Der Gott des Todes (Reich der Götter #1) (German Edition)
sah sich verwirrt um, war er doch einer der Wenigen, die noch immer ihre Armbrüste fest umklammerten. Azur konnte sich denken, was in ihm vorging. Er sah es als seine Pflicht, das Leben aller zu beschützen, selbst wenn es das eines Einzelnen kostete.
„Wie entscheidest du dich, Vater?“ Feys Stimme klang bittend durch die kühle Nachtluft. „Wirst du die Bestie und mich töten, oder unser beider Leben verschonen?“
„Du lässt du mir keine andere Wahl.“
Azur stockte der Atem, doch da knallte Garoths Armbrust scheppernd zu Boden. Dem Mann lag das Wohl seines Dorfes gewiss am Herzen, doch seine Tochter liebte er mehr.
„Ich will, dass du glücklich bist, Liebes.“
„Vater!“ Fey schluchzte auf.
„Ihr seid doch alle verrückt!“, brüllte Perig wütend. „Dann muss eben ich allein diesem Wahnsinn ein Ende setzen.“
Er richtete sein Armbrust auf den Werwolf und schoss. Seine Hand zitterte so sehr dabei, dass er die Armbrust verzog. Entsetzt erkannte Azur, dass der Pfeil Fey treffen würde. Bevor er aufschreien konnte, schubste der Werwolf Fey zur Seite. Der Bolzen drang tief in seine Schulter. Blut färbte das graue Fell rot. Der Werwolf jaulte auf, machte aber keine Anstalten auf den Schützen loszugehen, im Gegenteil. Er legte sich friedlich hin und versuchte, die Wunde abzulecken.
„Ifferdent!“ Fey kniete sich neben ihn. „So helft ihm doch! Warum hilft ihm denn keiner?“
Perig war in sich zusammengesunken, so als ob ihm erst jetzt aufgegangen war, was er in seiner Eifersucht beinahe angerichtet hätte. Azur war der erste, der zu Fey trat. Besorgt musterte er die Wunde, aus der immer noch Blut quoll, allerdings nicht mehr viel.
„Wenn es stimmt, was man sich von Werwölfen und ihrer ungewöhnlich schnellen Wundheilung sagt, wird der Junge das bisschen da ohne Zweifel überleben“, erklärte Numenez bestimmt.
„Habt ihr in Eurem Haus eine Trage?“, fragte Azur. „Dann bringen wir ihn hinein. Ist ein Bader unter euch?“
„Im nächsten Dorf wohnt einer.“ Perig rappelte sich auf. „Bitte, lasst mich mit ihm gehen.“
Die Nacht des Schreckens war vorüber und ein neuer Tag brach an. Ifferdent war zwar verschont worden, doch es war immer noch nicht endgültig entschieden, was mit ihm geschehen sollte. Wehmütig ging Azur über den Dorfplatz. Er genoss zwar die Wärme der Sonnenstrahlen auf seiner Haut, die ihm über sein müdes und erschöpftes Gemüt hinweg halfen. Numenez kümmerte sich bereits um Proviant und Pferde.
Am Rande des Platzes saß Ifferdent, einsam auf einem Stein, mit gesenktem Haupt. Fieber hatte er demnach keins bekommen, auch schien er keine allzu starken Schmerzen zu haben. Er hatte Glück gehabt, dass die Muskeln eines Werwolfs so dick waren, sonst hätte er größeren Schaden davon getragen.
Wie es in seiner Seele aussah, konnte Azur nur ahnen. Leicht war es gewiss nicht. Jeder der an dem Jungen vorbei kam, mied seinen Blick. Manche waren misstrauisch, andere vielleicht nur verlegen. Azur wusste es nicht, aber er beschloss zu dem Jungen hinzugehen. Bevor er davon ritt, wollte er erfahren, was aus dem jungen Paar werden würde.
„Guten Morgen, mein Freund, wie geht es Euch?“
Ifferdent sah zu ihm hoch. Seine Augen waren leer, als wäre etwas in ihm gestorben. „Die Wunde schmerzt noch ein wenig, doch der Bader meinte, dass sie erstaunlich schnell heilt. Bei Werwölfen ist das so, sagt man und es scheint zu stimmen.“
„Dann ist ja immerhin etwas Erfreuliches an der Sache.“ Azur imponierte, dass Ifferdent so offen darüber sprach. „Es muss schwer für Euch gewesen sein.“
„Nicht nur gestern Nacht“, murmelte Ifferdent. „Sie werden versuchen mich und Fey auseinander zu drängen.“
„Das glaube ich nicht. Nicht auf Dauer. Die Leute werden mit der Zeit darüber hinwegkommen. Es sind gute Menschen und das wisst auch Ihr.“ Azur setzte sich neben ihn.
Ifferdent streckte sich, so weit es ihm die Wunde ermöglichte. „Wisst Ihr was seltsam ist, ich wollte schon immer von den Leuten hier wahrgenommen werden. Stets war es Fey, die im Mittelpunkt stand. Schon seit sie ein kleines Mädchen war. Von allen wird sie geschätzt. Alle bezaubert sie mit ihrer Schönheit und auch weil sie nicht auf den Mund gefallen ist. Sie kann viel besser reden als ich, das habt Ihr ja gesehen. Und manchmal beneidete ich sie.“ Eine Gruppe Kinder sah neugierig zu ihnen, doch sie rannten davon, als Ifferdent ihren Blick erwiderte. „Jetzt auf einmal schauen mich
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