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Der Graben: Thriller (German Edition)

Der Graben: Thriller (German Edition)

Titel: Der Graben: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kôji Suzuki
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Name, der eine gewisse Ähnlichkeit mit dem von Lawrence hatte. Laut Kurzbiografie war der Autor Archäologieprofessor an der Universität von London. Trotz seines umfassenden Wissens kannte Shinichiro die Arbeiten des Professors nicht. Als er sich jedoch in das Buch vertiefte, war er völlig gefesselt. Es ging um die Rätsel der Frühgeschichte, ein Thema, das ihn faszinierte und seine Fantasie gefangen nahm. Das Buch war allerdings alles andere als ein Bestseller; selbst in Großbritannien war es kaum bekannt.
    Ich will dieses Buch ins Japanische übersetzen , dachte sich Shinichiro. Er war nicht davon überzeugt, dass das Buch sich in Japan gut verkaufen würde. Dennoch fühlte er irgendwie, dass es seine Bestimmung war, das Buch zu übersetzen.
    Nach zwei Jahren Studium im Ausland kehrte Shinichiro nach Japan zurück und schickte sein übersetztes Manuskript an alle namhaften Verlage. Während seines Auslandsaufenthaltes hatte er den Autor persönlich getroffen und die Erlaubnis erhalten, die Übersetzung zu veröffentlichen. Nun musste er nur noch einen Verlag finden, der das Buch drucken wollte. Er versuchte es mit unangemeldeten Besuchen und über Beziehungen, doch die Reaktionen waren stets nur mäßig. Es war nicht klar, ob die Verleger das Manuskript überhaupt gelesen hatten, denn alle erklärten nur unverbindlich, sie sähen keinen großen Markt dafür. Andererseits lehnte es auch keiner rundheraus ab. Im Grunde wirkte es so, als wollten sie das Buch nicht veröffentlichen, es wollte jedoch auch keiner, dass ein anderer Verlag damit einen Bestseller landete.
    Hätte er wenigstens ein klares Ja oder Nein zu hören bekommen, dann hätte Shinichiro überlegen können, wie er weiter vorgehen wollte. Doch da sie ihn einfach monatelang hinhielten, bekam er das Gefühl, das Ganze sei reine Zeitverschwendung. Frustriert beschloss er, sein Studium aufzugeben, einen eigenen Verlag zu gründen und das Buch selbst herauszugeben.
    Für die Geschäftsgründung lieh er sich Geld von seiner Mutter, und er stellte einen jungen Lektor ein, den das Manuskript fasziniert hatte, der jedoch von seinem Chef gezwungen worden war, es abzulehnen. Schon bald hatte Shinichiro aus seinem Unternehmen eine Aktiengesellschaft gemacht und schickte sich an, einen Verlagscode zu erwerben.
    Als Shinichiro im folgenden Jahr trotz immenser Schulden im Begriff war, seine Übersetzung zu veröffentlichen, bescherten ihm die Götter einen völlig unerwarteten Segen. In Großbritannien waren wissenschaftliche Beweise einer von Wolles propagierten Theorie entdeckt worden, und die Nachricht ging rasch um die Welt.
    An einem Ort in Südamerika, den Wolles in Die gefiederte Schlange exakt vorhergesagt hatte, waren Ruinen einer antiken Zivilisation ausgegraben worden. Seine Hypothese hatte aufs Haar genau gestimmt. Im neunzehnten Jahrhundert hatte der deutsche Hobbyarchäologe Heinrich Schliemann die Theorie aufgestellt, dass die Epen Homers auf historischen Fakten beruhten. Er hatte behauptet, das legendäre antike Troja habe in Hisarlik in der nördlichen Türkei gelegen, was zur Ausgrabung eines Schatzes mit Relikten aus der frühen Bronzezeit geführt hatte. Nun stürzten sich die Medien auf Wolles, priesen ihn als Schliemann der Moderne und rühmten seine Leistungen. Das Buch, in dem er seine Theorien niedergeschrieben hatte, Die gefiederte Schlange , ging in Europa bald weg wie warme Semmeln.
    Shinichiros Übersetzung hätte in Japan zu keinem besseren Zeitpunkt erscheinen können. Die Presse stürzte sich auf ihn. Plötzlich war Shinichiro der Mann der Stunde, der sechsundzwanzigjährige Studienabbrecher mit der erstaunlichen Weitsicht, eine brillante Abhandlung zu erkennen, zu übersetzen und persönlich zu veröffentlichen. Seine beeindruckende Eigeninitiative fand großen Beifall und wurde vor allem von der jüngeren Generation bewundert.
    Aufgrund all dieser kostenlosen Werbung musste das Buch ein ums andere Mal nachgedruckt werden, und schon bald hatte es sich über eine Million Mal verkauft.
    Unterdessen entwickelte sich zwischen Shinichiro und Wolles eine Freundschaft, die über das Verhältnis von Autor und Übersetzer hinausging, und Wolles räumte Shinichiro die exklusiven Rechte zur Veröffentlichung all seiner Werke ein. Seine Zuneigung zu Shinichiro erklärte Wolles so: »Auch wenn die Aussichten gering waren, dass das Buch sich verkaufen würde, hat er seinen Wert erkannt und sich die Mühe gemacht, es zu übersetzen. Solche

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