Der grosse Johnson_ Die Enzyklopadie der Weine, Weinbaugebiete
Südwesten anlegt.
Weitere das Mikroklima beeinflussende Faktoren sind Schatten und Feuchtigkeitsbildung unter dichten Laubdächern (siehe Erziehung). Wieder ein anderer Faktor ist die größere Häufigkeit von Frösten über einem mit Gras bewachsenen Boden als über der nackten Erde. Kleinklimatische Einflüsse sind nicht leicht zu bestimmen, doch gibt es keinen Zweifel daran, dass Sonneneinstrahlung, Wind, Höhenlage, Frost und Bodenerosion die Weinqualität nachhaltig beeinflussen.
Frostschutz
Im winterlichen Ruhezustand übersteht die Vinifera-Rebe Temperaturen bis zu –28 Grad Celsius. Wo noch tiefere Temperaturen vorkommen, etwa in Russland und in Teilen des östlichen Nordamerika, wird die untere Hälfte des Rebstocks im Spätherbst durch Erdaufschüttung »eingeschlagen«. Am frostempfindlichsten ist die Rebe im Frühjahr, wenn die frischen Austriebe grün und saftreich sind. Früher bestand der einzige Schutz darin, in klaren Frühlingsnächten in den Weinbergen Wärmeöfen aufzustellen. In frostgefährdeten Gebieten Kaliforniens versuchte man mit riesigen Gebläsen die Luft in den Weingärten umzuwälzen und die Ansammlung von Kaltluft zu verhindern, doch erwiesen sich unbeheizte Gebläse als wenig wirkungsvoll. Ähnliches gilt für den teuren Einsatz von über den Weinbergen kreisenden Hubschraubern. Eine weitere Schutzmaßnahme ist die Beregnungsanlage. Sie hüllt die Rebe, bevor sie erfriert, in dichten Regen, das Wasser gefriert, wenn es auf die jungen Austriebe trifft, und bildet um sie eine schützende Eisschicht. Eine Beregnungsanlage kann sich als lohnende Investition erweisen, weil sie in trockenen, heißen Sommern gleichzeitig zur Bewässerung dient.
Rebenerziehung
Die meisten Weinberge bestanden früher aus zahllosen Einzelbüschen, einzelnen Rebstöcken, die jedes Jahr auf einige Augen über dem Stamm zurückgeschnitten wurden. Mit wenigen Ausnahmen (z.B. an der Mosel, Teilen der Rhône und im Beaujolais) werden heute die modernen Weinberge verspannt, die Reben also an Drähten gezogen. Neuere Entwicklungen, gestützt auf die Notwendigkeit des Einsatzes von Lesemaschinen, arbeiten mit höheren Spalieren. Das erste Rebspalier dieser Art wurde in den 1930er-Jahren von Lenz Moser in Österreich entwickelt. Hochspaliere sind in kühleren Gegenden wie in Deutschland, wo die Wärmebestrahlung des Bodens für das Ausreifen wichtig ist, nicht geeignet. Dagegen sind sie in Nordportugal mit großem Erfolg eingesetzt worden, wo man säurereichen Wein hervorbringen wollte.
Weit ausgebreitete, abfallende »Laubvorhänge«, manchmal sogar Doppelvorhänge (double curtain) , die durch das Verzweigen der Rebe auf zwei hohen Stützdrähten entstehen, haben in warmen Gegenden Vorteile. Hierbei wird eine größere Oberfläche für die Fotosynthese genutzt und gleichzeitig werden die Trauben darunter gegen die direkte Sonneneinstrahlung abgeschirmt. Allerdings ist die Qualität des dabei entstehenden Weins fraglich. Auf fruchtbaren Böden, die kräftiges Wachstum fördern, erweist sich die Lyra-Erziehung als erfolgreich.
Sie erbringt zumindest hohe Erträge reifer Trauben, wenn auch nicht höchste Qualität.
Schnitt
Das Schneiden der Reben hat sich inzwischen den neuen Methoden der Rebenerziehung angepasst. Die wichtigste Neuentwicklung ist das maschinelle Schneiden, das der mühsamen Handarbeit im Winter ein Ende setzen soll. Hierbei wird die Rebzeile ganz einfach wie eine Hecke behandelt. Diese Methode hat sich in Australien, wo ein System kleiner Kreissägen über die Reben geführt wird, durchaus so gut bewährt wie das geübte Auge und die geschickte Hand. Wohl mag es nötig sein, hie und da von Hand nachzuschneiden, doch besteht kein Zweifel daran, dass sich diese Technik im Weinbau durchsetzen wird. Erfahrungen in Kalifornien zeigen, dass sich die Kosten für das maschinelle Schneiden auf lediglich rund 15 Prozent der Kosten belaufen, die durch das Schneiden der Rebstöcke von Hand entstehen.
Biologischer Weinbau
Wie jede andere Feldfrucht kann auch Wein biologisch angebaut werden, wobei Kunstdüngemittel, Insektizide, Herbizide und andere Chemikalien ausgeschlossen sind. Die Umstellung von konventionellem auf biologischen Weinbau dauert drei Jahre. Nicht alle Spritzmittel sind verboten, so darf etwa das bewährte Kupfersulfat (Bordeauxbrühe) in gewissem Umfang eingesetzt werden. In Europa gibt es im Grunde keinen Biowein, sondern nur Wein, der aus biologisch angebauten Trauben bereitet wrid. In
Weitere Kostenlose Bücher