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Der goldene Schwarm - Roman

Der goldene Schwarm - Roman

Titel: Der goldene Schwarm - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Knaus Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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irgendwer auf die Idee käme, den Stall auszurauben, mein ich.«
    »Das ist wahr«, stimmt der erste Mann zu. »Gibt es einen bestimmten Zeitpunkt, Mr Spork, von dem Sie mit Ihrem einzigartigen Verständnis des kriminellen Geistes annehmen würden, dass solch eine scheußliche Tat verübt werden könnte?«
    »Da möchte ich nicht spekulieren«, sagt Joe. »Aber so grob geschätzt, würde ich sagen, übermorgen um zwei Uhr nachts, und dann rennt wie der Teufel.«

XVII
    Zurück im Rennen;
Die alten Mitstreiter;
Der Vorsitzende weigert sich, einem
flüchtigen Kriminellen zu helfen
    Z urück im Brauereikeller starrt Joe eine lange Reihe von Schaufensterpuppen an, die ausgemusterte Armeekleidung tragen und unterschiedliche aggressive Posen einnehmen. Glatzköpfige, blinde Gegner. Hinter und neben ihnen schützen Kisten, Bretter und Wasserfässer die Backsteinmauer. Mathew hat diesen Ort seinerzeit der Übung gewidmet; hierher hat er seine Jungs vor einem großen Ding gebracht, um sie vorzubereiten, und die schummrigen gelben Glühbirnen, die sie installiert haben – und die natürlich mit illegal abgeknapstem Strom betrieben werden –, hängen noch immer von der Decke.
    Wenn Joe ehrlich ist, hätte er erwartet, inzwischen einen Plan zu haben: einen tollkühnen, gefährlichen Plan, so raffiniert wie explosiv, mit dem er die Soldaten des Opium-Khans überlisten und schachmatt setzen und ins Sharrow House hineingelangen würde. Er hatte davon geträumt, wie er mit einer Armee im Rücken aus der Kanalisation auftauchen, mit den Fassadenkletterern den Turm herabsteigen oder hinter einem Vorhang hervortreten würde, um triumphierend zu verkünden, dass er den Butler bestochen hatte.
    Stattdessen hat er nichts. Einen Gebäudeplan, der keinerlei Schwachpunkte offenbart; eine Hilfszusage bei einem eher unerheblichen Problem; eine Waffe, ein Mädchen und einen Anwalt.
    Im Halbdunkel grinst er. Zumindest dieser letzte Teil ist authentisches Gangsterleben.
    Er öffnet den Posaunenkoffer und schaut sich die Waffe an. Glänzendes, eingeöltes Metall schimmert ihm entgegen. Er wartet auf eine Offenbarung, es kommt aber nichts. Die Waffe ist ja schließlich auch bloß eine Waffe, ein veraltetes Stück Schlachtfeldausrüstung, das heiß geliebt wurde von den Alkoholschmugglern zu Zeiten der amerikanischen Prohibition. Und um ehrlich zu sein, ist sie mehr Requisit als präzises Geschütz. Es gibt bessere Waffen – gab sie sogar schon in Mathews Tagen –, leichtere, schnellere, tödlichere.
    Er packt sie aus, lässt seine Hände die Einzelteile aufeinanderstecken. Klick, schraub, klack. Rudimentär. Offensichtlich. Nicht primitiv, bloß simpel. Genau genommen ist es auf seine Weise ein elegantes Stück. Er nimmt eine Pose ein, macht Pantomime: Mich kriegst du nicht lebendig, Bulle!
    Weniger lustig als gedacht.
    Etwas vorsichtiger hebt er die Waffe auf Schulterhöhe, wählt die Einzelschuss-Option und zielt den Schießstand hinunter. Er atmet aus, lässt die Spannung in seinem Körper weichen und macht sich bereit für den Rückstoß. Beide Augen geöffnet, lässt er seinen Blick dem Lauf folgen und nimmt eine Schaufensterpuppe ins Visier. Er zielt auf den Körper und macht sich keinerlei Illusionen über seine Fähigkeiten. Er nimmt sich die Zeit, den Augenblick auszukosten. Der kleine Joe hat sich dies schließlich mehr als alles andere auf der Welt gewünscht, und nie ist es ihm erlaubt worden.
    Er drückt den Abzug.
    Der Krach ist erstaunlich. Ein Flammenstrahl schießt aus der Mündung, und der Kolben knallt gegen seinen Körper. Der Schuss jault ins Dunkle davon. Mit zusammengepressten Zähnen feuert Joe fünf weitere Male, da er eine vage Ahnung hat, dass sechs eine Meisterschützenzahl ist, und macht sich dann auf den Weg, um den Schaden zu begutachten.
    Es gibt keinen. Die Schaufensterpuppen sind unversehrt. Hinter ihnen haben die Kugeln Bretter zersplittert und Mauersteine angeschlagen.
    Er starrt die Waffe in seiner Hand an und fragt sich, ob er gleich in Tränen ausbrechen wird. Stattdessen geht er wieder zu seinem Hocker zurück, setzt sich hin und riecht den sinnlosen Pulverdampf.
    Er hat keine Ahnung, was er tun soll. Das hier sollte ihn eigentlich aufmuntern. Stattdessen hat es ihn, nun, da es schon so spät ist und das Schicksal der Welt offenkundig in der Schwebe hängt, zu Boden geschmettert.
    Also sitzt er da und starrt ins Nichts.
    »Brauchst du Hilfe?«, fragt Polly Cradle.
    Sie ist sehr leise hereingekommen, und

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