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Der Gotteswahn

Der Gotteswahn

Titel: Der Gotteswahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dawkins
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Planetenjahre zum Ausprobieren zur Verfügung stehen. Wir haben das Fenster auch erweitert, als wir das Spektrum möglicher Universen betrachtet haben, jedes mit eigenen Gesetzen und Naturkonstanten – und mit der anthropischen Notwendigkeit, dass wir uns nur in einem der wenigen lebensfreundlichen Universen befinden können.
    Wie sollen wir Haldanes »seltsamer, als wir überhaupt annehmen können« deuten? Seltsamer, als man im Prinzip annehmen kann? Oder nur seltsamer, als wir annehmen können, weil unser Gehirn seine begrenzte entwicklungsgeschichtliche Lehrzeit in der Mittelwelt durchgemacht hat? Könnten wir uns durch Übung und Praxis aus der Mittelwelt emanzipieren, die schwarze Burka herunterreißen und eine Art intuitives – und nicht nur mathematisches – Verständnis für das sehr Kleine, das sehr Große und das sehr Schnelle erlangen? Die Antwort weiß ich wirklich nicht, aber ich finde es spannend, in einer Zeit zu leben, in der die Menschheit an die Grenzen ihrer Verständnisfähigkeit klopft. Und was noch besser ist: Vielleicht entdecken wir am Ende, dass es keine Grenzen gibt.

Nachwort

    Die Hardcoverausgabe von The God Delusion war der Überraschungsbestseller des Jahres 2006. Von der großen Mehrzahl derer, die bei Amazon persönliche Rezensionen schrieben (derzeit ungefähr 1000 Personen), wurde es freudig begrüßt. In den gedruckten Rezensionen dagegen war die Zustimmung nicht ganz so überwältigend. Ein Zyniker könnte dies auf einen fantasielosen Reflex von Feuilletonredakteuren zurückführen: »Da steht Gott im Titel, also schicken wir es einem Religionsheini.« Aber das wäre zu zynisch. Mehrere negative Rezensionen begannen mit einer Formulierung, die ich schon seit langem als verdächtig einzuschätzen gelernt habe: »Ich bin Atheist, ABER …« Dan Dennett spricht es in Breaking the Spell (»Die Durchbrechung des Zaubers«) an: Erstaunlich viele Intellektuelle »glauben an den Glauben«, obwohl ihnen selbst religiöse Überzeugungen abgehen. Diese Gläubigen zweiter Ordnung sind oft eifriger als die eigentlich Überzeugten, und ihr Eifer wird durch schmeichlerische Aufgeschlossenheit aufgeblasen: »Leider kann ich Ihren Glauben nicht teilen, aber ich respektiere ihn und sympathisiere damit.«
    »Ich bin Atheist, ABER …« Was dann folgt, ist fast immer nutzlos, nihilistisch oder – noch schlimmer – von einer Art überschwänglicher Negativität durchsetzt. Man beachte übrigens die Abgrenzung gegenüber einem anderen beliebten Gemeinplatz: »Früher war ich Atheist, aber …« Das ist einer der ältesten Tricks überhaupt, der bei Religionsvertretern von C.S. Lewis bis heute sehr beliebt war. Es dient dazu, eine Art kumpelhafte Glaubwürdigkeit aufzubauen, und das funktioniert erstaunlich oft. Man sollte darauf achten.
    Für die Website RichardDawkins.net habe ich einen Artikel mit der Überschrift »I’m an atheist BUT …« [»Ich bin Atheist, ABER …«] geschrieben; daraus übernehme ich hier die folgende Liste der kritischen oder sonstwie negativen Aussagen aus Rezensionen der Hardcoverausgabe. Diese Website, die von dem begeisterten Josh Timonen betrieben wird, wurde zum Anziehungspunkt für eine ungeheure Zahl anderer Beiträge, deren Autoren die Kritikpunkte ausnahmslos zerpflückt haben. Sie tun das in einem weniger zurückhaltenden, offenherzigeren Ton als ich selbst oder meine Kollegen, die Philosophen A.C. Grayling, Daniel Dennett, Paul Kurtz und andere, die sich in gedruckter Form äußerten.

    Man kann Religion nicht kritisieren, ohne die
    theologische Fachliteratur genau zu analysieren

    Überraschungsbestseller? Wenn ich dem Wunsch eines eher zögerlichen intellektuellen Kritikers gefolgt wäre und mich auf die erkenntnistheoretischen Unterschiede zwischen Thomas von Aquin und Duns Scotus eingelassen hätte; wenn ich Euriugena bei der Frage der Subjektivität, Rahner bei der Frage der Gnade oder Moltmann (was er vergeblich gehofft hatte) bei der Frage der Hoffnung Gerechtigkeit hätte widerfahren lassen, dann wäre mein Buch mehr als nur ein Überraschungsbestseller geworden: Es wäre ein wundersamer Bestseller gewesen. Aber darum geht es nicht. Anders als Stephen Hawking (der den Ratschlag beherzigte, dass jede Formel in seinem Buch zu einer Halbierung der Auflage führen würde) hätte ich gern auf den Bestsellerstatus verzichtet, wenn ich die leiseste Hoffnung gehabt hätte, dass Duns Scotus Licht in meine zentrale Frage hätte bringen können – die Frage,

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