, weil alles ihre Idee war. Sie haben etwas vor, aber ich weiß nicht, was, nur daß ich ihr helfen sollte, Kinder für die Gobbler zu besorgen. Aber sie wußten ja nicht…«
    »Was wußten sie nicht?«
    »Also erst mal hatten sie keine Ahnung, daß ich ein paar von den entführten Kindern kannte: meinen Freund Roger, den Küchenjungen von Jordan College, und Billy Costa und ein Mädchen aus der Markthalle von Oxford. Und noch etwas… Mein Onkel, also Lord Asriel… ich habe gehört, wie sie über seine Reisen in den Norden gesprochen haben, und ich glaube nicht, daß er etwas mit den Gobblern zu tun hat. Denn ich habe dem Rektor und den Wissenschaftlern von Jordan nachspioniert, ja, und ich habe mich im Ruhezimmer versteckt, das keiner außer ihnen betreten darf, und habe gehört, wie mein Onkel ihnen alles von seiner Expedition in den Norden erzählt hat und von diesem Staub, den er gesehen hat; und er hat den Kopf von Stanislaus Grumman mitgebracht, in den die Tataren ein Loch gebohrt haben. Und jetzt haben die Gobbler ihn irgendwo eingesperrt, wo ihn die gepanzerten Bären bewachen, und ich möchte ihn befreien.«
    Sie sah grimmig und wild entschlossen aus, wie sie da saß, ein kleines Mädchen vor der hohen, mit Schnitzereien verzierten Lehne des Stuhles. Die beiden alten Männer konnten ein Lächeln nicht unterdrücken. Während das Lächeln von Farder Coram zögernd und vieldeutig über sein Gesicht huschte wie ein den Schatten hinterherjagender Sonnenstrahl an einem windigen Märztag, war John Faas Lächeln langsam, herzlich, klar und offen.
    »Erzähl uns, was dein Onkel an jenem Abend gesagt hat«, meinte John Faa. »Und laß nichts aus. Wir wollen alles hören.«
    Lyra gehorchte und berichtete langsamer, aber auch genauer als bei den Costas. Sie hatte Angst vor John Faa, und am meisten fürchtete sie seine Freundlichkeit. Als sie geendet hatte, sprach Farder Coram zum ersten Mal. Seine Stimme war voll und melodisch, mit ebenso vielen Abstufungen im Tonfall, wie Farben im Pelz seines Dæmons schimmerten.
    »Lyra«, fragte er, »haben die Wissenschaftler diesen Staub jemals anders genannt?«
    »Nein, immer nur Staub. Mrs. Coulter erklärte mir, daß er aus Elementarteilchen besteht, aber anders hat sie ihn auch nicht genannt.«
    »Und sie glauben, daß sie durch irgendwelche Experimente mit Kindern mehr über ihn herausfinden können?«
    »Ja, aber ich weiß nicht, was. Das heißt, mein Onkel… Ich hab vergessen, Ihnen etwas zu erzählen. Er hatte noch ein anderes Lichtbild, das er ihnen zeigte. Darauf waren die Rohre zu sehen…«
    »Die was?« fragte John Faa.
    »Die Aurora«, sagte Farder Coram. »Stimmt das, Lyra?«
    »Ja, genau, das war’s. Und im Schein der Rohre sah man so etwas wie eine Stadt, mit Türmen und Kirchen und Kuppeln und so weiter. Ein bißchen wie Oxford, fand ich jedenfalls. Und ich glaube, Onkel Asriel interessierte sich vor allem dafür, aber der Rektor und die Wissenschaftler wollten mehr über Staub hören, genau wie Mrs. Coulter und Lord Boreal und die anderen.«
    »Ich verstehe«, sagte Farder Coram. »Das ist sehr interessant.«
    »Gut, Lyra«, sagte John Faa, »nun will ich dir etwas erzählen. Unser Farder Coram hier ist ein weiser Mann. Er ist ein Seher. Er hat alles verfolgt, was mit Staub und mit den Gobblern und Lord Asriel und allem anderen zu tun hat und auch mit dir. Jedesmal, wenn die Costas und ein halbes Dutzend anderer Familien nach Oxford fuhren, kehrten sie mit ein paar Neuigkeiten zurück. Über dich, mein Kind. Wußtest du das?«
    Lyra schüttelte den Kopf. Langsam wurde ihr das unheimlich. Pantalaimon knurrte unhörbar tief in seinem Innern, aber sie spürte es in den Fingerspitzen, die sie in sein Fell gegraben hatte.
    »Ja«, sagte John Faa, »unser Farder Coram erfährt alles, was du tust.«
    Jetzt platzte es aus Lyra heraus.
    »Wir haben es nicht kaputt gemacht, Ehrenwort! Nur drekkig! Und wir sind nicht weit gefahren…«
    »Wovon sprichst du, mein Kind?« fragte John Faa.
    Farder Coram lachte, und beim Lachen hörte er auf zu zittern, und sein Gesicht strahlte und sah auf einmal sehr jung aus.
    Aber Lyra war nicht zum Lachen zumute, und ihre Lippen bebten. »Selbst wenn wir

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