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Der Graf von Monte Christo 2

Der Graf von Monte Christo 2

Titel: Der Graf von Monte Christo 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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Tat«, sagte er, »mir ist, als ob ich Sie schon früher gesehen und gekannt hätte.«
    »Ja, Caderousse, du hast mich gesehen, hast mich gekannt.«
    »Aber wer sind Sie? Und warum, wenn Sie mich gekannt haben, lassen Sie mich sterben?«
    »Weil dich nichts mehr retten kann, Caderousse, weil deine Wunden tödlich sind. Hättest du gerettet werden können, so hät-te ich darin nochmals die Barmherzigkeit des Herrn gesehen und versucht, das schwöre ich dir beim Grabe meines Vaters, dich dem Leben und der Reue wiederzugeben.«
    »Beim Grabe deines Vaters!« sagte Caderousse, dessen Leben noch einmal auffl ackerte, indem er sich aufrichtete, um den Mann, der ihm diesen allen Menschen heiligen Schwur getan hatte, in größerer Nähe zu sehen. »Wer bist du denn?«
    Der Graf hatte den Todeskampf verfolgt und erkannte, daß dies das letzte Aufraff en des Lebens war; er trat dicht an den Sterbenden heran, betrachtete ihn mit ruhigem und zugleich traurigem Blick und fl üsterte ihm ins Ohr: »Ich bin …«
    Seine kaum geöff neten Lippen sprachen so leise einen Namen aus, als ob er selbst sich fürchtete, ihn zu hören.
    Caderousse wollte sich erheben, aber er fi el mit geschlossenen Augen, einen letzten Seufzer ausstoßend, hintenüber. Das Blut hör-te auf, aus den Wunden zu fl ießen – er war tot.
    »Einer!« sagte geheimnisvoll der Graf, die Augen auf die Leiche gerichtet.
    Zehn Minuten darauf trafen der Arzt und der Staatsanwalt ein und wurden von dem Abbé Busoni empfangen, der neben dem Toten betete.
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    Vierzehn Tage lang war in Paris nur von diesem Einbruch bei dem Grafen die Rede. Der Sterbende hatte eine Erklärung unterschrieben, in der Benedetto als der Mörder bezeichnet wurde. Die Polizei gab sich die größte Mühe, den Mörder ausfi ndig zu machen.
    Das Messer Caderousses, die Blendlaterne, die Dietriche und die Kleider, bis auf die Weste, die nicht aufzufi nden war, wurden beim Gericht niedergelegt; die Leiche wurde zum Leichenhaus gebracht.
    Der Graf antwortete allen, daß dieser Vorfall sich zugetragen habe, während er in seinem Haus in Auteuil war, und daß er deshalb nur das davon wisse, was ihm der Abbé Busoni erzählt hatte, der ihn an jenem Abend gerade gebeten habe, die Nacht in seinem Haus zubringen zu dürfen, um einige wertvolle Bücher seiner Bibliothek durchzusehen.
    Bertuccio allein erblaßte jedesmal, wenn der Name Benedetto in seiner Gegenwart ausgesprochen wurde, aber niemand hatte Grund, darauf zu achten.
    Villefort, der herbeigerufen worden war, um das Verbrechen fest-zustellen, hatte die Sache für sich in Anspruch genommen und führte die Untersuchung mit jenem leidenschaftlichen Eifer, den er bei allen Verbrechen, bei denen er als Ankläger bestimmt war, an den Tag legte.
    Aber es waren schon drei Wochen verfl ossen, ohne daß die eifrig-sten Nachforschungen irgendein Ergebnis zutage gefördert hätten, und man begann in der Gesellschaft den Einbruch bei dem Grafen und die Ermordung des Diebes durch seinen Spießgesellen zu vergessen, um sich mit der bevorstehenden Heirat des Fräulein Danglars mit dem Grafen Andrea Cavalcanti zu beschäftigen.
    Diese Heirat war jetzt beschlossene Sache, der junge Mann wurde bei dem Bankier als künftiger Schwiegersohn empfangen.
    Man hatte an den Vater Cavalcanti nach Parma geschrieben; der Alte hatte seine volle Zustimmung zu der Heirat gegeben, hatte sehr bedauert, daß sein Dienst ihn hindere, die Stadt zu verlassen, und hatte erklärt, daß er bereit sei, seinem Sohn ein Kapital von drei Millionen zu geben.
    Man war übereingekommen, daß dieses Geld bei Danglars angelegt werden sollte, der damit arbeiten wollte. Manche Leute hatten allerdings versucht, den jungen Mann zu warnen; sie bezweifel-ten die Vermögensverhältnisse seines zukünftigen Schwiegervaters, der seit einiger Zeit wiederholt Verluste an der Börse erlitten habe; aber der junge Mann hatte mit wirklich edlem Vertrauen alle diese Ratschläge zurückgewiesen und war rücksichtsvoll genug gewesen, dem Baron gegenüber kein Wort davon zu erwähnen.
    Eines Morgens erschien in einem für offi ziös geltenden Blatte folgende Notiz:
    »Der französische Offi zier im Dienst Ali Paschas von Janina, von dem vor drei Wochen in der Zeitung ›L’Impartial‹ die Rede war und der nicht allein den Türken die Schlösser von Janina ausliefer-te, sondern ihnen auch seinen Wohltäter verkaufte, nannte sich zu jener Zeit allerdings Ferdinand, wie das

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