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Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine

Titel: Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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ganze ehrbare diplomatische Korps in der tiefsten Verwirrung zurück, die es seit Langem erlebt hatte.

31
    Der Krieg
    Das dünne Eis friedlichen Einvernehmens war gebrochen. Bonapartes Auftritt vor Lord Whitworth kam einer Kriegserklärung gleich.
    In der Tat ließ England es sich von diesem Moment an angelegen sein, Malta zu behalten, obwohl es sich verpflichtet hatte, die Insel zu verlassen.
    Unseligerweise besaß England seinerzeit eine jener Übergangsregierungen, die sich ihre wichtigsten Entscheidungen von der öffentlichen Meinung aufnötigen lassen, statt sie im Interesse des Staates zu treffen.
    Es handelte sich um die Regierung Addingtons und Hawkesburys, die durch ihre Fehlentscheidungen seither zu so traurigem Ruhm gelangt ist.
    George III. von England befand sich in einer eigenartigen Zwickmühle zwischen der Tory-Regierung Mister Pitts und der Whig-Regierung Mister Foxes. Mit Mister Pitt teilte er die politischen Ansichten, doch den Menschen konnte er nicht ausstehen. Mister Fox brachte er als Person die größte Hochachtung entgegen, doch seine politischen Ansichten waren ihm ein Gräuel. Und um weder auf den einen noch den anderen dieser Rivalen um das Regierungsamt zurückgreifen zu müssen, behielt er die Regierung
Addington, die wie alles Provisorische zu einer Dauereinrichtung geworden war.
    Am 11. Mai ersuchte der englische Botschafter um Pass und Reisepapiere.
    Die Abreise Lord Whitworths erregte ein Aufsehen, wie man es bei einem ähnlichen Anlass noch nie erlebt hatte. Seit sich herumgesprochen hatte, dass er seine Reisepapiere beantragt hatte, warteten zwei- bis dreihundert Neugierige von morgens bis abends vor den Pforten des Stadtpalais, in dem er residierte.
    Als zuletzt die Wagen herausfuhren, wurde dem scheidenden Botschafter seitens der Zuschauer lebhafteste Sympathie bekundet, denn jedermann wusste, dass er sich bis zuletzt für den Frieden eingesetzt hatte.
    Wie alle tatkräftigen Menschen hatte Bonaparte, sobald er sich für den Frieden entschieden hatte, dessen Vorzüge zu schätzen gewusst und die Vorteile, die er für Frankreich daraus beziehen konnte, in den leuchtendsten Farben gesehen. Unversehens mit aller Gewalt in die entgegengesetzte Richtung genötigt, gelangte er zu dem Schluss, wenn er nicht der Wohltäter Frankreichs und der ganzen Welt sein könne, wolle er sie wenigstens das Staunen lehren. Die dumpfe Abneigung, die er England schon immer entgegengebracht hatte, verwandelte sich nun in überschäumenden Hass, begleitet von größenwahnsinnigen Zukunftsplänen. Die Meerenge zwischen Dover und Calais war keine größere Entfernung als die Strecke, die er beim Überqueren des Sankt Bernhard zurückgelegt hatte, und er dachte sich, wenn er die Alpen bezwungen hatte, im tiefsten Winter, vorbei an Abgründen und oft ohne erkennbaren Weg, über schneebedeckte Berge, die als unüberwindlich galten – wenn all das also nur eine Frage des Transports war, warum sollte ihm dann die Eroberung Englands nicht ebenso gelingen können wie die Eroberung Italiens, vorausgesetzt, er brachte genug Schiffe auf, um eine Armee von hundertfünfzigtausend Mann über den Ärmelkanal zu transportieren? Er ließ die Personen in seiner Umgebung vor seinem inneren Auge Revue passieren und erwog, auf wen er sich verlassen konnte und vor wem er sich in Acht nehmen musste. Die Gesellschaft der Philadelphes war noch immer eine Geheimgesellschaft, doch das Konkordat hatte den Hass der republikanischen Generäle erneut geschürt und vermehrt. All die Apostel der Vernunft – ob Dupuis, Monge oder Berthollet -, die man mit Mühe und Not dazu bewegen konnte, Gott eine gewisse Göttlichkeit zuzuerkennen, waren keineswegs bereit, dem Papst einen besonderen Status einzuräumen. Als halber Italiener
war Bonaparte vielleicht nur bedingt religiös, doch abergläubisch war er immer gewesen. Er glaubte an Vorahnungen, Voraussagen, Wahrsager; und wenn er sich dazu hinreißen ließ, in Joséphines engerem Kreis über die Religion zu sprechen, waren seine überspannten Ideen für die Zuhörer nicht selten verstörend.
    Eines Abends sagte Monge zu ihm: »Citoyen Erster Konsul, hoffen wir nur, dass wir nicht zum Beichtzettel zurückkehren.«
    »Das kann man nie wissen«, erwiderte Bonaparte ungerührt.
    Das Konkordat hatte Bonaparte mit der Kirche ausgesöhnt, aber es hatte ihn mit einem Teil seiner Armee entzweit. Die Philadelphes schöpften Hoffnung und wähnten den Moment gekommen, der ein Handeln erforderlich

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