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Der große Schlaf

Der große Schlaf

Titel: Der große Schlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Chandler
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Nicht, wenn Sie für die Sternwoods arbeiten.
    Ich weiß eine Menge über diese Familie. Sie haben Ihre Bilder, und jeder hält die Klappe. Also gehn Sie los, Ihren Kram verhökern.«
    »Jetzt machen Sie malń Punkt«, sagte ich. »Sie sagen mir, ich soll verschwinden, ich bin schon fast draußen, Sie blöken mir nach und ich bleibe stehn, und jetzt mach ich mich wieder auf die Socken. Wie hätten Sieś nun gern?«
    »Sie haben nichts gegen mich in der Hand«, sagte Brody.
    »Nur zwei Morde. Kleine Fische in Ihren Kreisen.«
    Er fuhr nicht höher als einen Zoll, aber es sah nach mehr aus.
    Die weiße Hornhaut wurde rings um die tabakfarbene Iris seiner Augen sichtbar. Die braune Haut seines Gesichts verfärbte sich im Lampenlicht ins Grünliche.
    Blond-Agnes stieß einen leise klagenden Tierlaut aus und grub ihren Kopf in ein Kissen am Diwanende. Ich stand da und bewunderte die lange Linie ihrer Schenkel.
    Brody befeuchtete langsam seine Lippen und sagte: »Setzen Sie sich hin, Kollege. Vielleicht habe ich doch noch was für Sie. Was soll dieser Quatsch mit den zwei Morden?«
    Ich lehnte mich gegen die Tür. »Wo waren Sie gestern abend gegen sieben Uhr dreißig, Joe?«
    Sein Mund verzog sich mürrisch, und er starrte auf den Boden. »Ich habe einen Kerl beobachtet, einen Kerl, der sich eine prima Masche aufgetan hat, und ich dachte, er könnte vielleicht einen Partner brauchen. Geiger. Ich habe ihn beobachtet, um zu sehen, was für dicke Beziehungen er hat. Er muß Freunde haben, dachte ich mir, denn sonst könnte er ja nicht so offen vorgehen, wie erś tut. Aber sie kommen nicht zu ihm ins Haus. Nur Damen.«
    »Sie haben eben nicht gut genug beobachtet«, sagte ich.
    »Weiter.«
    »Letzte Nacht bin ich auf der Straße unterhalb von Geigers Haus. Es regnet in Strömen, und ich hocke eingeigelt in meinem Coupe und seh keinen Fatz. Vor Geigers Haus steht ein Wagen, und ein anderer Wagen steht ein Stückchen weiter oben. Deshalb bleib ich unten. Da unten parkt aber auch ein großer Buick, und nach einer Weile geh ich mal hinüber und steck die Nase rein. Er ist auf Vivian Regan zugelassen. Da nichts passiert, zieh ich wieder Leine. Das warś.« Er schwenkte seine Zigarette. Seine Augen krabbelten auf und ab über mein Gesicht.
    »Könnte sein«, sagte ich. »ńe Ahnung, wo der Buick jetzt ist?«
    »Woher sollte ich?«
    »Beim Sheriff in der Garage. Sie haben ihn heute morgen zwölf Fuß tief aus dem Wasser am Fischpier von Lido hochgeliftet. Es warń Toter drin. Er hat eins auf die Rübe bekommen, und der Wagen ist mit der Schnauze übers Pierende, und die Handbremse war angezogen.«
    Brody atmete schwer. Einer seiner Füße klopfte unruhig auf den Boden. »Himmel, Mensch, das können Sie mir doch nicht anhängen«, sagte er heiser.
    »Warum nicht? Nach Ihren Worten stand dieser Buick unten hinter Geigers Haus. Mrs. Regan hat ihn aber nicht gefahren.
    Ihr Chauffeur, ein Junge namens Owen Taylor, hat ihn gefahren. Er ist rübergefahren zu Geiger, um ihn zur Rede zu stellen, weil nämlich Owen Taylor auf Carmen scharf war und es gar nicht mochte, welche Spielchen Geiger mit ihr spielte. Er ist mit einem Brecheisen und einer Kanone hinten rein und hat Geiger dabei erwischt, wie er gerade von einer Carmen ohne was an ein Foto machte. Dabei ging seine Kanone los, wie das die Dinger eben so tun, und Geiger fiel tot um, und Owen rannte weg, aber nicht ohne das Negativ von dem Foto, das Geiger gerade gemacht hatte. Also rannten Sie hinter ihm her und nahmen ihm das Foto weg. Wie sonst wären Sie wohl drangekommen?«
    Brody leckte sich die Lippen. »Ah ja«, sagte er. »Aber deshalb lege ich ihn doch nicht um. Klar, ich habe die Schüsse gehört und diesen Mörder gesehen, wie er die Hintertreppe runterwetzt und rein in den Buick, und ab geht die Post. Ich hinter ihm her. Er fährt den Canyon runter und dann nach Westen auf den Sunset. Hinter Beverly Hills kommt er von der Piste ab und muß anhalten, und ich tauche auf und spiel den Bullen. Er hat eine Kanone, aber schlechte Nerven, und ich brat ihm eins über. Dann sehe ich seine Sachen durch und entdecke, wer er ist, und klemme mir die Kassette, nur so aus purer Neugier. Ich überlege noch, worumś hier eigentlich geht und schwitze mir den Kragen naß, als er urplötzlich zu sich kommt und mich aus dem Wagen schubst. Sobald ich wieder beieinander bin, ist er schon außer Sicht. Das war das Letzte, was ich von ihm gesehen habe.«
    »Woher wußten Sie, daß es Geiger war, den

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