Der grosse Johnson_ Die Enzyklopadie der Weine, Weinbaugebiete
den Vereinigten Staaten dagegen darf ein Gewächs schon als organic , also biologisch, etikettiert werden, wenn der Winzer auf gewisse Bereitungspraktiken wie den Einsatz von Schwefeldioxid verzichtet.
Biodynamischer Weinbau
Noch strenger als der biologische ist der biodynamische Anbau geregelt, der den Grundsätzen des Anthroposophen Rudolf Steiner folgt. Er richtet sich beispielseise nach einem eigenen Kalender, der unter anderem nach den Mondphasen festlegt, wann welche Arbeitsschritte vorzunehmen sind. Aus Kräutern, Blüten und Dung werden ganz spezielle Präparate gemischt und in homöopathischer Dosis ausgebracht. Auch die Kompostproduktion wird reguliert. Manche sehen in der Biodynamik die Rückkehr zur Natur, für andere ist sie Teufelswerk oder schlicht Aberglaube. Außer Frage aber steht, dass man damit den Boden wieder mit mikrobiellem Leben erfüllt. Mittlerweile haben einige Spitzengüter in Frankreich, Kalifornien und Australien mit unbestreitbarem Erfolg auf biodynamischen Weinbau umgestellt.
Weinbereitung
Ertragsbeschränkung
Mehr Quantität bedeutet weniger Qualität – dieser goldenen Regel wird in den Appellationsvorschriften Frankreichs, Italiens und der meisten übrigen Weinbau treibenden Länder Rechnung getragen. In Frankreich ist in manchen Bereichen die Obergrenze des Ertrags auf 35 Hektoliter pro Hektar oder noch weniger festgesetzt, nur für Bordeaux gilt die Ausnahme von 50 bis 60 Hektoliter pro Hektar. Für vin de pays ist der zulässige Höchstertrag 80 Hektoliter pro Hektar und manchmal sogar noch mehr. In Italien wird die Ertragsbegrenzung in Doppelzentner Trauben je Hektar ausgedrückt, wobei auch noch die Mostmenge, die jeweils aus einem Doppelzentner herausgepresst werden darf, Beschränkungen unterliegt. Ein offenes Geheimnis ist es, dass in Teilen Deutschlands und Italiens die offiziellen Ertragsmengen für Qualitätswein zu hoch angesetzt sind, weshalb die besten Winzer- und Erzeugerverbände, so der deutsche VDP, für ihre Mitglieder auf weitaus niedrigeren Erträgen bestehen.
In der Neuen Welt gibt es hierzu bisher noch keine Vorschriften, was bei der dort anzutreffenden Laisser-faire-Philosophie nicht weiter verwunderlich ist. Verantwortliche Erzeuger sind sich jedoch durchaus über die negative Auswirkung zu hoher Erträge im Klaren; viele führen deshalb die sogenannte Grünlese beziehungsweise einen Sommerschnitt durch, wenn der erwartete Ertrag zu hoch zu werden droht. Dabei wird ein Teil der heranwachsenden Frucht ausgelichtet.
Bewässerung
Als Binsenweisheit gilt die Meinung, dass künstliche Bewässerung mit hoher Qualität nicht vereinbar sei. Doch für den Weinbau in so wichtigen Regionen wie Argentinien, Chile, dem US-Bundesstaat Washington und großen Teilen Australiens ist sie geradezu überlebenswichtig. Dabei ist die Qualität der besten Weine dieser Länder über jeden Zweifel erhaben.
Digitale Wetterstationen in den Rebbergen liefern detaillierte Daten. Moderne Erzeuger können mit Neutronenmessungen und Drucksonden sicherstellen, dass die Rebe zur richtigen Zeit die richtige Menge Wasser erhält. Intelligente Bewässerung kann zu besseren Ergebnissen führen als das Hoffen auf den Regenguss, der in Regionen, wo künstliche Bewässerung verboten ist, die einzige Wasserquelle bildet.
Maschinelle Lese
Eine Maschine für die Traubenernte erspart Zehntausenden von Lesehelfern, die Jahr für Jahr in die Weinberge ziehen, viel Rückenschmerzen – und den Winzern hohe Lohnkosten. Eine solche Maschine wurde erst in den 1960er-Jahren entwickelt und im US-Bundesstaat New York bei der Ernte der Concord-Trauben eingesetzt. In den 1980ern ernteten Maschinen bereits ein Drittel aller amerikanischen Trauben und heute liegt der Anteil um einiges darüber. Die Lesemaschine wird sich zweifellos behaupten. In Frankreich hat sie sich im Einsatz auf großen Rebflächen weitgehend durchgesetzt. Nur in einigen Spitzenanbaugebieten gibt es noch ernsthafte Vorbehalte, besonders dort, wo ihr steile Lagen ein natürliches Hindernis in den Weg stellen. Auch an vielen Hanglagen in Deutschland, Portugal und Nordostitalien ist die Lese per Hand nach wie vor die einzig praktikable Methode.
Die Weinlesemaschine bietet viele Vorteile: Sie kann nachts arbeiten, wenn die Früchte kühl sind, und braucht nur zwei Mann Bedienung. Während die herkömmlichen Lesetrupps ihre Arbeit beginnen, wenn die Trauben zum Teil noch unreif sind, und damit erst zu Ende kommen, wenn andere schon
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