Der grosse Johnson_ Die Enzyklopadie der Weine, Weinbaugebiete
direkt zu seinen Trauben zurückverweist. Zur Legende wurde der 1947er, ein Wein von heroischem Stil und Format, der in sich die Vorzüge eines Bordeaux und Portweins, der Bildhauerkunst sowie Hermès oder Gucci vereint – oder begeht man mit diesem Vergleich schon Majestätsbeleidigung? Der 1961er erwies sich als zähes Stück Rindfleisch, das jahrelang mariniert werden musste.
Nicht alle Ausgaben gebieten so viel Ehrfurcht, doch die Jahrgänge 1975, 1982, 1983, 1989, 1990, 1995, 1998, 2000 und 2005 stehen in hehrster Tradition. Pierre Lurton führt die Kellerei seit 1991 und hat noch keinen einzigen Fehltritt getan.
Zweitwein: Le Petit Cheval.
Château Angélus ****
Besitzer: Familie Boüard de Laforest. 23 ha. Rebsorten: Merlot 50%, Cabernet franc 47%, Cabernet Sauvignon 3%.
www.angelus.com
Erstreckt sich am Hang unterhalb von Beauséjour auf schwerem Boden. Das leidenschaftliche Qualitätsstreben der Besitzer bescherte Angélus 1996 nach einer Reihe hochklassiger Jahrgänge in den 1980ern und 1990ern eine Aufwertung. Sein Wein gehört zu den opulentesten und explosivsten in Bordeaux.
Château Beau-Séjour-Bécot ***
Besitzer: Gérard und Dominique Bécot. 17 ha. Rebsorten: Merlot 70%, Cabernet franc 24%, Cabernet Sauvignon 6%.
www.beausejour-becot.com
Zwei Drittel eines 1869 geteilten Guts. Seine Rebfläche fällt westlich des Kamms hinter Ausone ab. Es wurde nach 1969 modernisiert und erhielt einen komplett neuen cuvier , sodass es nach einer Schwächephase wieder zum führenden Gut im kleinen Kreis der Côtes-Kellereien von St-Emilion avancierte.
Seine reichen Weine in der Art, für die St-Emilion populär geworden ist, eignen sich für mittellange, etwa zehnjährige Lagerung. In der Klassifikation 1985 herabgestuft, weil Bécot die Rebfläche durch aufgekaufte Weinberge erweitert hatte, 1996 aber mit Recht wieder befördert. Üppiger, fast pflaumiger Geschmack. Alle Jahrgänge der letzten Zeit exzellent.
Château Beauséjour (Duffau-Lagarrosse) ** – ***
Besitzer: Jean Duffau-Lagarrosse. 7 ha. Rebsorten: Merlot 70%, Cabernet franc 20%, Cabernet Sauvignon 10%.
Der kleinere Teil von Beauséjour, der aber das bezaubernde Gebäude mit Garten bekam. Im traditionellen Stil eines kleinen Familienguts geführt. Körperreiche, konzentrierte Abfüllungen mit etwas wenig Finesse. Der 1990er genießt jedoch einen sensationellen Ruf. Ebenfalls sehr gut: 1995, 2000 und 2004.
Château Bélair ** – ***
Besitzer: Etablissements Jean-Pierre Moueix. 12,5 ha. Rebsorten: Merlot 80%, Cabernet franc 20%.
www.chateaubelair.com
Bis 1995 der größere, aber jüngere Bruder von Ausone mit demselben Besitzer. Ein Teil der Fläche befindet sich in derselben Hanglage, ein anderer erstreckt sich auf dem Hügelplateau dahinter. Kellermeister Pascal Delbeck erbte Bélair 2003, doch Schwierigkeiten zwangen ihn 2008 zum Verkauf. Nach 25 Jahren unter Delbeck entstanden umstrittene Erzeugnisse: leicht, elegant, aber oft ohne Substanz. Gute Jahrgänge reifen dennoch bemerkenswert gut.
DIE ÖNOLOGISCHEN BERATER
Nur wenige Châteaux verzichten auf einen önologischen Berater. Während der maître de chai, der Kellermeister, den Tagesbetrieb vor Ort leitet, wird der externe Fachmann oft in Fragen des Weinbaus, der Bereitung und des Verschnitts zu Rate gezogen. Der erste Berater dieser Art war Emile Peynaud, der zwischen 1950 und 1990 wirkte. Als ehemaliger Leiter des Önologischen Instituts der Universität Bordeaux betreute er eine erstaunlich lange Liste von Châteaux. Er riet seinen Kunden, das Traubengut schon bei der Lese zu selektieren und erst dann zu ernten, wenn die Frucht Vollreife erlangt hatte. Außerdem hielt er sie dazu an, dem Vorlaufwein einen Teil des tanninreicheren Pressweins zuzugeben, um dem fertigen Erzeugnis eine feste, gerbstoffgestützte Struktur zu verleihen. Als einer der ersten Experten begriff er die komplexen Vorgänge beim biologischen Säureabbau. Sein Wissen basierte auf gründlicher Forschungsarbeit. In Peynauds Fußstapfen traten Berater wie Pascal Ribéreau-Gayon und Denis Dubourdieu. Letzterer ist Spezialist für Weißweingärung und leitete Studien über den Kontakt mit den Schalen, Aromastoffe und das Aufrühren des Hefesatzes.
Bordeaux und überhaupt die gesamte Weinwelt profitierten enorm von diesen Önologen. Manche von ihnen entwickelten Methoden wie die Mostkonzentration, durch die Bordeaux seine Stellung an vorderster Innovationsfront wahrte.
Manche önologischen Berater
Weitere Kostenlose Bücher