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Der Graf von Monte Christo 2

Der Graf von Monte Christo 2

Titel: Der Graf von Monte Christo 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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Gott, und ich habe mein Flakon vergessen!« rief Monte Christo.
    »Ich habe das meine«, antwortete Frau von Villefort und reichte dem Grafen ein Fläschchen mit einer roten Flüssigkeit, ähnlich jener, die der Graf bei Eduard mit gutem Erfolg angewandt hatte.
    »Ah …!« sagte Monte Christo, als er das Fläschchen von Frau von Villefort entgegennahm.
    »Ja«, murmelte diese, »nach Ihrer Anweisung habe ich es versucht.«
    »Und es ist Ihnen gelungen?«
    »Ich glaube.«
    Man hatte Frau Danglars in das Nebenzimmer gebracht. Monte Christo träufelte ihr einen Tropfen der roten Flüssigkeit auf die Lippen, und sie kam wieder zu sich.
    »Ach«, sagte sie, »welch schrecklicher Traum!«
    Villefort preßte ihr die Hand, um ihr begreifl ich zu machen, daß sie nicht geträumt habe.
    Man suchte Herrn Danglars; dieser, wenig zu poetischen Eindrük-ken aufgelegt, war in den Garten gegangen und sprach mit Herrn Cavalcanti Vater von dem Plan einer Eisenbahn von Livorno nach Florenz.
    Monte Christo schien untröstlich zu sein; er nahm Frau Danglars’
    Arm und führte sie in den Garten, wo man Herrn Danglars traf, der zwischen den beiden Cavalcantis Kaff ee trank.
    »Habe ich Sie wirklich so erschreckt, gnädige Frau?« fragte der Graf.
    »Nein, aber Sie wissen, der Eindruck, den etwas auf uns macht, hängt von der Seelenstimmung ab, in der wir uns befi nden.«
    Villefort bemühte sich zu lachen. »Und dann, sehen Sie«, sagte er,
    »genügt eine Vermutung, eine Einbildung …«
    »Oh«, entgegnete Monte Christo, »Sie mögen mir glauben oder nicht, ich habe die Überzeugung, daß hier im Haus ein Verbrechen begangen worden ist.«
    »Nehmen Sie sich in acht«, warf Frau von Villefort ein, »wir haben den Staatsanwalt bei uns.«
    »Meiner Treu«, antwortete Monte Christo, »da sich das so triff t, will ich die Gelegenheit benutzen, um meine Anzeige bei ihm zu machen.«
    »Ihre Anzeige?« fragte Villefort.
    »Ja, und in Gegenwart von Zeugen.«
    »Alles das ist sehr interessant«, meinte Debray; »und wenn es sich wirklich um ein Verbrechen handelt, werden wir famos verdauen.«
    »Es handelt sich um ein Verbrechen«, sagte Monte Christo.
    »Kommen Sie hierher, meine Herren; kommen Sie, Herr von Villefort; damit die Anzeige rechtsgültig ist, muß sie an die zuständige Behörde erstattet werden.«
    Monte Christo schob den Arm der Baronin in den seinen, nahm Villeforts Arm und zog den Staatsanwalt unter die Platane, wo der Schatten am stärksten war. Alle andern folgten.
    »Sehen Sie«, sagte Monte Christo, »hier an derselben Stelle habe ich, um diese schon alten Bäume aufzufrischen, umgraben und den Boden düngen lassen; die Arbeiter haben beim Graben einen Koff er oder vielmehr den Eisenbeschlag eines Koff ers bloßgelegt, und darin befand sich das Skelett eines neugeborenen Kindes. Das ist hof-fentlich keine Gespensterseherei?«
    Monte Christo fühlte den Arm der Baronin starr werden und die Hand Villeforts zittern.
    »Ein neugebornes Kind?« wiederholte Debray. »Teufel auch! Die Sache scheint ernst zu werden.«
    »Ich habe mich also nicht getäuscht«, bemerkte Château-Renaud,
    »als ich vorhin behauptete, daß die Häuser eine Seele und ein Gesicht wie die Menschen hätten und daß sich in ihrer Physiognomie ihr Inneres widerspiegle. Das Haus war düster, weil es Gewissensbisse hatte, und es hatte Gewissensbisse, weil es ein Verbrechen barg.«
    »Oh, wer sagt, daß ein Verbrechen vorliegt?« fragte Villefort mit einer letzten Anstrengung.
    »Wie! Es ist kein Verbrechen, wenn ein Kind lebendig in einem Garten vergraben wird?« rief Monte Christo. »Wie nennen Sie das denn, Herr Staatsanwalt?«
    »Wer sagt aber, daß es lebendig begraben worden ist?«
    »Warum hätte man es da vergraben, wenn es tot gewesen wäre?
    Dieser Garten ist nie ein Kirchhof gewesen.«
    »Was macht man hierzulande mit Kindesmördern?« fragte der Major Cavalcanti naiv.
    »Oh, man köpft sie ganz einfach«, entgegnete Herr Baron Danglars.
    »Ah, man köpft sie!« wiederholte Cavalcanti.
    »Ich glaube … Nicht wahr, Herr von Villefort?« fragte Monte Christo.
    »Ja«, antwortete dieser mit einem Ton, der nichts Menschliches mehr hatte.
    Monte Christo sah, daß die beiden Personen, für die er diese Szene vorbereitet hatte, an der Grenze dessen, was sie ertragen konnten, angelangt waren, und da er nicht weitergehen wollte, sagte er: »Aber der Kaff ee, meine Herren; ich glaube, wir vergessen den Kaff ee.«
    Und er führte seine Gäste zu dem mitten auf

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