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Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers

Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers

Titel: Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neumeier Rachel
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dabei zweifellos an die Tausende vertriebener Menschen aus dem Norden Casmantiums, die weder Besitz noch Verwandte im Süden hatten.
    Der hiesige Besitz jedoch war alles andere als verlassen. Menschen sammelten sich in Annachudrans Haus. Eine Zeltstadt wuchs zwischen den Obstgärten und Weiden empor, in den Farben Rot und Blau oder Orange und Gold für die Männer aus den Städten Meridaniums. Jeder Gouverneur hatte das verlangte oder zumindest beinahe das geforderte Kontingent entsandt. Bei den meisten handelte es sich nicht um Soldaten. Praktisch alle Männer führten Speere mit, und viele hatten Bögen über den Rücken gehängt; aber nur etwa jeder Fünfte trug ein Schwert in einer schlichten, abgenutzten Scheide an der Seite, das er vom Vater oder Großvater geerbt hatte.
    Stahl blitzte im Sonnenlicht, während die Offiziere fluchend versuchten, die Waffenknechte aus einem Dutzend Städte, ergänzt um eine stattliche Anzahl militärisch ungeschulter Händler und Bauern, zu einsatzfähigen Einheiten zu formen. Beguchren sah ihnen aus einem breiten Fenster heraus zu, schien aber von der Unordnung, die er sah, nicht beunruhigt.
    »Taschan hat seine Zahl nicht erreicht«, bemerkte Annachudran. Es war der Morgen des dritten Tages. Der Gelehrte hatte eine großformatige Karte gebracht und sie auf dem größten Tisch ausgebreitet und befestigt, den man im Haus fand und der in der Bibliothek stand. Hier fand man inzwischen reichlich Platz, da sämtliche Bücher in die Sicherheit des Annachudran-Stadthauses in Breidechboda geschickt worden waren.
    Annachudran stand respektvoll neben Beguchrens Stuhl, als der Magier sich dort setzte und dann vorbeugte, um die Karte zu betrachten. Gerent fragte sich, ob der Magier wusste, dass dieser Stuhl, der höchste im ganzen Haus, nicht zur üblichen Einrichtung der Bibliothek gehörte, sondern speziell zu dem Zweck hereingebracht worden war, damit Beguchren nicht stehen musste. Die Dame Emre war, wie Gerent vermutete, wohl der heimliche Drahtzieher hinter den hohen Stühlen, die immer zufällig in allen Zimmern auftauchten, die der Magier aufsuchte, und hinter der Häufigkeit, mit der Dienstmägde kamen und Tee mit Honig und Milch anboten oder Brot mit würzigem goldenem Käse und Apfelbutter oder Törtchen mit Äpfeln oder gebutterten Birnen. Aben Annachudran hatte versucht, seine Gemahlin mit der Bibliothek und dem Hauspersonal nach Süden zu schicken, aber sie weigerte sich zu gehen.
    Falls Beguchren bemerkte, dass man ihn verwöhnte, so erhob er zumindest keine Einwände. Auch hatten ihn seine Kräfte in diesen Tagen nicht mehr verlassen ... soweit Gerent das feststellen konnte. Jetzt wandte sich der Magier mit kühler, neutraler Miene Annachudran zu.
    »Man kann Taschan im Grunde keinen Vorwurf daraus machen, dass es kein vollständiges Kontingent entsandt hat«, fuhr der Gelehrte fort. »Ich wäre erstaunt, wenn man noch fünfzig gesunde Männer in der ganzen Stadt fände. Jeder mit Verstand muss sich schon vor Tagen nach Süden aufgemacht haben.«
    »Das Gleiche könnte man über Metichteran sagen«, brummte Beguchren. »Es ist nur halb so groß, wenn überhaupt, und doch hat der Gouverneur von Metichteran fünfzig Männer gefunden. Alles Waffenknechte außerdem, während ein Viertel oder mehr von den Männern aus Taschan nur Ladenbesitzer und Bauern sind, wie ich glaube. Ich glaube vielmehr, dass der Gouverneur von Taschan Waffenknechte zu seinem ganz persönlichen Schutz zurückhält.«
    »Ist das von praktischer Bedeutung?«, fragte die Dame Emre, deren Blick von Nachdenklichkeit und Sorgen überschattet war. »Noch reicht die Zeit, um Warach einen entschiedeneren Befehl zu schicken, wenn es nötig ist.« Warach Baiktan war der Gouverneur von Taschan. »Es ginge jedoch schneller, die fehlenden Plätze selbst zu besetzen. Dazu bräuchten wir nur alle verbliebenen Männer unseres Hauspersonals aufzurufen. Solange sie nicht mehr zu leisten brauchen, als einen Speer mit dem richtigen Ende nach oben zu schwenken. Auch wir haben kaum noch mehr Leute verfügbar als den einen oder anderen Bauern oder Obstgärtner.«
    Beguchren warf der Dame einen warmherzigen Blick zu. »Danke, Emre, aber ich denke, das wird nicht nötig sein. Wenn Warach Baiktan allerdings meinen Befehl missachtet, dann missachtet er den Befehl des Königs. Und wenn er seine Männer zu seinem persönlichen Schutz zurückhält, dann verletzt er damit seine Verantwortung zum Schutz der Menschen.« Er schwieg kurz,

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