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Der goldene Schwarm - Roman

Der goldene Schwarm - Roman

Titel: Der goldene Schwarm - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Knaus Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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erkundigt sich Mercer.
    »Nein.«
    »Gut. Dann komm bitte wieder hier herein und lass uns alles im Detail durchgehen.« Er hält inne. »Joe? Ich kann dich mit ziemlicher Sicherheit da rausholen. Es wird gut ausgehen. Aber von nun an wird alles etwas schwieriger werden, und du musst tun, was ich sage, und dich eine Zeit lang sehr bedeckt halten. Vielleicht musst du sogar einen Urlaub machen. In Ordnung?«
    Urlaub. Er stellt sich Polly im Schatten eines Strandsonnenschirms vor. »In Ordnung.«
    Es ist in Ordnung. Mercer holt ihn immer raus. Mercer schafft es immer. Und im Wissen, dass die unerschrockene Rezeptionistin nicht weit ist, fühlt sich Joe Spork plötzlich sehr zufrieden im Raspberry Room der Kanzlei Noblewhite Cradle.

VII
    Cuparah;
Dinner mit dem Opium-Khan;
Intimere Bekanntschaft mit Insekten und Bananen
    I n den unruhigen Träumen der Edie Banister, der verrückten alten Punk-Lady und flüchtenden Hundehalterin, ist das breite schwarze Deck der Cuparah glitschig vom Salzwasser, und sie gerät ins Taumeln, als eine weitere Welle gegen den Bug schlägt. Das Schiff bricht gewaltig aus, schlingert im Wellengang. Der Magensaft schießt Edie in die Kehle, aber selbst das Gefühl, sich in Kürze übergeben zu müssen, kann ihre Freude nicht dämpfen.
    Die Cuparah ist ein Unterseeboot.
    Mehr noch, ein Ruskiniten-Unterseeboot, ein mit Perlmutter besetztes, meerestaugliches Gespenst, das die eine Welle durchbricht und sich auf der nächsten treiben lässt. Der Umriss ist funktional – eine walartige Form mit stumpfer Schnauze, zur Tarnung wild mit asymmetrischen Wassermustern verziert –, aber jedes Detail ist für sich genommen grandios. Der Kommandostand ist dramatisch nach hinten gekippt, als wäre er nicht auf den Bootskörper aufgesetzt, sondern als wüchse er aus ihm heraus, und im Inneren führt eine Treppe zur Luke hinunter, die den Turm wie den Eingang zu einem Tanzsaal wirken lässt. Die Luke selbst ist auf der Unterseite mit eingeöltem braunen Leder besetzt, verziert mit den Namen der Erbauer, und trotz jahrelanger Benutzung ist der Geruch, der von unten aufsteigt, noch immer hauptsächlich der von Leder und Lack: warme, lebendige Gerüche.
    »Um Himmels willen, jetzt kommen Sie hier herein«, ruft Amanda Baines. Corporal Albert Pritchard – den man im Allgemeinen nur Songbird nennt und der zum letzten Mal nach Luft schnappend in Mrs Sekunis Schwitzkasten Nummer 4 gesehen wurde – packt Edie mutig an Schulter und Hinterteil und schleift sie am Stahlgeländer entlang Richtung Luke. Songbird gehört zu Edies Männern, einem Team altgedienter vierschrötiger Recken, die für sie Köpfe einschlagen und Dinge in die Luft sprengen werden, falls sie es fordert. Die anderen befinden sich an Bord und streiten sich zweifellos bereits um ihre Kojenplätze.
    Edie blickt in die Tiefen der Cuparah hinab. Rote Lichter blitzen dort unten, und der kühle Geruch ungewaschener Männer steigt aus dem Dunkeln auf. Kurioserweise verschwindet dabei ihre Übelkeit. Sie klettert die Luke hinab, und Songbird folgt ihr.
    »Willkommen an Bord«, sagt Amanda Baines und reicht Edie eine Öltuchtasche, die mit etwas Schwerem und Weichem gefüllt ist. Hinter ihr nickt der Rest von Songbirds Einheit und grinst schüchtern. Ihre Jungs. Todbringend, durchtrieben und so edel, wie man nur sein kann.
    Edie nickt, starrt in den engen Durchgang und atmet die Luft ein. Ein in Schwarz gewandeter Ruskinit eilt mit einem eigenartigen Messingwerkzeug in der Hand und konzentriertem Gesichtsausdruck vorbei. Als er sich durch eine Luke in die Tiefe hinunterlässt, erblickt sie in der Kabine unter sich eine vertraute Arbeitsfläche aus Ventilen und Vakuumröhren. Natürlich. Was könnte mobiler und schwieriger zu zerstören sein als eine Unterwasser-Dechiffrierstation?
    Die Totmannluken zwischen den Abteilen sind mit Messing versetzt, die Stahlarbeiten wurden mit eleganten Spiralen und Schnörkeln verziert und die Signatur des Konstrukteurs im Quadranten links oben eingeprägt. Mockley fecit . »Mockley hat mich gemacht.« Edie grinst. Schön zu wissen, wer das Gefährt hergestellt hat, von dem das eigene Leben abhängt. Mockley vertraut sie, also vertraut sie auch der Cuparah . Als sie aufblickt, sieht sie einen weiten Himmel über sich, eine wunderschöne Illusion von Wolken und Luft. Die Cuparah hebt die Stimmung, selbst hier unten im Dunkeln, zwischen den Wellen.
    »Besser, Sie gewöhnen sich gleich an die Uniform«, fügt Amanda (Captain)

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