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Der grosse Horizont

Der grosse Horizont

Titel: Der grosse Horizont Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Roth
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zugesteckt worden war, an Philipp Marlowe und an die drei Neger. Beim Gedanken an die drei Neger empfand er Angst. Ein wahnwitziger Einfall ging ihm durch den Kopf, der ihn jedoch gleich darauf lächeln ließ: Stand Carson in Verbindung mit den drei Negern? Er konnte sich gut vorstellen, daß der Kerl im perlgrauen Anzug irgendwo im Dunkeln saß und ihn bereits die ganze Zeit über beobachtete. Was konnte man mit ihm vorhaben? Warum war die Tür offen gewesen? – Er schloß leise die Tür und blickte in das Wohnzimmer, das vom Straßenlicht erleuchtet war. Er entdeckte nichts Verdächtiges, ging in die Küche und sah, daß die Tür zu Carsons Zimmer einen Spalt breit geöffnet war. Im Zimmer brannte kein Licht. Haid stieß die Tür auf. »Ich habe auf Sie gewartet«, sagte Carson im nächsten Augenblick.
    Haids Herz klopfte. Er steckte die Zigarette in den Mund und machte die Tür hinter sich zu. Seine Augen hatten sich an die Dunkelheit gewöhnt. Carson trug einen seidenen Morgenmantel mit aufgedruckten kleinen Pferdchen. »Ich habe die Türen offengelassen, um Sie zu überraschen«, sagte sie und lachte. »Habe ich Sie erschreckt?«
    »Nein«, log Haid.
    Er setzte sich im Mantel auf das Bett. Er würde mit ihr schlafen, aber gleichzeitig dachte er an Mehring, an Cheek, an seine Frau, und er dachte, daß er am nächsten Tag abreisen würde.
    »Ziehen Sie doch den Mantel aus!«
    Haid zog folgsam den Mantel aus und setzte sich wieder auf das Bett. Carson setzte sich auf und nahm die Zigarette aus dem Mund. Sie küßte ihn, dabei öffnete sie sein Hemd und seine Hose und nahm sein Glied heraus. Was würde geschehen, wenn Mehring nach Hause kam? Es war ihm egal, ob Mehring sah, wie er mit Carson schlief. Niemand sprach ein Wort.
     
     
25
     
     
    Carson küßte ihn auf die Lippen und Haid dachte: »Ich werde abreisen.« Was sollte er mit ihr sprechen? Er wünschte sich in sein Hotelzimmer zurück. »Was hast du?«, fragte Carson.
    »Nichts. Warum?«
    »Denkst du an Mehring? Ich schlafe nicht mit ihm! Glaubst du, daß ich mit ihm schlafe?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Du glaubst es?«
    »Ich denke darüber nicht nach.«
    »Es ist mir egal«, fügte er hinzu. »Ich schlafe nicht mit ihm.«
    Haid besah sich ihre Brüste, die klein und fest waren. »Massierst du mir den Rücken?« Alles in Haid sträubte sich gegen Zärtlichkeit. »Willst du nicht?« Haid gab keine Antwort. Carson stand auf und ging im Zimmer herum. Dann war es still, und sie begann leise zu singen. Plötzlich legte sie sich wieder aufs Bett und drückte sich an Haid. Sie küßte seine Brust und schlang die Arme um ihn, aber Haid widersetzte sich.
    »Was hast du?«
    Haid lachte kurz auf. Nach einer Weile fragte Carson, ob sie ihn nach Los Angeles begleiten dürfe. »Ich werde es mir überlegen«, antwortete Haid. »Wir könnten gemeinsam nach Los Angeles fliegen und für ein paar Tage zusammenbleiben.«
    »Ich muß gehen«, sagte Haid nach einer Pause. »Du willst gehen? Warum gehst du weg?«
    »Ich gehe ins Hotel zurück.«
    Er streichelte ihre Wange und haßte sich deswegen. Dann zog er sich an.
    »Gute Nacht«, sagte er.
    Haid ging durch die Küche, und als er den Korridor hinunterging, sah er, daß in Mehrings Schlafzimmer Licht brannte. Dann hörte er Mehring sich im Bett bewegen und rufen: »Du gehst schon?«
    »Ich möchte ins Hotel«, sagte Haid vor der halbangelehnten Tür. Es war merkwürdig mit Mehring durch die halbgeschlossene Tür zu sprechen, ihn nicht zu sehen, aber es war auch angenehm, daß er ihm nicht ins Gesicht blicken mußte. »Du willst ins Hotel zurück?«
    »Ja.«
    »Ich kann dich mit dem Wagen fahren. Fährt Carson mit? Frag sie, ob sie mitfährt. Ich muß mir nur die Schuhe anziehen.«
 
26
     
     
    Carson hatte einen Stoffmantel angezogen und kam schweigend aus ihrem Zimmer.
    »Was hat sie?«, fragte Mehring. Niemand antwortete. Sie stiegen in das Auto, und Carson reichte ihm aus dem Fond eine kalte Hand über die Schulter.
    Haid tat, als merkte er nichts. Er entdeckte ein Buch, das auf dem Armaturenbrett lag, ein Werk über Soziologie, und Mehring begann sofort darüber zu sprechen. Sie hielten vor dem Hotel, Haid stieg aus und bemerkte erst im Hotelzimmer, daß er das Buch irrtümlich mitgenommen hatte.
     
     
27
     
     
    In der Früh sprang Haid aus dem Bett und zog die Vorhänge zurück. Die Sonne schien. »Ich werde morgen abreisen«, dachte er. Er buchte telefonisch eine Flugkarte und ließ sich mit Kapra in Santa Monica

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