Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers
zwischen sinnvoller Sorge und Bemuttern schien ihm derzeit schwierig zu finden. »Ich schicke nach Tee ...«
»Natürlich tust du das.« Beguchrens Tonfall war beruhigend trocken. »Es geht mir gut, Gerent. Du brauchst nicht so auf mich achtzugeben. Geh nur, wenn du möchtest.«
Gerent zuckte unverbindlich die Achseln. »Wenn du meinst. Ich verstehe es aber nicht. Du sagst, es wären keine Greifen über uns; es ist ja auch schon fast dunkel. Wenn du ...« – so schwach bist – »... jetzt schon solche Schwierigkeiten hast, wie kannst du dann nur diesem mächtigen Greifenmagier gegenübertreten, der dein Feind ist, wie du sagst, geschweige denn der Feuermagierin, die er geschaffen hat?«
Beguchren lächelte leise und lehnte im Sessel den Kopf an. »Körperliche Kraft ist in einer Auseinandersetzung dieser Art weniger wichtig, als du vielleicht denkst. Außerdem werde ich, Gerent, wenn es zu dieser Konfrontation kommt, nicht allein sein.«
Gerent musterte ihn einen Moment lang. Dann sagte er nur: »In Ordnung«, und wandte sich zum Gehen.
»Gerent!«, rief ihm Beguchren nach, und der Angesprochene drehte sich überrascht um. Der Magier sagte jedoch nichts weiter, sondern blickte ihn nur mit einer für ihn untypischen Unschlüssigkeit an.
Einen Augenblick später schüttelte Gerent den Kopf. »Es wird alles gut«, sagte er leise. »In drei Tagen und gewiss auch heute Nacht. Ruh dich aus. Der Dienstbote bringt bald den Tee. Und alles, was du sonst noch brauchst, da bin ich mir sicher. Ich sehe morgen nach dir. Ich verspreche es.« Er ging zur Tür, wo er einen Blick zurück auf den Magier warf. Beguchren saß still da und sah ihn an, die Miene undeutbar, die feinen Gesichtszüge im Schatten der seitlichen Kopfstützen. Gerent zögerte noch einen Augenblick lang. Dann ließ er Beguchren allein im Dunkeln sitzen.
Aben Annachudran wartete nach wie vor in der Bibliothek, die auch Studier- und Musikzimmer war, als Gerent dort wieder eintrat. Er war allein und wendete gedankenverloren die Seiten eines so großen Buches, dass es kaum Platz auf dem Schreibtisch fand. Es war in schwarzes Leder gebunden ... Erichstreibarns Gesetz von Stein und Feuer, wie Gerent sah.
»Eine zeitgemäße Lektüre«, bemerkte er.
»Hah!« Annachudran erhob sich schnell, trat zu Gerent, fasste ihn an den Händen und musterte sein Gesicht. »Ich habe die unglaublichsten Briefe erhalten, zum Glück rechtzeitig, um dich und den Magier zu erwarten. Geht es dir gut? Wie ging es Tehre, als du dort aufgebrochen bist? Wusstest du schon, dass sie hierher unterwegs ist? Anscheinend in Gesellschaft eines Fürsten aus Farabiand.«
»Sie kommt hierher?«, entfuhr es Gerent. Dann fragte er: »Mit wem?«
»Ich habe Männer jeden denkbaren Weg entlanggeschickt, den sie hierher nehmen könnte, um sie aufzuhalten und davor zu warnen, dass sie hier auftaucht. Die Hälfte aller Menschen auf der Straße muss aus meinen Leuten bestehen. Ich habe fast alle meine Leute vor Tagen nach Süden geschickt, sobald ich herausgefunden hatte, in welchem Tempo sich die Wüste ausbreitet. Darunter, nebenbei bemerkt, praktisch alle, die dich wiedererkennen könnten. Jemand wird Tehre finden, da bin ich mir sicher. Ich möchte nicht, dass sie irgendwann die letzte Biegung der Straße zurücklegt und nur Sand und Feuer dort vorfindet, wo einst ihr Zuhause stand ... Sie ist um ihre Mutter und mich besorgt. Und um dich, glaube ich, auch wenn sie das nicht direkt zum Ausdruck gebracht hat. Ihr müsst einander sehr genehm gewesen sein, wenn ich richtig verstehe, was sie zwischen den Zeilen andeutet.« Er setzte sich wieder und gab Gerent mit einem Wink zu verstehen, sich ebenfalls einen Stuhl auszusuchen. »Erzähl mir alles.«
Das war schwierig, ohne Annachudran mit Dingen zu erschrecken, die hätten passieren können; aber Gerent versuchte es. Der Gelehrte hörte zu, ohne Fragen zu stellen oder ihn überhaupt zu unterbrechen, aber er presste zweimal die Lippen fest zusammen und konnte so nur mit Mühe einen Aufschrei unterdrücken. Am Ende war sein Gesicht bleich und erstarrt. Sobald Gerent fertig war, fragte Annachudran nur: »Denkst du wirklich, der König hätte mit dem, was er dir sagte, eine Drohung gegen meine Tochter ausgesprochen?« Und als Gerent darauf keine Antwort wusste, fuhr Annachudran fort: »Er kann ihr nicht die Schuld an Fürst Fellestedens Tod geben. Zumindest würde er mit einer solchen Einschätzung wenig Gegenliebe finden, selbst wenn er es versuchte:
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