Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der große Stier

Der große Stier

Titel: Der große Stier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Sanborn
Vom Netzwerk:
Wenn du etwas empfindest, es wirklich empfindest, dann bringst du es fertig, eine Idee daraus zu machen. Dann kannst du’s durch deinen Computer laufen lassen.«
    »Ist es denn besser, gefühlsmäßig zu reagieren?«
    » Du nennst es gefühlsmäßig!« Ihre Augen wurden feucht. »Ich wünsche mir ein Kind. Das ist das Gefühl. Ich habe mir einen Ehemann gewünscht. Das ist ebenfalls Gefühl!«
    »So habe ich es nicht gemeint.«
    »Nicht? Hat Richard dich nicht deshalb ausgesucht, damit du aus seinen Empfindungen Ideen machen könntest? Und warum möchtest du, daß er Premierminister wird? Du sagst, du wärst besorgt, weil du denkst, daß sein Leben in Gefahr ist. Das ist aber nicht deshalb so, weil du dir was aus ihm machst, sondern weil du fürchtest, etwas könnte die logische Welt zerstören, die du zu schaffen versuchst.«
    »Vielleicht reicht es, zehn- oder zwanzigtausend Jahre lang in einer unlogischen Welt gelebt zu haben.«
    »Du bist ganz wie Richard. Du suchst Vollkommenheit, und du meinst, du könntest sie dadurch erreichen, daß du die Liebe zerstörst …« Sie nahm ihre Stricknadeln auf und fing an, das Garn um die Enden zu wickeln. »Du bist ein Sadist …«
    Paul sah zum Barkellner hin und hob vier Finger. »Könnte ich bitte ungefähr soviel Rum haben?« Er wandte sich Adrianne zu? »Willst du wirklich nichts haben?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Dann, wenn du erlaubst, werde ich mich jetzt betrinken. Aber vorher gehe ich auf die Toilette. Was beweist, daß ich nicht in allem logisch bin …«
    Er schwang sich vom Hocker herunter und durchquerte die Bar. Im Hintergrund, zwischen einem Zeichen, auf dem »Herren« und einem anderen, auf dem »Damen« stand, hielt er inne, um auf einen ledernen Gegenstand zu schauen, der an der Wand befestigt war. In der Mitte hatte er einen Lederknoten und vier geflochtene Schnüre, die in spiralförmigen Schlingen endeten. Jede Schlinge war mit grünem Kupferdraht umwunden. Das war wirklich ein teuflischer Einfall. Paul machte den Barkeeper am Ende der Bar ausfindig, er klopfte gerade einen Zapfhahn in ein Bierfaßchen.
    »Was ist das?« rief Paul und klapste an die Wand.
    »Geißeln«, sagte der Baikeeper. »Die Indianer haben sie benutzt, damit ihnen die Herden nicht wegliefen.«
    »Was für Herden?«
    Der Barkeeper gab keine Antwort.
    Paul öffnete die mit »Herren« bezeichnete Tür.
    Als er zu seinem Hocker zurückgekehrt war, erhob er sein Glas, ohne ein Wort zu sagen und trank einen tüchtigen Schluck Rum. Das brannte, und er roch ein Aroma, das ihm merkwürdig vertraut war. Die Seife aus dem Waschraum an seinen Händen? Das Parfüm, das Adrianne benutzte.
    Das Klappern von Adriannes Stricknadeln wurde lauter.
    Er trank wieder. Und wieder das Aroma, diesmal noch stärker.
    Es fiel ihm plötzlich ein, daß er in Wirklichkeit keinen Sauerstoff zum Atmen brauchte; der köstliche Duft, der in seine Nase drang, würde direkt in sein Gehirn fließen und ihn für alle Zeit stärken. Aber er wunderte sich, daß seine Knie in seine Brust eingebettet waren.
    Die Reihen nackter Birnen lösten sich über seinem Kopf von der Decke und schwebten sanft dem Fußboden entgegen.
    »Nach oben? Nach oben? Nach oben? Nach oben?«
    »Glaub wohl – glaub wohl – glaub wohl – glaub wohl …«
    Der Kragen seiner herabwallenden Kapuze rieb hinten gegen seinen Hals. Er wurde ungeduldig. Er hielt die lederne Geißel an dem mittleren Knoten in der Hand und schlug sie ärgerlich in die Luft.
    »Ich bin zu geduldig mit Euch umgegangen, mein hübsches kleines Ungeziefer. Es ist Zeit, daß Eure Unverschämtheit bestraft wird.«
    »Marquis, ich wollte Euch nicht kränken!«
    »Genug! Habt Ihr vielleicht gedacht, daß die List Eures einfachen Garnknäuels mich verwirren würde? He? Und wie viele Köpfe sind im Rhythmus Eurer klappernden Nadeln von ihren Körpern heruntergerollt? Die Treppe hier hinauf, Madame, augenblicklich!«
    »Aber mein Ehemann … Richard!«
    »Was ich Euch lehren werde, wird ihn dazu bringen, vor Freude zu weinen …«
    »Habt Ihr kein Mitleid? Seht Ihr nicht, wie ich zittere?«
    »Ich werde Eure Tugend besser untersuchen!« Er riß ihr die Kleider vom Leib, warf sie auf den Fußboden und kniete nieder, seine Knie zu beiden Seiten ihres Kopfes.
    »Ich bitte Euch, was wollt Ihr, das ich tun soll?«
    »Eure Lippen sind rot und hübsch, Madame, und einer edleren Beschäftigung wert! Seht Ihr? Ja? Seht Ihr? Fangt an!« Er drängte sich in sie hinein und lachte.
    Sie lag

Weitere Kostenlose Bücher