Der grosse Johnson_ Die Enzyklopadie der Weine, Weinbaugebiete
des Südwestens, vor allem aus Cahors und Gaillac, über Bordeaux exportiert und waren bekannt als die Weine des Haut-Pays, des Oberlands. Eine Reihe von Trauben mit eigentümlichen, zum Teil baskischen Lokalbezeichnungen bringt Geschmacksnuancen ein, die man nirgendwo sonst findet. In den 1990ern wurde die Weinwelt auf sie aufmerksam, was ein Wiederanwachsen der stark zurückgegangenen Anbauflächen nach sich zog. Bereiche wie Madiran, einst für die strenge Rustikalität ihrer Kelterprodukte bekannt, lernten die von Natur aus hohen Gerbstoffe ihrer Gewächse ohne einen Typizitätsverlust zu zähmen.
Gaillac hat seine alten Traubensorten neu entdeckt. Lokale Eigentümlichkeiten gibt es genug im Südwesten, doch das internationale Weinpublikum wendet sich dem, was die Region zu bieten hat, nur langsam zu.
Bergerac
Die Rebflächen von Bergerac säumen die Dordogne, die flussabwärts hinter Bordeaux in die Garonne fließt. Deshalb entgingen die Weinbauern dort dem gierigen Zugriff der Kaufleute von Bordeaux, die den Weinhandelsweg von anderen Gegenden des Haut-Pays, etwa Cahors oder Gaillac, kontrollierten.
Damit hatte Bergerac auch freien Zugang zu den mit dem Schiff erreichbaren Märkten, allen voran dem wohlhabenden Holland. Nach der Aufhebung des Edikts von Nantes mussten viele Hugenotten Ende des 17. Jahrhunderts aus Bergerac fliehen, das bis dahin einer der sogenannten Sicherheitsplätze gewesen war. Sie fanden in den Niederlanden eine neue Heimat, was den Weinexport dorthin weiter stärkte. Die Niederländer hatten eine Vorliebe für süße Weine, die infolgedessen der Stolz der Region Bergerac wurden und es bis heute geblieben sind. Der berühmteste Name ist Monbazillac. Im 20. Jahrhundert aber verkaufte sich dieser Typus Wein nur schwer, weshalb man auf Rote umzustellen begann. Doch wann immer die Nachfrage zwischen Rot und Weiß hin und her schwankte, war Bergerac einen Schritt hinter der Entwicklung zurück.
Angepflanzt wurden die Bordeaux-Reben, die ausgezeichnete Ergebnisse lieferten, allen voran Merlot. Sie als Bordeaux-Weine zu bezeichnen wäre eine Missachtung historischer und politischer, nicht jedoch gastronomischer Grenzen. Hellschalige Trauben gedeihen ebenfalls gut, weshalb fast 40 Prozent der Produktion mittlerweile weiß sind.
Bergerac ist nicht eine einzige geschlossene Appellation, sondern wie Bordeaux eine allumfassende AC mit 13 Unterbereichen, die sich durch ihre Hänge, Böden, Mikroklimata und Weinstile unterscheiden. Einfacher roter Bergerac der Allerweltsappellation präsentiert sich als leichter, unverkennbar Bordeaux-artiger Wein und findet deshalb auch als preisgünstiger Ersatz für leichtere Vertreter der Nachbarregion Verwendung. Ein Côtes de Bergerac ist schwerer, was auch für die Weine aus dem kalksteinreichen östlichen Teil gilt, der eine eigene AC, Pécharmant (390Hektar), bekommen hat und sich wie ein Bordeaux mit der Zeit verbessert. Trockene Weiße werden als Bergerac Sec verkauft. Einige Erzeuger experimentieren mit Sauvignon-Beigaben in ihrem Wein, ansonsten aber setzt er sich größtenteils aus Sémillon und in geringerem Maß Muscadelle zusammen. Sortenreine Weiße sind nicht zugelassen. Eine neue Winzergeneration verhilft ihren reichhaltigsten Gewächsen zu einem Fassausbau, doch hat man eine echte Vorliebe für liebliche Abfüllungen, die außerordentlich charmant ausfallen können, wenngleich exzessive Erträge und unbeholfene Kellermeister manchen Côtes de Bergerac moelleux seines Potenzials berauben.
Ingesamt fünf Subzonen von Bergerac kommen in den Genuss einer eigenen AC für süße und liebliche Weiße. Sie arbeiten hauptsächlich mit Sémillon und hoffen auf etwas Edelfäule.
Direkt südlich der Stadt Bergerac ist Monbazillac mit seinem opernhaften Château im Besitz der örtlichen Genossenschaft zu wahrhaft üppigen, kraftvollen Essenzen nach Art eines Sauternes fähig. Die Zone umfasst 3600Hektar, allerdings entstehen nicht in allen Lagen Süßweine gehobener Qualität. Die Besten haben wie großer Sauternes jene wundersam harmonische Fruchtsäure und werden auch genauso alt. Ich habe lange über einem mehr als 40-jährigen Monbazillac gebrütet, der schon ein feines Tabakbraun angenommen hatte. Saussignac ist eine kleine Appellation mit 900Hektar, obwohl nicht einmal 100Hektar Trauben für Süßweine liefern. Die Palette reicht von lieblichen Gewächsen bis zu einer Handvoll Weine von ebensolcher Fülle wie ein Monbazillac, allerdings oft mit
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