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Der goldene Kuß

Der goldene Kuß

Titel: Der goldene Kuß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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in die Konferenz Dr. Rathbergs mit den verschiedenen Vertretern der durch ›Prisma der Welt‹ beleidigten Interessengruppen platzte die Mitteilung:
    »Fräulein Covert hat einen Selbstmordversuch begangen. Schlaftabletten. Sie ist ins Krankenhaus geschafft worden.«
    Mia Covert war Sängerin. Keine große Stimme. Eher ein Stimmchen. Aber lieb, sehr lieb. Sie konnte tanzen, hatte eine nette Figur und sang alle leichten Rollen der Operetten und Musicals. Mit dem Mikrophon im Kostüm oder über ihr am Galgen oder gar im Playback klang es vorzüglich. Die Techniker taten ihr bestes und schraubten ihren dünnen Sopran zu einem hellen Gesang. Bis Mia Covert auf die unselige Idee verfiel, auch auf der Bühne zu singen. Millionen war ihr Name ein Begriff … das sollte genügen.
    Dachte sie.
    Sie unterschrieb einen Gastspielvertrag und stand eines Abends in Wuppertal auf der Bühne. Der Saal war gerammelt voll, man klatschte laut, als sie auftrat. Sie war ja bekannt und beliebt.
    Und dann ging es los … zunächst waren die Theaterbesucher erstaunt, dann betroffen, zuletzt beleidigt … Mia Coverts Stimme reichte gerade bis zum Orchester; über den Orchestergraben kam sie nicht hinüber. Was sie spielte oder sang, war mehr oder weniger eine Art Pantomime.
    Nach dem ersten Akt wurde noch geklatscht. Nach dem zweiten war es ein mattes Rauschen, nach dem dritten wurde gepfiffen, als Mia Covert sich verbeugte. Das Publikum ist grausam; schließlich will es für sein Eintrittsgeld etwas geboten bekommen.
    Mia Covert hielt das eine Woche durch, dann brach sie zusammen. »Ich habe meine Stimme verloren!« schrie sie in ihrem Hotelzimmer. »Ich habe keine Stimme mehr!« Man war so gnädig, ihr zu verschweigen, daß sie eine solche nie besessen hatte, gab ihr ein paar Beruhigungstropfen und brachte sie ins Bett.
    In dieser Stimmung aber sollte man keinen allein lassen. Als Mia Covert nicht zur Probe kam, als sich im Hotelzimmer niemand meldete, bekam man es mit der Angst. Der Hausdiener brach die Tür auf … und da lag sie. Bleich, kaum noch atmend, mit bläulichen Lippen, neben sich zwei Röhrchen. Leer. Ein Krankenwagen mit Sirene und Blaulicht brachte sie sofort ins Krankenhaus. Dort kämpften die Ärzte noch um ihr Leben. Ein ganz schwacher Funken Hoffnung blieb.
    Dr. Rathberg machte diese Meldung zu einer Waffe. Er las sie vor und fügte dann hinzu: »Sie war eine meiner besten Kräfte.« Dann folgte langes Schweigen. Die Herren der Interessengruppen sahen ergriffen auf ihre Hände oder auf den Teppich. Einige dachten daran, ob sie noch den Abendzug nach Köln bekommen würden.
    »Auch das gehört zu den Sorgen eines Intendanten«, sagte Dr. Rathberg mit bebender Stimme. »Hier in diesem Zimmer laufen die Schicksale von Tausenden Mitarbeitern zusammen. Und Sie regen sich auf, meine Herren, wenn eine Sendung, eine einzige unter Hunderten, einmal etwas danebenging. Wir werden im Laufe des Jahres als Ausgleich einige Reportagen über das schönere Deutschland drehen und dann Ihre Wünsche und Ansichten berücksichtigen.«
    Der Sturm war gebrochen. Als sie wieder allein waren, bot Rathberg seinem Programmdirektor eine Zigarre an. »Nun, was sagen Sie, Herr Pelz? Wie ist das gelaufen?«
    »Es war eine klassische Abwehr, Herr Intendant.«
    Rathberg nickte, sich selbst voll anerkennend.
    »Für einen solchen Posten muß man beweglich sein«, sagte er.
    Und Pelz dachte: Dazu gehört schon das Talent eines Schlangenmenschen …
    *
    Das Fernsehteam Heimann hatte den Abhang des Olympus erreicht und auf einem kleinen Plateau ein Zeltlager aufgeschlagen. Man rechnete mit fünf Tagen Drehzeit, wenn Tommy Brest spurtete und Vera Hartung durchhielt. Heimann drehte die beiden Serien gleich nebeneinander. Das Gelände war ideal. Felsen, Quellen, kleine Wasserfälle, Höhlen, romantische Einschnitte, ein weiter Himmel – was wollte man mehr? So gute Kulissen gibt es gar nicht, wie sie die Natur zaubert. Und die Insel Zypern war da ein Zaubergarten.
    Es war am dritten Tag, als man eine Höhlenszene mit Vera drehte. Man begann schon frühmorgens, weil die Szene in der Dämmerung spielte. Laut Drehbuch war Vera auf der Flucht vor ihren Feinden – Fluchtszenen waren modern und wurden immer gern gesehen, weil jeder darauf wartete, daß etwas schiefging – und hatte sich über Nacht in der Höhle versteckt. Dort war sie mit einer Schlange zusammengestoßen, die sie mit einem Knüppel erschlagen konnte … nun dämmerte der Morgen, es war kalt, sie

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