Der goldene Schwarm - Roman
Damastsofa zu setzen, springt auf, als sein episkopalisches Fundament von Bastions verbliebenem Zahn bestürmt wird, und fällt vor Entsetzen über die pinkfarbenen Murmelaugen und das spöttische Knurren beinahe tot um.
Einen Augenblick später trifft der Hon Don mit den Drinks ein.
»Hallo, Hon Don!«, frohlockt Joe.
»Hallo, Hésus, mein alter Freund«, sagt der Hon Don laut und nickt dem zitternden Bischof kurz zu. »Hallo, Eure Eminenz, haben Sie schon Hésus kennengelernt – Sie müssten sich doch eigentlich prächtig verstehen, nicht wahr, bei dem Namen, aber der ist natürlich vollkommen gewöhnlich in Spanien , wo er herkommt.« Letzteres mit einem warnenden Seitenblick auf Joe und Polly. »Ja, ganz recht, Graf Hésus di Santa Mirabella – und ich glaube, die Gräfin habe ich noch gar nicht kennengelernt, das müssen Sie sein, meine Liebe, wie entzückend, ganz charmant.« Dabei hat er die Drinks abgestellt und ist nah genug bei ihnen, um »Was hast du hier zu suchen, du verfickter kleiner Scheißkopf?« zu zischen, während er seinen Gast umarmt.
Joe lächelt verzückt und zieht eine Farbkopie der inkriminierenden Polaroid-Schnappschüsse hervor. »Ich bringe etwas zu Ende, Don. Ich bringe der ganzen Menschheit frohe Kunde. Der Besitz meiner Familie mag in Trümmern liegen, aber was mir bleibt, ist die Hinterlassenschaft meines Vaters. Ich weiß, du wirst mit Erleichterung hören, dass sie ganz unbeschadet und an einem sicheren Ort untergebracht ist. Es gibt da etwas, von dem er immer wollte, dass du es bekommst, doch der Tod hat ihn …« Er lächelt den Bischof an, der einen hundefreien und ungemütlich aussehenden Liegesessel in der Ecke gefunden hat, und winkt ihm zu. »Ich sollte sagen, Gott, der Allmächtige und Gütige, hat ihn uns genommen und zu seinem gerechten Lohn gebracht. Hallo, Eure Eminenz, hocherfreut, Ihre Bekanntschaft zu machen, ich bin Hésus de la Castillia die Manchego di Rioja di Santa Mirabella, und dies ist die mir angetraute Gattin Poli-Amora, mit Grüßen des erlauchten Königshauses von Spanien. Ja, Grüße an Sie und Ihre Familie, es mögen aus ihr in der ehelichen Gemeinschaft viele Kinder hervorgehen und mittels der Zeugung dem Himmelsgewölbe eine Freude sein!« Als er sich sotto voce wieder dem Hon Don zuwendet, legt sich plötzlich eine absolute Kälte über sein Gesicht, ein Schatten seiner Tage und Nächte in dem winzigen Zimmer in Happy Acres. »Du tust also, was ich will, du alter Bock, oder dein Leben wird im Elend versinken bis zu deinem letzten Atemzug, hast du mich verstanden? Denn als Erstes wirst du erklären müssen, was du mit den zwei Tänzerinnen im Pink Parrot gemacht hast, und das wird nichts – gar nichts – sein im Vergleich zu der Aufregung, die losbrechen wird, wenn man erfährt, in wessen Wohnzimmer du gewesen bist und wer dich angezeigt hat – ich nämlich, Englands meistgesuchter Verbrecher. Und sie werden jeden Winkel deines Lebens auf den Kopf stellen und es in die Scheiße reiten, so wie sie es mit meinem Leben gemacht haben. Sie werden zwar keinerlei Verbindung zu mir finden (was ihren Verdacht nur erhärten wird), dafür zweifellos ein paar Dutzend Tatsachen über dich, von denen es dir lieber wäre, sie kämen nicht ans Tageslicht. Und danach werde ich, falls ich nicht tot bin, dein Haus heimsuchen wie eine reinigende Flamme und dir Feuer unterm Arsch machen wie noch nie zuvor. Halleluja, mein Freund, Halleluja !«
Er wirft die Arme in die Luft und lächelt den Bischof an, der freundlich zurücknickt und sich schnell wieder hinter der Financial Times versteckt. Der Hon Don starrt finster vor sich hin.
»Was willst du?«
»Adressen, Donald. Namen und Orte. Ich möchte Einblick bekommen in Leben und Lieben eines dicken und eines dünnen Mannes, Abgesandte des schäbigen Teils unseres ruhmreichen Beamtenstandes. Ich werde außerdem eines deiner abgeschiedeneren – nein, seien wir großzügig –, schallgeschützten Grundstücke nutzen müssen. Ich glaube, du besitzt einige am Rand von Hampstead Heath, die ideal wären. Wir werden in camera darüber reden. Aber sind die Grundbedingungen klar geworden?«
»Ja«, brummt Hon Don durch zusammengebissene Zähne, »das sind sie.«
Fünfzehn Minuten später kniet Joshua Joseph Spork in einem Berg von Lokalzeitungen und schneidet kleine Anzeigen aus, um eine geheime Nachricht zu entschlüsseln: ein Musterbeispiel paranoider Schizophrenie. Die Schere aus dem Handarbeitsset mit ihren
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