Der Gott des Todes (Reich der Götter #1) (German Edition)
ich sie bei lebendigen Leib verbrennen würde.“ Der Adlige zog an ihren Haaren. „Seht ihr? Ohne mich wäre sie schon längst krepiert.“
Azur blieb ruhig, wenngleich er den Mann am liebsten selbst auf die Knie gezwungen und an seinen Haaren durch die Stadt gezogen hätte. Er hatte bereits dutzende Adlige erlebt und war über solch ein unmenschliches Verhalten kaum noch verwundert. Das Einzige, das sie interessierte, waren Blut, Macht und vor allem Gold. Numenez hatte ihn vor der Stadt gewarnt, doch glaubte Azur seinen Worten erst jetzt, nachdem er es mit seinen eigenen Augen sah.
„Ich wollte Euch aufhalten, da mich Eure Sklavin interessiert. Ich möchte sie Euch abkaufen.“
„Meine Sklavin steht nicht zum Verkauf“, antwortete der Adlige prompt.
„Gewiss nicht, doch bin ich gewillt Euch mit einem angemessen Preis für Euer edles Opfer zu entschädigen. Wärt ihr mit sieben Goldmünzen einverstanden?“
Der Adlige machte große Augen. Ein verschmitztes Lächeln zog sich über sein Gesicht. Der Preis war offensichtlich zu hoch für ihr Leben, doch war es Azur das Wert. Er hätte auch doppelt so viel gezahlt, nur um sie aus den Griff dieses schrecklichen Mannes zu befreien.
„Seht sie Euch genauer an, wie gut es ihr geht, jung, gesund und gut genährt. Bessere Sklaven als diese könnt ihr in ganz Relbin nicht kaufen.“
Für Azur klangen diese Worte wie Hohn, waren sie doch gelogen. Sie war in der Tat nicht so abgemagert wie die meisten Anderen, doch weit davon entfernt gut genährt zu sein. Trotz ihres jungen alters zeichneten sich bereits die schwere Arbeit auf ihre Körper ab. Ihre Wangen waren ganz eingefallen.
„Mindestens zehn Goldmünzen muss ich dafür verlangen, sonst könnte ich sie Euch auch gleich schenken.“
Azur gab ihm die verlangten Münzen. Er sollte sie haben, auch wenn er es nicht verdient hatte. Der Mann schaute sie sich argwöhnisch an, ob sie gefälscht seien. Erst als er eine von ihnen in den Mund steckte und versuchte sie zu verbiegen, gab er sich mit ihrer Echtheit zufrieden. Er gab sie seinen Wachen zur Aufbewahrung.
„Es war mir eine Freude mit Euch Geschäfte zu machen, Fremder. Gehabt Euch wohl.“
Er ging bereits los, als Azur „wartet!“, rief und ihn stoppte. „Was ist mit ihren Fesseln? Ihr habt mir noch nicht den Schlüssel dafür übergeben.“
„Ihr beliebt zu scherzen?“, fragte der Mann verwundert. „Diese Handschellen besitzen keinen Schlüssel, nicht einmal ein Schlüsselloch. Sklaven gehören einem ein Leben lang. Wenn ihr sie wieder los werden wollt, müsst ihr sie wohl verkaufen.“
Ohne zu warten schritt er fort. Alles in Azurs Körper widersetzte sich gegen dieses schreckliche Verhalten. Wie kann man einen anderen Menschen nur so sehr quälen? Das schlimmste an dem Ort jedoch war nicht die Tat selbst, sondern dass es längst zum Alltag gehörte. Die Menschen hatten sich damit abgefunden, es regelrecht akzeptiert.
Die Sklavin schmiss sich um Azurs Füße und küsste demütig seine Schuhe. Er beugte sich zu ihr herunter und hielt sie davon ab. Erst nach mehreren Versuchen hörte sie auf. Ängstlich guckte sie zu ihm hoch, sich vor einer weiteren Strafe fürchtend, kannte sie ihren neuen Herren doch nicht.
„Du kannst damit aufhören. Du musst so etwas nicht mehr machen, denn ich lasse dich frei. Du kannst machen, wonach es dir auch immer beliebt.“
Die Sklavin fing zu weinen an und schlang sich nur noch enger um Azurs Füße. „Bitte Mylord, schickt mich nicht fort. Gewiss kann ich Euch zu Diensten sein. Lasst es ich mich versuchen. Ich werden alles machen, was ihr wünscht, nur schickt mich nicht fort.“
Numenez kratzte sich nachdenklich am Hinterkopf. „Was habt Ihr jetzt vor Azur? Wollt Ihr jedem Adligen in der Stadt zehn Goldmünzen für jeden einzelnen seiner Sklaven anbieten? Selbst Euer Münzbeutel sollte nicht groß genug dafür sein.“
„Aber ich konnte nicht tatenlos mit ansehen, wie er ihr Leid zufügt. Ich musste etwas machen!“, protestierte Azur.
„Wer hätte gedacht, dass selbst Ihr ein Narr sein könnt? Eure Güte kann ebenso verletzen, wenn sie aus Schwäche erwächst. Was habt Ihr mit der jungen Frau vor? Glaubt Ihr sie könnten in einer Stadt wie dieser jemals frei sein? Sie braucht einen Herren und Ihr seid nicht der Richtige dafür.“
Numenez hatte leider recht. Nur weil er einer Sklavin half, würde dies nicht die ganze Stadt verändern. Ihre Gebräuche wuchsen über Jahrhunderte hinweg. Alleine war er
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