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Der große Stier

Der große Stier

Titel: Der große Stier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Sanborn
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meine, weißt du, wodurch es wirkt?«
    »Es wirkt überhaupt nicht, wenn du eine Menge Alkohol getrunken hast. Es ist stärker als Marihuana, versetzt dich nicht in so einen Zustand wie LSD.« Jerry roch an seinen Händen. »Komisch, am besten scheint es zu wirken, wenn man Stiermusik hört. Es erregt einen dann noch intensiver.«
    »Ich will mal meine Stierplatte auflegen«, sagte Miss Cook.
    »Zeig ihnen das Spiel, Jerry …« Chris berührte ihre Nase und kicherte.
    »Richtig!« Jerry hob den Deckel von dem Kasten ab. »Es heißt ›Porno-Schach‹. Sie haben’s jetzt endlich in Plastik.« Er klappte das Schachbrett auf und fing an, die Figuren aufzustellen. Statt der gewohnten schwarzen und weißen Figuren waren es Plastik-Nachbildungen von nackten Männern und Frauen, jede in einer anderen Stellung. »Man stellt die Männer auf diese Seite, die Frauen hier drüben hin … Die Frauen, die sich auf ihre Ellbogen lehnen, gelten als Bauern, auch die Männer auf Händen und Knien. Das Mädchen, das so wie dies hier sitzt, ist ein Turm; das nach vorn gebeugte ist ein Springer; das eine, das sein Bein hebt, ist ein Läufer.«
    »Der König ärgert mich«, sagte Chris mit einem wiehernden Lachen. »Seht euch das nur mal an!«
    »Die Königin wirkt sehr beweglich«, sagte Paul.
    Miss Cook kam vom Plattenspieler zurück, warf einen Blick auf die ausgebreiteten Figuren und wurde rot.
    »Du meine Güte«, flüsterte sie.
    »Sie passen wirklich«, sagte Jerry. »Die Figuren greifen ineinander. In richtigen Stellungen.«
    Chris sah zu Miss Cook auf. »Warum spielst du nicht die erste Partie mit Paul?«
    Die Musik von Stier Nr. 1 kroch durch den Raum.
    »Sie und Jerry haben mehr Übung drin«, meinte Paul. »Wir werden hier sitzen und zugucken und merken, wie weit uns der weiße Lehm bringen kann. Oder wollten Sie gern spielen, Miss Cook?«
    »Nein, wir werden zusehn«, sagte sie, mit einem aufgeregten Blick der Erleichterung und Dankbarkeit. »Ich werde gehen und den Lehm holen.«
    Im Verlauf des Spiels wurde Paul durch die Zusammenstellungen auf dem Brett gefesselt. Gleichzeitig wurde er intensiv Miss Cook gewahr, die neben ihm auf dem Sofa saß und Lehm von der feuchten Kugel austeilte. Er bemerkte das Wesentliche von Miss Cook. Selbst wenn ihre Hand die seine berührte, schien sie nicht wirklicher zu sein als diese Plastikfiguren, die sich auf dem Schachbrett ineinanderspreizten.
    »Hoffentlich hat diese Bauernfigur ihre Pille genommen«, sagte Chris und klatschte entzückt in die Hände.
    Die Musik von Stier wurde lauter.
    Paul sah auf die schimmernden Plastik-Hüften eines Läufers herab, die sich zwischen den Beinen einer gefangenen Bauernfigur krümmten.
    Er spürte, wie sein eigener Körper hart und schimmernd wurde, spürte den Körper von Miss Cook kühl und hart unter sich.
    Er blinzelte und sah sich um. Er und Miss Cook waren auf einem weißen Quadrat allein.
    Er spürte, wie ihre Handfläche sacht seine Nase berührte.
    Er spürte ihre harten, glatten Beine an seinen Hüften hinaufgleiten.
    Er drängte sich nach unten, beugte sie, strengte sich an, um sie zu finden, bis endlich … »KLICK!«
    Er spürte das harte Plastik in sie hinein schmelzen, sah die heiße Flüssigkeit in ihren Augen schwimmen, hörte ihre letzten geflüsterten Schreie in seinen Ohren pfeifen.
    »Stier! Stier! Stier!«
     
    Paul öffnete die Augen im hellen Sonnenlicht, wälzte sich herüber und fand sich Brust an Brust mit der schlafenden Gestalt von Miss Cook. Ihre langen Beine waren in die verdrehten lavendelfarbenen Bettücher eingewickelt, ihre Hände waren über ihrem Kopf auf dem Kissen ineinander verschlungen. Ihre Brüste waren unbedeckt und bewegten sich durch ihre Atemzüge sanft auf und nieder.
    Er berührte eine mit den Fingerspitzen. Weicher als Plastik, dachte er.
    Er fand seine Kleidungsstücke auf dem Fußboden neben dem Bett und hatte sich gerade fertig angezogen, als der Wecker klingelte.
    »Der Wecker!« Miss Cook machte die Augen auf und setzte sich aufrecht hin.
    »Wo ist er, wo ist die Uhr?«
    »Die was?«
    »Die Uhr.«
    »Da drüben …«
    Paul ging an den Tisch, stellte die Uhr hinter einen Kasten voll rosa Kleenex und stellte sie ab.
    »Ist es geschehen?« Miss Cook zog sich die Decke bis ans Kinn.
    »Gestern abend, ist es wirklich geschehen?«
    »Ich glaube ja«, sagte Paul.
    »Wissen Sie es nicht?«
    »Wenn ich mich nur erinnern könnte. Können Sie es?«
    »Nicht so richtig …«
    »Eine schlechte Zensur für

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