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Der Goldkocher

Der Goldkocher

Titel: Der Goldkocher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Adloff
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die Belohnung verdienen! Sollten sie ihn doch einsperren, damit er Ruhe vor ihm hatte! Lips drehte um und eilte aus dem Rathaus.

22
    Über den Versuchen wurde es vollends Herbst. Am Hofe wurden die Vorbereitungen zur Krönung des Kurfürsten zum König getroffen. Aus dem ganzen Reich strömten Pferdehändler herbei. Es war allein von 30.000Pferden die Rede, die für Reiterei, Kutschen und Rüstwagen benötigt wurden, damit der Hofstaat zu den Feierlichkeiten ins entfernte Königsberg gebracht werden konnte. Dazu kamen Heerscharen an Schokoladen-Zubereitern, die Reisebarbiere, Leibmedici, Ärzte und Reiseapotheker, Kammermohre, Läufer, Reiseleibschneider, Weißzeug-Frauen, Vize-Futter-Marschälle, Livree-Verwahrer, Lakaie, Köche, Musikanten, Mätressen, Bleicher, Sekretäre, Wagner, Bäcker, Maskenschnitzer, Fasanenmeister, Maler, Kupferstecher, Dichter und die Spione der anderen Herrscherhäuser. Die Nachfrage an Reisemedizin, Liebestinkturen und Präservativen war gewaltig.
    Böttger war fast nur noch im Laboratorium. Meist ließ er sich von Anna das Essen bringen und vor der Tür von ihr erzählen, was sie über den Prunk und Protz zur Königskrönung aufschnappte.
    »Und alles auf Pump!«, amüsierte sich Böttger später und baute wieder sein Horchrohr zusammen. »Jetzt lach doch auch mal! Du bist so verstockt geworden. Ruhig jetzt! Der Kunkel ist oben beim Zorn.« Er horchte eine Zeit lang. »Na so was!«, sagte er zwischendurch nachdenklich und horchte gespannt weiter. Schließlich zog er das Rohr wieder heraus, griff nach einem Buch und blätterte darin.
    »Was wollte denn der Herr Kunkel?«, fragte Lips.
    »Na was wohl! Rumspionieren, damit er sich mit anderer Leute Erfindungen den Geldbeutel füllen kann! Der Kunkel hat erzählt, dass der Leibniz wieder abgehauen ist mit seiner ganzen Akademie!« Böttger machte ein blödes Gesicht wie der dumme Heinrich. »Mit so einer Aftervisage! Aber der wird wiederkommen!«
    Böttger trommelte mit den Fingern auf der Tischkante. »Der Zorn hat den Kunkel abgewimmelt. Hat gesagt, er muss hoch zu seinem Weib. Dabei gehen sich die Zorns nur noch aus dem Weg. Die Zornin betet nur noch und lässt den gar nicht mehr aufsteigen.« Böttger lachte schadenfroh. »Hat die Anna erzählt! Von der Plaudertasche erfährt man alles, sag ich dir, wenn man ihr schöne Augen macht. Dabei wird die sich mit ihrem Schandmaul noch um Kopf und Kragen reden!«
    »Hat Er denn ein Auge auf Anna geworfen?«
    »Beide!« Böttger lachte in sich hinein und deutete mit den Händen zwei schwere Brüste an. »Aber ran lässt sie einen erst, wenn du ihr 'nen vollen Geldsack zeigst!« Damit war die Sache wohl für ihn abgetan, und er biss sich nachdenklich auf die Lippe. »Aber irgendwas muss der Kunkel von Lascaris' Pulver mitgekriegt haben. Irgend jemand muss dem was von meiner Probe erzählt haben. Hat er dich mal ausspioniert?«
    »Nein, Herr Böttger. Wirklich nicht. Ich schwör's.«
    »Ich würd's an deiner Stelle auch nicht zugeben!«, sagte Böttger halb im Scherz.
    Wie Lips an den folgenden Versuchen bemerkte, nahm Böttger wieder die Suche nach der Anima solis auf. Immer wieder zerschlug er mit größter Erwartung die Klumpen, die sie tagelang im Windofen gekocht hatten, und immer war es nur wertloser, bröseliger Schamott. Anfangs waren der Apotheker und Pfarrer Porstmann fast jeden Tag ins Laboratorium gekommen, aber jetzt wurden die Abstände größer. Sie fragten dann nach dem Stand der Versuche, der Apotheker kontrollierte den Verschleiß des Goldes und anderer kostbarer Materialien und drängte. Seine Geduld sei bald am Ende. Böttger wiederholte daraufhin, dass er immer mehr Widersprüche und falsche Zeichen in den alchemistischen Traktaten finden würde, die nie und nimmer einen Sinn ergeben würden, und schimpfte über das hohle Geschmiere der Herren Gern-Alchemisten. Er sei aber guten Mutes. Sehr guten Mutes.
    ***
    Der Winter brachte barbarische Kälte. Auf den Stadtwällen wurden dreifache Wachen postiert, weil die Gräben zugefroren waren und Bettelvolk über das Eis in die Stadt zu gelangen versuchte. Als der Hofstaat bei klirrender Kälte zur Krönung nach Königsberg aufbrach, stand Lips mit einigen Knechten an der Straße und versuchte durch die dichten Soldatenreihen einen Blick vom Prunk zu erhaschen. Wegen des Schneetreibens hielten sich die Schaulustigen die Hände schützend über die Augen. Die Prachtkarossen, die vorüberzogen, standen unter starker Bewachung von

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