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Der große Schlaf

Der große Schlaf

Titel: Der große Schlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Chandler
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er erschossen hat?« fragte ich barsch.
    Brody zuckte die Achseln. »Ich nehme es an, aber ich kann mich auch irren. Nachdem ich die Platte entwickelt hatte und sah, was drauf war, war ich mir so ziemlich sicher. Und als Geiger heute morgen nicht in seinen Laden kam und auch nicht ans Telefon ging, war ich mir ganz sicher. Also dachte ich mir, das wäre ńe gute Gelegenheit, seine Bücher fortzuschaffen und bei den Sternwoods ganz auf die Schnelle ein bißchen Reisegeld abzuheben und für ńe Weile unterzutauchen.«
    Ich nickte. »Das klingt einleuchtend. Vielleicht haben Sie wirklich keinen ermordet. Wo haben Sie Geigers Leiche versteckt?«
    Er zog seine Augenbrauen in die Höhe. Dann grinste er.
    »Nix, nix. Nichts zu wollen. Glauben Sie etwa, ich wäre dorthin zurück und hätte ihn mir auf den Hals geladen, wo doch jeden Moment etliche Wagenladungen voll Polente mit Karacho um die Ecke hätten kommen können? Nix.«
    »Jemand hat die Leiche versteckt«, sagte ich.
    Brody zuckte die Achseln. Das Grinsen blieb auf seinem Gesicht. Er glaubte mir nicht. Während er mir immer noch nicht glaubte, fing die Türglocke wieder an zu läuten. Brody stand abrupt auf, seine Augen wurden hart. Er sah hinüber zu seinen Waffen auf dem Schreibtisch.
    »Die ist ja schon wieder da«, knurrte er.
    »Wenn sieś ist, so ohne ihre Kanone«, tröstete ich ihn.
    »Haben Sie keine Freundinnen weiter?«
    »Höchstens eine«, brummte er. »Ich hab genug von diesem Miezekätzchenspiel.« Er marschierte zum Schreibtisch und nahm den Colt. Er hielt ihn an seiner Seite nach unten und ging zur Tür. Er legte seine Linke auf den Knopf und drehte ihn und öffnete die Tür einen Spaltbreit und lehnte sich in die Öffnung, den Revolver dicht am Oberschenkel.
    Eine Stimme sagte: »Brody?«
    Brody sagte etwas, das ich nicht hören konnte. Die zwei schnellen Erwiderungen klangen dumpf. Die Waffe mußte fest an Brodys Körper gepreßt worden sein. Er kippte nach vorn gegen die Tür, und das Gewicht seines Körpers haute sie mit einem Knall zu. Er glitt am Holz hinunter. Seine Füße schoben den Teppich hinter ihm weg. Seine linke Hand fiel vom Türknopf, und der Arm schlug mit einem Bums zu Boden. Sein Kopf war gegen die Tür gepreßt. Er regte sich nicht. Der Colt hing in seiner Rechten.
    Ich sprang durchs Zimmer und rollte ihn weit genug weg, daß ich die Tür etwas öffnen und mich durchzwängen konnte.
    Eine Frau linste aus einer schräg gegenüberliegenden Tür. Ihr Gesicht war voller Panik, und sie wies mit einer klauenartigen Hand den Korridor hinab.
    Ich hetzte den Gang hinunter und hörte Schritte, die die Fliesenstufen hinabpolterten, und lief hinter ihnen her. In der Halle unten ging die Haustür sanft zu, und rennende Füße klapperten draußen auf dem Pflaster. Ich schaffte die Tür, bevor sie einschnappte, riß sie wieder auf und schoß hinaus.
    Eine große, hutlose Gestalt in einer Lederweste rannte quer über die Straße zwischen die geparkten Wagen. Die Gestalt drehte sich um und spritzte Flammen. Zwei schwere Hämmer schlugen in den Mauerputz neben mir. Die Gestalt rannte weiter, schlüpfte zwischen zwei Wagen, verschwand. Ein Mann tauchte neben mir auf und fragte: »Was isĺos?«
    »Kleine Schießerei«, sagte ich.
    »Himmel!« Er verdrückte sich ins Apartmenthaus.
    Ich ging schnell den Bürgersteig hinunter zu meinem Wagen und stieg ein und startete. Ich steuerte ihn aus der Lücke und fuhr hügelab, nicht schnell. Kein anderer Wagen fuhr auf der anderen Straßenseite an. Ich meinte Schritte zu hören, war aber nicht sicher. Ich fuhr anderthalb Block bergan, wendete an der Kreuzung und ging in den Rückwärtsgang. Ein gedämpftes Pfeifen drang mir vom Bürgersteig schwach entgegen. Dann Schritte. Ich hielt neben der Parkreihe und huschte zwischen zwei Wagen und ging tief in die Hocke. Ich holte Carmens kleinen Revolver aus der Tasche. Der Klang der Schritte wurde lauter, und das Pfeifen ging munter weiter. Einen Moment später tauchte die Weste auf.
    Ich trat zwischen den beiden Wagen heraus und sagte:
    »Haste mal Feuer, Freund?«
    Der Junge fuhr zu mir herum, und seine Rechte fuhr nach oben, um unter die Weste zu greifen. Seine Augen schimmerten feucht im Glanz der runden Straßenlampen.
    Feuchte, dunkle Augen in Form von Mandeln und ein blasses hübsches Gesicht mit welligem, schwarzem Haar, das in zwei Spitzen tief in die Stirn gewachsen war. Ein sehr hübscher Junge, tatsächlich, dieser Junge aus Geigers Laden.
    Er stand da

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