Der grosse Johnson_ Die Enzyklopadie der Weine, Weinbaugebiete
und interessanteren Entwicklungen als andere. Nur die Produktion des gebirgigen Binnenlands Bosnien und Herzegowina ist vernachlässigbar. Gleichwohl haben bislang wenige Weine aus den ehemaligen jugoslawischen Teilrepubliken einen Eindruck außerhalb des Balkans hinterlassen, denn der Werbeetat ist klein und die besten Abfüllungen finden vor Ort problemlos Abnehmer. Nur Slowenien und Kroatien beginnen allmählich Zeichen zu setzen – unter anderem auch dank der sehr guten Qualität ihrer Erzeugnisse.
Das ehemalige Jugoslawien nahm den zehnten Rang in der Liste der Anbauländer und auch der Wein exportierenden Staaten ein – ein respektabler Platz für ein Land, das den Weinbau nach dem Zweiten Weltkrieg praktisch aus dem Nichts aufbauen musste. Die Tradition reicht zwar so weit zurück wie in Italien, war jedoch durch die lange Herrschaft der Türken im Osten des Landes nicht lückenlos.
Beim Wiederaufbau nach dem Krieg verschmolzen die österreich-ungarischen Impulse des Nordens mit den italienischen Einflüssen entlang der Küste und einigen echten balkanischen Traditionen im Osten und Süden. Insbesondere die dalmatinische Küste in Kroatien und Mazedonien ist Heimat einiger guter Rebsorten, deren Ursprung sich bis in die Antike zurückverfolgen lässt. Sie sind jedoch durch die Einführung erprobter internationaler Trauben im Bemühen um eine teilweise Rückeroberung des Exportmarkts in Bedrängnis geraten. Während des Sozialismus wurde die Weinwirtschaft zwar staatlich kontrolliert, bestand aber zu fast gleichen Teilen aus kleinen, unabhängigen Erzeugern und Rebenfarmen in staatlicher Hand. Kleinbauern durften bis zu zehn Hektar Weinberge besitzen. Sie brachten ihr Lesegut zu den riesigen Genossenschaften, die wiederum die größeren regionalen Handels-, Verschnitt- und Verteilerzentren belieferten. In den 1990 ern schossen kleine Güter wie Pilze aus dem Boden. Gleichzeitig wurden viele Unternehmen, die dank ihrer Größe eine Chance auf dem Exportmarkt hatten, in private Hände gegeben.
Slowenien
Das an Italien, Österreich und Ungarn angrenzende Slowenien bereitet die besten und teuersten Weine im ehemaligen Jugoslawien. Die Anbaufläche von 24600 Hektar wird durch einen rebenfreien Streifen Niemandsland von den Alpen vorbei an der Hauptstadt Ljubljana bis zur kroatischen Grenze hinunter in zwei Teile geschnitten. Man unterscheidet drei Hauptanbaugebiete: Primorska zwischen Italien und Kroatien entlang der Küste, Podravje mit rund 10000Hektar gleich südlich der Grenze zu Österreich und Ungarn und das fast ausschließlich von weißen Trauben beherrschte Posavje östlich von Ljubljana. Die ansprechendsten Weine im nördlichen, deutsch-österreichischen Stil kommen aus der Gegend um Maribor, Ptuj, Ljutomer und Ormož zwischen den Flüssen Mur, Sava und Drau, die alle in die Donau münden. Die interessantesten trockenen Weiß- und Rotweine nach italienischer Tradition hingegen entstehen im Norden der Halbinsel Istrien und in den Bergen an der Grenze zu Friaul.
Slowenien bemüht sich sehr um eine Klassifizierung seiner Weinlandschaft. 2007 lag die Erzeugung etwa zur Hälfte in den Händen von Genossenschaften, doch der private Sektor startet durch, bildet Werbegemeinschaften und weiß sehr wohl um die Notwendigkeit hoher Qualität. Parallel dazu entwickelt sich Slowenien zu einem sehr angenehmen Touristenziel.
Die Einflüsse von Adria, Alpen und ungarischer Tiefebene mildern das Klima ab, während der Kalksteinuntergrund dem Anbau weißer Rebsorten förderlich ist. Die Adria verbessert das Reifepotenzial für stämmige trockene Weine und die besseren Roten, während der lange, kühle Herbst der alpinen Region um Maribor und die nur geringfügig wärmere Hügellandschaft südlich von Ungarn leichtere, aromatischere und traubigere Weine hervorbringt, von denen die besten als slowenisches Äquivalent von Kabinett, Spätlese, Auslese, Beerenauslese und Trockenbeerenauslese verkauft werden.
Die Hügel zwischen Ljutomer und Ormož nur 80 Kilometer westlich des Plattensees bergen eine Lage, die fast so berühmt ist wie Badacsonyi und seit den Kreuzzügen Jeruzalem heißt. Das Gros der Exporte aus diesem beneidenswerten Anbaugebiet bestand früher aus La š ki Rizling. Zum Glück wird diese Traube immer häufiger durch wohlschmeckendere Alternativen wie Pinot blanc und gris, Gewürztraminer, Sylvaner und Riesling ersetzt. Trotzdem ist es noch schade, dass die erstklassigen Lagen mit einer so zweitklassigen
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