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Der große Stier

Der große Stier

Titel: Der große Stier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Sanborn
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über die Seemöwen rezitierte. Das muß ihr Grillen in den Kopf gesetzt haben …« Harveys Stimme klang schleppend, als er beobachtete, wie Lazio den Slip des Mädchens mit einer raschen Bewegung bis zu ihren Fußknöcheln herunterzog, »Lazio macht sehr wüste Sachen mit seinen Händen, nicht?«
    »Ein Vogel kennt nur den Himmel«, stöhnte das Mädchen, »und schlägt mit seinen müden Flügeln gegen die Wolken, bis er in – uh! – bis er in jener einen feierlichen, einzigartigen und unvollkommenen Nacht in das – ooh! – Nacht in das irdische Nest aufgenommen wird …«
    »Ihr Ftörenfliede habt meine Ftähne geftohlen!«
    »Was machen wir jetzt?« sagte Harvey.
    Plötzlich wurde alles hell, als ein Wagen neben ihnen anhielt.
    »Polizei!« brüllte Harvey und boxte Lazios Schulter. Paul langte nach dem Steuerrad, drehte sich nach den Scheinwerfern um und fing an zu winken. »Fröhliche Weihnachten!« rief er, »und ein Rebhuhn in ein paar Bäumen!«
    »Alles klar bei euch, Leute?«
    Paul sah, daß es kein Polizeiwagen war. »Bloß eine kleine Schwierigkeit, das Verdeck hochzukriegen.«
    »Lafft mich doch, ihr Biefter!«
    »Wie?«
    »Ich sagte, bloß eine kleine Schwierigkeit, das Verdeck hochzukriegen.«
    »Braucht ihr Hilfe?«
    »Nein, danke …«
    Im Wagen wurde die Gangschaltung betätigt, dann kroch er langsam den Bridgeway herunter. Paul rutsch te in den Rücksitz, Harvey bog Lazios fliegenden Ellbogen nach unten.
    »Oh, es ist so wirklich!« Das Mädchen wand sich jetzt, als Lazio seinen Kopf gegen ihr Rückgrat stieß. »… hart brennender Edelstein der Wahrheit, nicht bezeichnet, nicht berührt von der abschleifenden Mittelmäßigkeit …«
    Paul und Harvey kurbelten die Fenster hoch, stiegen aus dem Wagen und zogen gemeinsam das leinene Verdeck wieder darüber.
    »Es könnte noch jemand durch die Fenster gucken«, sagte Harvey.
    »Die sind bald beschlagen«, sagte Paul und steckte sich eine Zigarette an.
    Als sie langsam durch den dichten Nebel auf die bernsteinfarbenen Lampen des ›Cat and Fiddle‹ zugingen, meinte Paul ein einziges halb ersticktes Wort zu hören, das zum Himmel emporgeschrien wurde.
    »Stier!«
    Paul gähnte und sah auf seine Uhr. Eins. Die meisten Touristen waren gegangen, Rachel und Harvey spielten, sie schossen Pfeile. Vielleicht noch eine Flasche Ale vor dem langen Heimweg. Dann entdeckte er Greek-O.
    Seine Überziehhose und sein Hemd waren mit weißer Farbe bespritzt, kleine weiße Farbflecken waren auf seinen langen Augenwimpern hart geworden, auf seinen Augenbrauen, auf dem blauen Handtuch, das er sich nach orientalischer Art um den Kopf gewunden hatte. Als er Paul sah, lächelte er und schob den kurzen Zigarettenstummel in einen Mundwinkel; das ließ ihn wie einen Gangster wirken, der er, zwischen seinen Jobs, ganz sicherlich auch war.
    »Ich würfle mit dir um einen Drink, altes Ekel«, sagte er.
    »Ein Wurf«, sagte Paul.
    »Ein Wurf.«
    Sie schnappten sich die Würfelbecher, schüttelten sie wild und verstreuten die Würfel über den Bartisch. Pauls hoher Wurf schlug Greek-O’s Würfelpaar mit seinen vier Augen.
    »Das war Betrug«, sagte Greek-O.
    »Unsinn«, sagte Paul, »’s war ein Wurf.«
    Greek-O grinste, wobei er seine Zigarettenasche herumstreute, und faltete zögernd einen Fünf-Dollar-Schein auseinander.
    »Hoffentlich bist du das nicht der Mafia schuldig«, meinte Paul.
    »Trinkst du noch das widerliche schwarze Zeug?«
    »Jetzt nicht. Nimm einen Wodka auf Eis.«
    Greek-O bestellte für sich selbst ein Glas Rotwein, für Paul Wodka; dann fing er an, mit seinen Knöcheln zu knacken. »Siehst du all die weiße Farbe?« fragte er. »Weißt du, was ich gemacht hab?«
    »Zebrastreifen angestrichen.«
    »Kommt nicht in Frage, altes Ekel. Ich hab ein Haus angestrichen. Weiß. Ich meine, nicht die Außenwände weiß gestrichen, ich meine das Haus innen weiß gestrichen. Wie ein verdammtes Krankenhaus.«
    Paul zuckte die Achseln. »So …«
    »Es ist das große Haus da oben auf dem Wolfback Ridge, nicht weit von deiner Wohnung. Irgendein verdrehter Kerl aus Kanada hat’s gemietet. Komisch mit dem Weiß. Weiße Wände, weiße Decken, weiße Teppiche … Hat sogar verdammt weiße Möbel im Haus. Er heißt Steer oder so ähnlich.«
    »Stier? Hast du ihn kennengelernt?«
    »Der ist nicht da. Dieses verdrehte Weibsstück wohnt jetzt da oben. Sie macht Standbilder. Sogar die se verdammten Dinger sind weiß.«
    Stier ist nicht zu Hause, dachte Paul. Kein Text über

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