Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine
machte. Eine Verschwörung gegen den Ersten Konsul wurde angezettelt.
Die Verschwörer beabsichtigten, Bonaparte während einer Truppeninspektion und vor den Augen seines Gefolges aus Generälen und Ordonnanzen vom Pferd zu stoßen und unter den Pferdehufen zu Tode treten zu lassen. Große Hoffnungen setzten die Verschwörer bei all ihren Projekten stets in Bernadotte, den Kommandanten der Armee im Westen, der sich zurzeit allerdings in Paris aufhielt, und in Moreau, der auf seinem Landgut Grosbois schmollte, weil ihm sein glänzender Sieg bei Hohenlinden, der den Krieg mit Österreich beendet hatte, mit Undank gelohnt worden war.
Daraufhin gelangten drei Schmähschriften nach Paris, die in Form einer Ansprache an die französischen Armeen gehalten waren. Sie kamen aus dem Generalquartier in Rennes, das heißt von Bernadotte. In ihnen wurde der korsische Tyrann verunglimpft, der feige Mörder Klébers , denn die Nachricht von dessen Tod verbreitete sich gerade in Paris, und nicht nur wahrheitswidrig, sondern sogar gegen jede Wahrscheinlichkeit wurde dieser gewaltsame Tod demjenigen angelastet, dem der eine Teil Frankreichs alles Gute zuschrieb, was sich ereignete, und der andere Teil alles Böse. Nach diesen blutigen Themen wurden Bonapartes capucinades mit beißendem Spott bedacht, und das Ganze gipfelte in einem Aufruf, sich gegen ihn zu erheben und ihn mitsamt seiner korsischen Sippschaft vom Erdboden zu tilgen.
Diese Pamphlete wurden mit der Post an alle Generäle, kommandierenden Generäle und ranghöheren Offiziere geschickt, doch hatte Fouchés Polizei jede dieser Sendungen mit Ausnahme der allerersten beschlagnahmt. Die erste Sendung war in der Eilpost von Rennes nach Paris gelangt,
in einem Butterfässchen, das an General Moreaus Aide de Camp Rapatel geliefert wurde.
An dem Tag, an dem Bonaparte Fouché kommen ließ, damit dieser mit ihm die Liste der Freunde und Feinde zusammenstellte, hatte Fouché sich darauf eingerichtet, mit den Beweisen der Offiziersverschwörung im Tuilerienpalast vorzusprechen.
Bei Bonapartes ersten Worten begriff Fouché, dass er keinen besseren Zeitpunkt hätte wählen können, denn er führte von jedem der drei Pamphlete ein Exemplar mit sich. Er wusste, dass ein Packen Pamphlete an Rapatel abgeschickt worden war, was bedeutete, dass Moreau auf jeden Fall Mitwisser, wenn nicht gar Mitanstifter dieses Umsturzversuches war, der zum Ziel hatte, in alle Ränge des Heeres Brandsätze zu schleudern.
Es war die Zeit, zu der Bonaparte Ehrensäbel und Ehrengewehre verlieh, eine Vorstufe zur Verleihung des Ordens der Ehrenlegion. Moreau, angespornt durch seine Frau und seine Schwiegermutter, die sich mit Joséphine überworfen hatten und sie mit ihrem Hass verfolgten, hatte sich über diese Ehrengaben lustig gemacht; Fouché berichtete Bonaparte, im Verlauf eines großen und prunkvollen Diners bei Moreau sei dem Koch eine Ehrenkasserolle verliehen und bei einer Wildschweinjagd sei der Jagdhund, der sich am tapfersten in der Verfolgung hervorgetan und drei Bisswunden davongetragen hatte, mit einem Ehrenhundehalsband ausgezeichnet worden.
Solche Bosheiten verübelte Bonaparte dem Urheber ganz ungemein, umso mehr, als sie sich so massiert ereigneten. Er verlangte von Fouché, sich auf der Stelle zu Moreau zu begeben und eine Erklärung von ihm zu fordern. Moreau jedoch lachte nur über die Botschaft, tat die »Butterfässchenverschwörung« als Kinderei ab und gab zur Antwort, wenn Bonaparte als Regierungsoberhaupt Ehrensäbel und Ehrengewehre verteile, könne er als Oberhaupt seines Hauses dort nach eigenem Gutdünken Ehrenkasserollen und -hundehalsbänder verteilen.
Fouché war selten entrüstet, doch diesmal kam er voller Entrüstung zurück.
Als Bonaparte den Bericht seines Ministers vernahm – des Polizeiministers, der nur für ihn allein da war -, geriet er in maßlosen Zorn.
»Moreau ist der Einzige, der neben mir etwas taugt, und es geht nicht an, dass Frankreich darunter leidet, zwischen ihm und mir hin- und hergezerrt zu werden. Wäre ich an seiner Stelle und er an meiner, diente ich
ihm mit Vergnügen als sein erster Aide de Camp. Wenn er aber denkt, er könnte sich ein Regierungsamt zutrauen! … Armes Frankreich! Nun, wohlan! Er soll sich morgen früh um vier Uhr im Bois de Boulogne einfinden, und dann werden wir mit dem Säbel die Entscheidung ausfechten. Fouché, Sie werden ihm meinen Befehl übermitteln, Wort für Wort.«
Bonaparte wartete bis um Mitternacht. Um
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