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Der große Stier

Der große Stier

Titel: Der große Stier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Sanborn
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Oberseite seiner eigenen Finger. Er starrte sie eine volle Minute lang an, drehte sich um und drängte sich durch bis zur Bar.
    Aus den beiden großen Lautsprechern über der Tanzfläche hörte man ein Knattern, und eine Kellnerin stieg auf einen Stuhl, um den Tanz anzusagen. Niemand schien darauf zu achten.
    Paul nahm sich einen Martini vom Tablett einer vorbeigehenden Kellnerin.
    Die Töne von Stier Nr. 2 fluteten durch die Gespräche, und einen Augenblick war alles andere still. Die Kellnerinnen liefen alle nach der Mitte der Tanzfläche hin zusammen, zogen ihre winzigen schwarzen Höschen auf ihren Hinterteilen noch einen Zoll höher und begannen mit den sanften, stetigen Schwingungen des Stiertanzes. Die Männer kamen einer nach dem anderen, um sich mit ihnen zu vereinen, sie bewegten sich ungeschickt hin und her, mit nach vorn geschobenen Schultern; ihre Schlipse schwangen vor und zurück, als wären es Metronome aus Seide.
    Die Mädchen von G., F. & M. entdeckte Paul an zwei Tischen in der hinteren Ecke. Eins von ihnen, die kleine Chinesin aus der Vermittlungsabteilung, stand vom Stuhl auf wie in Trance und begann den Stiertanz ganz allein am Rande der Tanzfläche. Auch Miss Cook schien in der Schwebe und bereit, in der sich windenden Tänzerschar mitzumachen.
    Dann zeigte es sich. Die Mädchen von der Agentur. Sämtlich alle paar Sekunden ihre Handflächen beriechend.
    Als Paul an den Tisch kam, sah Miss Cook zu ihm auf und lächelte ihn an.
    »Mr. Odeon, sind Sie gekommen, um mich zum Tanz zu bitten?«
    »Ich täte es liebend gern, Miss Cook, aber es ist ein bißchen überfüllt hier, finden Sie nicht auch?«
    »Sie brauchen mich nicht Miss Cook zu nennen. Wir sind hier nicht im Dienst, und ich heiße Janice. Wollen Sie sich nicht setzen?«
    »Danke vielmals.«
    »Sie sind sehr gutaussehend, ich meine, sehr gern gesehen.«
    Paul fing an, seinen Martini zu trinken, überlegte es sich aber anders und schob sein Glas zur Tischmitte hin. »Sie scheinen nicht mehr ärgerlich zu sein.«
    »Wie könnte ich? Es ist alles so wunderbar.« Ihre Augen leuchteten, als sie sich umdrehte, die Tanzen den zu betrachten.
    »Haben Sie noch irgend etwas von Jerry gehört?« fragte Paul.
    »Er kommt heute abend mit Chris zu mir. Warum kommen Sie nicht auch?« Sie hielt sich ihre linke Handfläche an die Nase und inhalierte. »Gefallen Ih nen diese kleinen Höschen, die die Kellnerinnen tragen? Und die Perücken? Ich glaube schon, Sie sind doch ein Mann, und Männer sehen gern Mädchen ohne ihre Kleider. Wissen Sie was!«
    »Was denn?«
    »Ich würde gern eine Kellnerin und so wie die angezogen sein. Nur würde ich mich nicht gern von unserer Agentur trennen. In der Agentur sind so viele wunderbare Menschen.«
    »Miss Cook Woher haben Sie und die Mädchen den weißen Lehm?«
    »Sie wissen von dem weißen Lehm?«
    »Ja.«
    »Von Jerrys Schreibtisch. Möchten Sie welchen haben?« Sie machte ihre Geldbörse auf und gab ihm einen winzigen Pfropfen, der aussah wie weißer Kaugummi.
    Paul hielt ihn sich unter die Nase.
    »Nicht so«, flüsterte Miss Cook, »rollen Sieihn in den Händen. Er wirkt nur, wenn er auf Ihrer Haut ist.«
    »Ich weiß«, sagte Paul und rieb ihn sich in die Handflächen. »Ich wette, er würde sogar auf einem Beckenknochen wirken.«
    Paul lehnte sich im Sofa zurück und meditierte über jede faszinierende Einzelheit in Miss Cooks Apartment; die eingerahmten Drucke, englische Jagdszenen darstellend, die blauen Wedgewood-Aschenbecher auf dem schmucken Kaffeetisch aus Teakholz, die nervös züngelnden Flammen, die sich im Kamin ihren Weg zwischen den sprühenden Holzklötzen suchten.
    Es war angenehm zu sehen, wie Miss Cook Kaffee einschenkte, und erregend, die braunen Blasen durch den Glastrichter der Kaffeekanne strömen zu sehen. Jerry sah adrett und gesund aus, und Chris entpuppte sich tatsächlich als eine sehr anziehende junge Dame. Was hatte Jerry in dem Kasten da?
    »Was hast du eigentlich in dem Kasten, Jerry?«
    »Ein Spiel«, sagte Jerry.
    »Warten Sie nur, bis Sie es sehen«, meinte Chris. »Wir haben es an dem Tag gekauft, als Jerry aus der Agentur rausgeflogen ist, als eine Art Festgeschenk.«
    »Erzählt mir bloß nicht, es wäre noch mehr weißer Lehm«, sagte Paul.
    »He, nicht doch, Mann«, sagte Jerry. »Wenn du den kriegen willst, mußt du ins Reservat gehen. Da mußt du sogar Schlange stehen, es hat sich rumgesprochen.«
    »Weißt du, wie es wirkt?« Paul beschnupperte seine Finger. »Ich

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