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Der große deutsche Märchenschatz

Der große deutsche Märchenschatz

Titel: Der große deutsche Märchenschatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
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es wusste wohl, wie es ihm ergehen würde) und sammelte drei Bürden Holz. Und als es die gesammelt, nahm sie es auf den Kopf und trug es an das End, da es seine Stiefmutter und Schwester gelassen hatte. Als es aber dahin kam, fand sie sie nicht; behielt jedoch seine drei Büschlein auf dem Kopf, zog seinem gemachten Weg nach wieder heim und warf die drei Büschlein ab.
    Und als die Mutter es erblickte, sprach sie zum Maidlein: »Unsere Tochter ist wiedergekommen, und all unsere Kunst hat uns gefehlet. Darum wollen wir morgen an einen anderen Ort gehen und das Maidlein abermals von uns schicken; so wird es nicht mehr mögen heimkommen, so sind wir hernach sein ledig.«
    Nun hatte das arme Margaretlein diese Worte abermals gehört, lief wieder zu seiner Göttel und zeigte ihr die Handlung an. »Wohlan«, sprach die Frau, »ich sehe wohl, dass sie dir nach deinem Leben trachten und nicht eher Ruhe haben werden, bis sie dich umgebracht haben. Drum, so geh jetzt hin und nimm Spreu und streu die abermals vor dich hin, wie du es auch mit dem Sägemehl getan hast. So kannst du wieder heimfinden.«
    Als nun das Maidlein wieder heimkam, sagte seine Mutter: »Kommet her, Gretlein und Annelein! Wir wollen in den Wald gehen!« Das ältere Maidlein, das um alle Sachen gar wohl wusste, auch Hilfe und Rat dazu gegeben hatte, zog ganz fröhlich, Gretlein dagegen ganz traurig hinaus. Und als sie in den Wald kamen, setzte sich die böse, arglistige, niederträchtige Frau nieder und sprach zum Annelein: »Komm her, Annelein, und such mir eine Laus. So geht das Gretlein hin und suchet derweil jeglichem eine Bürde Holz. Danach gehen wir wieder heim.«
    Das arme Gretlein ging hin, und ehe es wiederkam, waren seine Mutter und seine Schwester hinweg. Nun ging das gute Gretlein mit seinem Holz der Spreu nach, bis es wieder heimkam. Und als es von seiner Mutter gesehen ward, sagte sie zum Annelein: »Unser elend Maidlein kommt wieder. Nun wollen wir sehen, wie wir es loswerden – und sollte es uns etwas Großes kosten. Und wir wollen morgen wieder in den Wald; da wollen wir sehen, dass es dahinten bleibt.« Solche Rede hatte das Maidlein abermals gehört und ging zum dritten Mal zu seiner Base, fragte die um Rat, was sie denn nun machen sollte. »Nun wohlan, liebes Kind«, sagte die Frau, »so geh hin und nimm Hanfsamen, säe den vor dich hin, danach geh denselbigen wieder heim!« Das gute Maidlein zog abermals mit seiner Mutter und Schwester in den Wald und säte den Hanfsamen vor sich hin. Nun sagte die Mutter abermals, wie sie es schon zweimal gesagt hatte: »Annelein, such mir eine Laus. So muss das Gretlein Holz suchen.«
    Das arme Gretlein zog hin und suchte Holz, dachte dabei: ›Nun ich zweimal bin heimgekommen, so will ich auch das dritte Mal wieder heimkommen.‹ Und als es das Holz gesucht hatte und wieder an den Ort gekommen war, an dem es seine Mutter gelassen hatte, da waren sie abermals hinfort. Und als nun das arme Maidlein seinem Weg nach wollte heimgehen, da hatten die Vögel den Samen allesamt weggefressen.
    Ach Gott, wer war trauriger denn das arme Maidlein! Den ganzen Tag lief sie im Wald umher, schrie und weinte und klagte Gott ihr Leid, konnte keinen Weg finden, dadurch es aus dem Wald kommen möchte, war auch in den Wald so fern hineingekommen, wo ohne Zweifel nie ein Mensch bisher gewesen. Als nun der Abend kam und das arme Maidlein in aller Hilfe verzweifelt hatte, stieg es auf einen sehr hohen Baum, zu schauen, ob es doch irgendeine Stadt, ein Haus oder ein Dorf erspähen konnte, damit es nicht so weit kam, dass sie jämmerlich den wilden Tieren zur Speise gegeben würde. Und wie sie so umherschaute, begab es sich, dass sie eine kleine Rauchfahne erblickte. Behände stieg sie vom Baum herab und kam in wenigen Stunden an den Ort, von dem der Rauch ausging. Das war ein kleines Häuslein, darin niemand anders wohnte denn das Erdkühlein.
    Das Maidlein kam vors Türlein, klopfte an und begehrte hereingelassen zu werden. »Ich lass dich wahrlich nicht herein, du verheißest mir denn, dein Lebtag bei mir zu bleiben und nimmermehr etwas über mich zu erzählen und mich auch nicht zu verraten.« Das gelobte das Maidlein, und alsbald ward es von dem Erdkühlein hereingelassen. Und das Erdkühlein sagte: »Wohlan, du musst nichts anderes tun, als mich des Morgens und des Abends zu melken. Danach isst du

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