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Der große Schlaf

Der große Schlaf

Titel: Der große Schlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Chandler
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von Regans Frau.
    Joe hat die Familie ein bißchen gekannt.«
    »Fünf Riesen kannte er von ihr«, sagte ich. »Um die hat er sie nämlich vor ńer Weile erleichtert.«
    »Ah ja?« Jones wirkte leicht überrascht. »Das hätte Agnes mir sagen sollen. Das istń schwacher Punkt. Immer müssen sie was verheimlichen. Na, Joe und ich verfolgen die Zeitungen und können nichts finden, also wissen wir, daß der alte Sternwood die Decke drüber hält. Dann treffe ich eines Tages Lash Canino bei Vardi. KennŚie ihn?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Das ist ń Typ, der wirklich so hart ist, wie sichś mancher gern von sich einbildet. Er arbeitet ab und zu für Eddie Mars, wenn Mars ihn braucht – als Ausputzer. Der knallt einen Mann ab zwischen zwei Drinks. Wenn Mars ihn nicht braucht, läßt er sich bei ihm nicht blicken. Und er wohnt auch nicht in Los Angeles. Na ja, das hat was zu sagen und vielleicht auch nicht.
    Vielleicht hatten sie ńe Spur von Regan, und Mars saß bloß zurückgelehnt mit ńem Lächeln in seiner Visage und wartete auf die passende Gelegenheit. Aber es kann sich auch um was ganz andres handeln. Jedenfalls erzähl ichś Joe, und Joe hängt sich an Canino dran. Er warń echter Dranhänger. Ich selbst bin darin nicht so gut. Das gebe ich Ihnen zu – geschenkt. Und Joe hängt sich also an Canino und folgt ihm bis zu Sternwoods Haus, und Canino parkt draußen vorm Grundstück, und ein Wagen hält neben ihm mit ´m Mädchen drin. Sie unterhalten sich ńe Weile, und Joe denkt, das Mädchen reicht was rüber, sowas wie Kies. Das Mädchen zieht Leine. Es ist Regans Frau.
    Schön, sie kennt Canino, und Canino kennt Mars. Also nimmt Joe an, daß Canino was über Regan weiß und nun versucht, für sich selbstń bißchen was rauszuquetschen. Canino schwirrt ab, und Joe verliert ihn aus ´m Auge. Ende des ersten Aktes.«
    »Wie sieht dieser Canino aus?«
    »Klein, gedrungen, braunes Haar, braune Augen und trägt immer braune Anzüge und ńen braunen Hut. Trägt sogar ńen braunen Wildlederregenmantel. Fährtń braunes Coupe. Alles braun bei Mr. Canino.«
    »Kommen wir zum zweiten Akt«, sagte ich.
    »Den gibtś nicht ohne Kies.«
    »Ich sehe die zweihundert Scheine nicht recht. Mrs. Regan hat einen Ex-Schnapshändler aus den Kneipen geheiratet. Sie hat auch noch andere von seiner Sorte gekannt. Sie hat Eddie Mars gut gekannt. Wenn sie meinte, daß Regan was passiert wäre, dann wäre Eddie genau der Mann gewesen, an den sie sich gewendet hätte, und Canino wiederum wäre wohl der gewesen, der die Sache für Eddie hätte bereinigen müssen. Ist das alles, was Sie haben?«
    »Würden Sie die zweihundert ausgeben, um zu wissen, wo Eddies Frau ist?« fragte der kleine Mann ruhig.
    Jetzt hatte er meine ganze Aufmerksamkeit. Ich zerbrach fast die Armlehnen meines Sessels beim Draufstützen.
    »Sogar wenn sie allein wäre?« fragte Eddie Jones mit einer sanften, eher unheilvollen Stimme. »Sogar wenn sie nie mit Regan durchgebrannt wäre und jetzt etwa vierzig Meilen weg von Los Angeles versteckt gehalten würde – damit die Polente weiterhin denkt, sie sei mit ihm getürmt? Würden Sie dafür zweihundert Scheine zahlen, Schnüffler?«
    Ich leckte mir die Lippen. Sie schmeckten trocken und salzig. »Ich glaube schon«, sagte ich. »Wo?«
    »Agnes hat sie gefunden«, sagte er finster. »Einfach durch einen glücklichen Zufall. Sah sie draußen fahren und konnte ihr nach Hause folgen. Agnes wird Ihnen sagen, woś ist – wenn sie das Geld in Händen hält.«
    Ich machte ihm ein hartes Gesicht. »Sie könnenś auch den Bullen umsonst erzählen, Harry. Sie haben neuerdings ein paar gute Ausquetscher unten in der Zentrale. Wenn sie Sie dabei drauf gehen lassen, bleibt ihnen immer noch Agnes.«
    »Sollen sie mal versuchen«, sagte er. »Ich bin nicht so zerbrechlich.«
    »Agnes muß was an sich haben, das mir bisher nicht aufgefallen ist.«
    »Sie istń Gauner, Schnüffler. Ich binń Gauner. Wir sind alle Gauner. Also verkaufen wir uns gegenseitig fürń Butterbrot. Okay. Sehen Sie mal, obś bei mir klappt.« Er langte nach einer zweiten von meinen Zigaretten, pflanzte sie sich sauber zwischen die Lippen und steckte sie mit einem Streichholz an, so wie ich es immer mache - nach zwei Fehlstarts auf dem Daumennagel nahm er den Fuß zu Hilfe. Er paffte gleichmütig und starrte mich offen an, ein komisches, kleines, hartes Kerlchen, das ich über ein ganzes Baseballfeld hätte werfen können. Ein kleiner Mann in einer Welt für

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