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Der Graf von Monte Christo 2

Der Graf von Monte Christo 2

Titel: Der Graf von Monte Christo 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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Christo einen Palast gemacht hatte. Monte Christo wartete auf die beiden Nachzügler und folgte dann mit einem Lächeln, das die Gäste, wenn sie es verstanden hätten, ganz anders erschreckt haben würde als das Zimmer, das sie sich ansehen sollten.
    Man machte die Runde durch Zimmer, die nach orientalischer Art mit Diwanen und Polstern ausgestattet waren, durch Salons, die mit den schönsten Gemälden der alten Meister geschmückt waren, durch Boudoirs mit wundervollen chinesischen Stoff en; endlich gelangte man zu dem Zimmer, von dem der Graf gesprochen hatte.
    Es zeigte nichts Besonderes, es sei denn, daß es, obgleich der Tag zur Neige ging, nicht erleuchtet war und das Gepräge des Alters trug, während alle anderen Zimmer eine neue Ausstattung erhalten hatten. Diese beiden Umstände genügten in der Tat, um ihm etwas Unheimliches zu geben.
    »Hu!« rief Frau von Villefort, »das ist ja wirklich entsetzlich.«
    Frau Danglars stammelte einige Worte, die man nicht verstand.
    Die andern Gäste äußerten, daß das rotdamastne Zimmer wirklich etwas Finsteres habe.
    »Nicht wahr?« sagte Monte Christo. »Sehen Sie nur, wie das Bett sonderbar gestellt ist, welch fi nstere und blutige Decke! Und diese beiden Pastellporträts, die durch die Feuchtigkeit verschossen sind, scheinen sie nicht mit ihren bleichen Lippen und entsetzten Augen zu sagen: Wir haben es gesehen!«
    Villefort wurde blaß; Frau Danglars sank auf ein Sofa am Kamin.
    »Oh«, sagte Frau von Villefort lächelnd, »haben Sie denn den Mut, sich auf dieses Sofa zu setzen, wo vielleicht das schreckliche Verbrechen begangen worden ist?«
    Frau Danglars erhob sich rasch.
    »Und das ist noch nicht alles«, sagte Monte Christo.
    »Was gibt es noch?« fragte Debray, dem die Erregung der Frau Danglars nicht entging.
    »Ja, was gibt’s weiter?« fragte Danglars; »denn ich gestehe, daß ich bis jetzt nichts Besonderes sehe.«
    Monte Christo öff nete eine geheime Tapetentür. »Sehen Sie hier diese kleine Treppe und sagen Sie, was Sie davon denken.«
    »Welch düstrer Ausgang!« meinte Château-Renaud lachend.
    »Wahrhaftig, ich weiß nicht, ob der griechische Wein einen melancholisch macht, aber ich sehe wirklich dieses Haus ganz in Schwarz«, sagte Debray.
    Morrel war, seit von der Mitgift Valentines die Rede gewesen war, traurig und hatte kein Wort gesprochen.
    »Stellen Sie sich«, sagte Monte Christo, »einen Othello oder Abbé Granges vor, der in einer fi nstern, stürmischen Nacht vorsichtig diese Treppe hinuntersteigt, mit einer unheimlichen Bürde, die er dem Blick der Menschen, wenn nicht dem Auge Gottes entziehen will.«
    Frau Danglars, die den Arm Villeforts genommen hatte, wurde halb ohnmächtig; Villefort selbst mußte sich an die Wand stützen.
    »Mein Gott, gnädige Frau!« rief Debray. »Was haben Sie denn?«
    »Was sie hat?« sagte Frau von Villefort. »Das ist sehr einfach. Der Herr Graf erzählt uns eben schreckliche Geschichten, jedenfalls in der Absicht, uns vor Angst zu töten.«
    »Allerdings«, sagte Villefort, »Sie erschrecken die Damen.«
    »Was haben Sie denn?« fragte Debray nochmals leise Frau Danglars.
    »Nichts, nichts«, antwortete diese, indem sie sich zu fassen suchte;
    »ich bedarf der frischen Luft, weiter nichts.«
    »Wollen Sie in den Garten hinunter?« fragte Debray, indem er Frau Danglars den Arm bot und sich zu der Geheimtreppe wandte.
    »Nein«, antwortete sie; »lieber will ich hierbleiben.«
    »Aber, gnädige Frau, haben Sie denn wirklich ernstlich Angst?«
    fragte Monte Christo.
    »Nein«, antwortete Frau Danglars; »aber Sie haben eine Art und Weise, Ihrer Phantasie die Zügel schießen zu lassen, daß man denkt, es handle sich um wirklich geschehene Dinge.«
    »Nun sehen Sie, gnädige Frau, das Ganze ist ja Sache der Einbildung«, erwiderte Monte Christo; »denn warum können wir uns dieses Zimmer nicht als das gute und ehrbare Zimmer einer Familien-mutter vorstellen, dieses Bett mit den purpurnen Stoff en als ein von der Göttin Lucina besuchtes Lager, und diese geheimnisvolle Treppe als den Gang, durch den leise und um den stärkenden Schlummer der Wöchnerin nicht zu stören der Arzt oder die Amme kommt, oder den der Vater selbst benutzt, indem er das schlafende Kind fortträgt?«
    Statt bei diesem freundlichen Gemälde ruhig zu werden, stöhnte Frau Danglars plötzlich und wurde ohnmächtig.
    »Frau Danglars ist unpäßlich«, stammelte Villefort; »vielleicht sollte man sie in ihren Wagen bringen.«
    »Mein

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