Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Graf von Monte Christo 2

Der Graf von Monte Christo 2

Titel: Der Graf von Monte Christo 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
Vom Netzwerk:
Blatt sagte, hat aber seitdem seinem Taufnamen einen Adelstitel beigefügt.
    Er nennt sich heute Graf von Morcerf und ist Mitglied der Pairskammer.«
    Infolge dieser Notiz war die Kammer der Pairs in großer Erregung.
    Alle waren vor der für die Sitzung anberaumten Stunde gekommen und unterhielten sich über die Zeitungsmeldung, die eines der bekanntesten Mitglieder der Kammer bloßstellte.
    Man las leise den Artikel vor und machte seine Bemerkungen dazu.
    Der Graf von Morcerf war unter seinen Kollegen nicht beliebt; wie alle Emporkömmlinge hatte er ein übermäßig stolzes Wesen zur Schau tragen müssen, um sich in seinem Rang zu behaupten. Die vornehmen Aristokraten lachten über ihn, die Talente wollten nichts von ihm wissen, und die Männer von ehrlich verdientem Ruf ver-achteten ihn.
    Der Graf von Morcerf war der einzige, der von nichts wußte; er las nicht das Blatt, in dem der Artikel stand, und hatte den Morgen damit zugebracht, Briefe zu schreiben und ein Pferd zu prüfen. Sein Sohn Albert war vor einigen Tagen mit dem Grafen Monte Christo nach dessen Gut in der Normandie gereist.
    Der Graf von Morcerf trat also um seine gewohnte Stunde mit erhobenem Haupt und stolzem Gang in den Sitzungssaal, ohne das Zögern der Saaldiener und die halben Grüße seiner Kollegen zu bemerken. Die Sitzung war schon seit mehr als einer halben Stunde eröff net.
    Obgleich sein Auftreten sich nicht von seinem gewöhnlichen unterschied, so erschien er doch allen noch stolzer als gewöhnlich, und seine Anwesenheit bei dieser Gelegenheit schien dieser Versammlung, die so eifersüchtig über ihre Ehre wachte, so herausfordernd, daß alle sie für unpassend, manche sogar für eine Beleidigung hielten.
    Es war augenscheinlich, daß die ganze Kammer vor Begierde brannte, die Debatte zu eröff nen. Man sah die Zeitung in allen Händen; aber jeder zögerte, den Angriff zu beginnen. Endlich bestieg einer der ehrenwerten Pairs, ein erklärter Feind des Grafen von Morcerf, die Tribüne mit einer Feierlichkeit, die ankündigte, daß der erwartete Augenblick gekommen sei. Tiefe Stille trat ein; Morcerf allein kannte den Grund der Aufmerksamkeit nicht, die man diesmal einem Redner schenkte, um den das Haus sich sonst nicht viel zu kümmern pfl egte, wenn er sprach.
    Der Graf ließ ruhig die Einleitung hingehen, in der der Redner er-klärte, daß er von einer ernsten, heiligen, von einer für die Kammer lebenswichtigen Sache sprechen wolle, die die ganze Aufmerksamkeit seiner Kollegen erfordere. Bei den ersten Worten von Janina und dem Offi zier Ferdinand wurde der Graf von Morcerf so blaß, daß ein Beben durch die Versammlung ging, deren Augen auf ihn gerichtet waren.
    Nachdem der Redner den Artikel verlesen hatte, setzte er seine Bedenken auseinander und wie schwierig seine Aufgabe sei; er wolle die Ehre des Grafen von Morcerf, die Ehre der ganzen Versammlung verteidigen, indem er diese Dinge vorbringe. Zum Schluß forderte er dann eine Untersuchung, die die Verleumdung totmache, ehe sie sich noch weiter ausbreite.
    Morcerf war so niedergeschmettert von diesem ungeheuren und unerwarteten Schlag, daß er kaum einige Worte stammeln konnte und seine Kollegen fassungslos ansah. Man konnte seine Fassungs-losigkeit ebensogut für das Erstaunen eines Unschuldigen wie für das Geständnis eines beschämten Schuldigen ansehen, und so wurde die Stimmung ein wenig günstiger für ihn.
    Der Präsident ließ über den Vorschlag einer Untersuchung abstim-men; der Vorschlag wurde angenommen. Der Graf wurde gefragt, wieviel Zeit er brauche, seine Rechtfertigung vorzubereiten.
    »Meine Herren Pairs«, antwortete der Graf, der seinen Mut wiedergefunden hatte, »man braucht keine Zeit, um solch einen Angriff , wie ihn unbekannte Feinde, die ohne Zweifel im Dunkel geblieben sind, in diesem Augenblick gegen mich richten, zurückzuschla-gen; ich muß auf der Stelle, muß mit einem Donnerschlag auf den Blitzstrahl antworten, der mich einen Augenblick geblendet hat. Oh, daß ich statt solcher Rechtfertigung mein Blut vergießen könnte, um meinen Kollegen zu beweisen, daß ich würdig bin, an ihrer Seite zu sitzen!«
    Diese Worte machten einen günstigen Eindruck.
    »Ich bitte also darum«, fuhr er fort, »daß die Untersuchung so schnell wie möglich stattfi nde, und werde der Kammer alle nötigen Belege liefern.«
    »Welchen Tag bestimmen Sie?« fragte der Präsident.
    »Ich stelle mich von heute an der Kammer zur Verfügung«, antwortete der Graf.
    Der

Weitere Kostenlose Bücher