Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine
uns zu Hilfe, denn Sie müssen wissen, meine Damen, dass die Tage ungetrübter Freuden vorbei sind, denn wir laufen Gefahr, unversehens angegriffen zu werden. Heute Abend wird noch getanzt werden, doch ab morgen oder übermorgen gibt es nur noch Musik, und zwar jene Musik, zu der die Männer allein tanzen.«
General Lamarque verneigte sich vor der Prinzessin als Mann von Welt und als Mann des Krieges; beide Eigenschaften vereinigte er in sich aufs Vollkommenste.
Die Prinzessin wiederum stand ein wenig eingeschüchtert da und hielt den Kalpak des jungen Schwadronschefs in der Hand.
»Ach ja«, sagte der Vizekönig, »das ist der Federbusch unseres jungen Kuriers, wahrscheinlich das Geschenk einer Fürstin, denn mit den Bezügen eines Schwadronschefs kann man sich solche Kostbarkeiten wohl kaum leisten.«
»Ich bitte Sie«, sagte eine der Hofdamen, »vergessen Sie nicht, dass dieser Mann seiner Mannschaft sein Prisengeld von fünfhunderttausend Francs geschenkt hat.«
»Verzeihung«, sagte der General und streckte die Hand aus, um den Gegenstand
zu betrachten, der die Damen so beschäftigte, »aber mir scheint, ich kennte diesen Federbusch.«
Er sah ihn aufmerksam an.
»Aber ja!«, fuhr er fort. »Das ist der Federbusch unseres Freundes René!«
»Sie kennen den jungen Mann?«, fragte Prinz Eugène.
»Sehr gut sogar«, erwiderte Lamarque.
»Und dieser Federbusch?«, fragte die Prinzessin.
»Den hat ihm König Murat geschenkt, damit er ihm als Talisman Tag und Nacht den Zugang zu seinem Palast ermöglicht; ist er hier?«
»Gewiss doch, der Kaiser hat ihn mir als Sonderkurier gesandt. Er kam vor zwei Stunden erst an.«
»Und Eure Hoheit kannten ihn vorher nicht?«
»Nein.«
In diesem Augenblick betrat René den Salon, nachdem er sich im Vorraum mit den Adjutanten unterhalten hatte.
»Darf ich Sie mit ihm bekannt machen?«
»Gewiss.«
»O ja!«, rief die Prinzessin, welche die Neugier teilte, die dem jungen Offizier von den anderen Damen entgegengebracht wurde.
General Lamarque tat einen großen Schritt auf René zu, der einen Freudenruf ausstieß, als er ihn sah; der General nahm ihn bei der Hand, trat auf den Prinzen und die Prinzessin zu und sagte: »Ich habe die Ehre, Euren Hoheiten den Sieger von Capri vorzustellen.«
»Capri!«, rief der Prinz. »Ich dachte, das wären Sie!«
»Eingenommen habe ich die Insel in der Tat«, sagte Lamarque, »aber Monsieur hat sie mir übergeben.«
»Oh, Hoheit«, fiel René ein, »glauben Sie ihm nicht -«
»Schweigen Sie, Schwadronschef!«, sagte Lamarque. »Und ich befehle Ihnen, mir nicht wieder ins Wort zu fallen!« Dann fügte er lachend hinzu: »Wenn ich von Ihnen sprechen will, wohlgemerkt!«
»General«, sagte der Prinz, »wären Sie so freundlich, mich in mein Arbeitskabinett zu begleiten: Es gibt viel zu besprechen.« Dann wandte er sich an René mit größerer Höflichkeit, als er es zehn Minuten zuvor getan hätte, und sagte: »Sie können mit uns kommen, Monsieur.«
DRITTES KAPITEL
Vorbereitungen
Eine große Karte des vormaligen Friaul lag auf einem Tisch im Arbeitskabinett des Prinzen.
Der Prinz trat hinzu und legte den Finger auf Udine.
»General«, sagte er zu Lamarque, »der Kaiser hat mir ein großes Geschenk gemacht, indem er Sie zu mir schickte; nun obliegt es mir, Sie mit den Nachrichten vertraut zu machen, die Monsieur mir überbracht hat.
Allem Anschein nach will Österreich unseren Friedensvertrag brechen und uns am 12. dieses Monats angreifen. Dies habe ich vor kaum zwei Stunden erfahren, und ich habe sämtliche Kommandeure anweisen lassen, ihre Truppen um Udine herum zusammenzuziehen, doch die Truppen, die aus Italien kommen, brauchen mindestens fünf bis sechs Tage, bevor sie hier sein werden.«
»Mein Prinz, gestatten Sie mir die Frage, mit welchem Gegner Sie zu tun haben werden«, sagte General Lamarque, »wo seine Truppen stehen und wie viel Mann sich unter seinem Befehl gesammelt haben dürften?«
»Der Name meines Gegners ist Erzherzog Johann.«
»Umso besser!«, sagte General Lamarque.
»Warum umso besser?«
»Weil er der Unerfahrenste und Waghalsigste der drei Brüder ist. Er wird einen Fehler machen, der Eurer Hoheit zupasskommen wird.«
»Leider«, erwiderte der Prinz seufzend und mit kaum merklichem Achselzucken, »bin auch ich nicht sonderlich erfahren, aber wir werden unser Bestes tun... Aber Sie haben mir drei Fragen gestellt.«
»Ich wollte wissen, wo die österreichischen Truppen ihr Standquartier
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