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Der Graf von Monte Christo 2

Der Graf von Monte Christo 2

Titel: Der Graf von Monte Christo 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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gekannt hatten und geduldig warteten, bis die Feuchtigkeit sie wieder zusammenfügte.
    Dieses trotz seines Alters reizende, trotz seines ärmlichen Äußern heitere Haus war genau dasselbe, das ehemals der Vater Dantès bewohnt hatte. Nur hatte der Greis in der Dachkammer gewohnt, und der Graf hatte das ganze Haus Mercedes zur Verfügung gestellt.
    Hier war die Frau im langen Schleier, die Monte Christo sich von dem abfahrenden Schiff hatte entfernen sehen, eingetreten.
    Sie schloß die Tür in demselben Augenblick, da er an der Straßenecke erschien.
    Für ihn waren die ausgetretenen Steinstufen alte Bekannte; er verstand besser als irgend jemand diese alte Tür zu öff nen, deren im Innern angebrachte Klinke durch einen Nagel mit dickem Kopf gehoben wurde.
    Er trat ein, ohne anzuklopfen. Am Ende eines mit Ziegeln gepfl a-sterten Ganges öff nete sich ein sonniges Gärtchen, dasselbe, in dem Mercedes an dem bezeichneten Platz die Summe gefunden hatte, deren Vergrabung der Graf zartfühlend vierundzwanzig Jahre zu-rückdatiert hatte. Von der Schwelle der Straßentür bemerkte man die ersten Bäume des Gartens.
    An der Gartentür angekommen, hörte Monte Christo einen Seufzer, der einem Schluchzen glich; in einer Jasminlaube mit dichtem Blätterwerk und langen, purpurnen Blüten saß Mercedes vorge-neigt und weinte.
    Sie hatte den Schleier zurückgeschlagen; das Gesicht in beide Hände verborgen, ließ sie ihren Seufzern und ihrem Schluchzen, die so lange durch die Gegenwart ihres Sohnes zurückgehalten waren, freien Lauf.
    Monte Christo trat einige Schritte vor; der Sand knirschte unter seinen Füßen.
    Mercedes hob den Kopf und stieß einen Schreckensruf aus, als sie einen Mann vor sich stehen sah.
    »Gnädige Frau«, sagte der Graf, »es ist nicht mehr in meiner Macht, Ihnen das Glück zu bringen, aber ich biete Ihnen den Trost an; wollen Sie ihn annehmen als von einem Freund kommend?«
    »Ich bin in der Tat sehr unglücklich«, antwortete Mercedes; »ich bin allein auf der Welt … Ich hatte nur meinen Sohn, und er ist von mir gegangen.«
    »Er hat wohlgetan, gnädige Frau«, entgegnete der Graf, »er ist ein edles Herz. Er hat erkannt, daß jeder Mann dem Vaterland einen Tribut schuldig ist: der eine sein Talent, der andere seinen Fleiß, dieser sein Studium, jener sein Blut. Wäre er bei Ihnen geblieben, so hätte er sein Leben nutzlos verbraucht, er hätte sich nicht an Ihren Schmerz gewöhnen können; er wäre durch die Ohnmacht mit Haß erfüllt worden. Indem er gegen sein Unglück kämpft, wird er groß und stark werden und es in Glück verwandeln. Lassen Sie ihn Ihrer beider Zukunft wieder aufbauen; ich wage Ihnen zu versprechen, daß sie in sicheren Händen ist.«
    »Oh«, sagte die Arme, indem sie traurig den Kopf schüttelte, »dieses Glück, von dem Sie sprechen und das ich mit ganzer Seele für ihn von Gott erfl ehe, werde ich nicht genießen. In mir und um mich ist so viel vernichtet worden, daß ich mich dem Grabe nahe fühle. Sie haben gut getan, Herr Graf, mich wieder an den Ort zu bringen, wo ich so glücklich gewesen bin: Wo man glücklich gewesen ist, dort soll man sterben.«
    »Ach«, entgegnete Monte Christo, »alle Ihre Worte fallen mir bitter und brennend aufs Herz, um so mehr, da Sie recht haben, mich zu hassen; ich bin es, der all Ihr Unglück veranlaßt hat. Warum beklagen Sie mich nicht, statt mich anzuklagen? Sie würden mich dadurch noch viel unglücklicher machen …«
    »Sie hassen, Sie anklagen, Sie, Edmund … den Mann hassen und anklagen, der meinem Sohn das Leben gerettet hat, denn es war erst Ihre unheilvolle Absicht, Herrn von Morcerf den Sohn zu töten, auf den er stolz war, nicht wahr? Oh, sehen Sie mich an, und Sie werden sehen, ob nur der Schein eines Vorwurfs in mir ist.«
    Der Graf hob seinen Blick und richtete ihn auf Mercedes, die, halb aufgerichtet, ihm beide Hände entgegenstreckte.
    »Oh, sehen Sie mich an«, fuhr sie mit tiefer Schwermut fort; »man kann heute den Glanz meiner Augen aushalten; die Zeit ist nicht mehr, da ich kam, um Edmund zuzulächeln, der mich da oben am Fenster der Dachkammer erwartete, die sein alter Vater bewohnte … Seit dieser Zeit sind sehr viele schmerzliche Tage verfl ossen, die gleichsam einen Abgrund zwischen mich und jene Zeit gegraben haben. Sie anklagen, Edmund, Sie hassen, mein Freund! Nein, mich klage ich an und hasse ich! O Elende, die ich bin!« rief sie, indem sie die Hände faltete und zum Himmel aufsah. »Ich bin bestraft

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