Der große Trip: Tausend Meilen durch die Wildnis zu mir selbst (German Edition)
tauchte Trina mit ihrem großen weißen Hund auf. Wir umarmten uns, und ich machte sie mit Rex bekannt. Sie war mit Stacy tags zuvor eingetroffen, hatte aber beschlossen, hier aus dem PCT auszusteigen, nach Colorado zurückzukehren und den restlichen Sommer mehrtägige Wanderungen in ihrer heimatlichen Umgebung zu unternehmen. Stacy wollte weitermachen wie geplant.
»Sie würde sich bestimmt freuen«, fügte Trina hinzu, »wenn du dich ihr anschließt. Sie will am Morgen aufbrechen.«
»Ich kann nicht«, sagte ich und erklärte ganz aufgeregt, dass ich auf meine neuen Stiefel warten müsse.
»Auf der Hat Creek Rim haben wir uns Sorgen um dich gemacht«, sagte sie. »Da war kein Wasser im …«
»Ich weiß«, sagte ich und schüttelte zerknirscht den Kopf.
»Kommt«, sagte sie zu Rex und mir, »ich zeige euch, wo wir kampieren. Es sind nur zwanzig Minuten zu Fuß, aber weit weg von dem Rummel«, sagte sie mit verächtlicher Miene und deutete in Richtung Touristen, Imbissbude und Laden. »Und es ist umsonst.«
Meine Füße waren an dem Punkt angelangt, an dem sie jedes Mal, wenn ich nach einer Pause wieder aufstand, noch mehr wehtaten. Bei jeder neuen Anstrengung rissen die verschiedenen Wunden wieder auf. Ich humpelte hinter Trina und Rex einen Weg entlang, der durch den Wald zu einer kleinen Lichtung führte, die direkt am PCT lag.
»Cheryl!«, rief Stacy und umarmte mich.
Wir redeten über die Hat Creek Rim und die Hitze, den Trail und den Wassermangel und darüber, was es in der Snackbar zu essen gab. Ich zog Stiefel und Socken aus, schlüpfte in meine Lagersandalen, baute mein Zelt auf und widmete mich, während wir uns unterhielten, dem immer wieder vergnüglichen Ritual, mein Versorgungspaket auszupacken. Stacy und Rex freundeten sich schnell an und beschlossen, auf der nächsten Etappe des Trails zusammen zu wandern. Als es Zeit wurde, zum Abendessen in die Snackbar zurückzukehren, waren meine großen Zehen so geschwollen und gerötet, dass sie wie zwei rote Rüben aussahen. Ich konnte nicht einmal mehr Socken an den Füßen ertragen, und so humpelte ich in meinen Sandalen zur Snackbar, wo wir uns mit Hot Dogs in Papierschiffchen, Jalapeño Poppers und Nachos, von denen leuchtend orangeroter Käse tropfte, an einen Picknicktisch setzten. Ich kam mir vor wie bei einem Festessen oder einer Feier. Wir erhoben unsere Pappbecher mit Limonade und brachten einen Toast aus.
»Auf Trinas und Odins Heimreise!«, riefen wir und stießen mit den Bechern an.
»Auf Stacy und Rex, die weitermachen!«, jubelten wir.
»Auf Cheryls neue Stiefel!«, johlten wir.
Darauf trank ich feierlich.
Als ich am nächsten Morgen aufwachte, stand mein Zelt ganz allein auf der Lichtung zwischen den Bäumen. Ich ging zu den Waschräumen, die für die Camper auf dem offiziellen Zeltplatz des Parks bestimmt waren, duschte und kehrte in mein Lager zurück. Ich setzte mich in den Campingstuhl, frühstückte und las in einem Zug die Hälfte von Der Sommervogel . Am Nachmittag ging ich in den Laden neben der Snackbar, um nachzusehen, ob meine Stiefel schon da waren, doch die Frau, die am Schalter arbeitete, teilte mir mit, dass die Post noch nicht eingetroffen sei.
Ich verließ enttäuscht den Laden, spazierte in den Sandalen den kurzen asphaltierten Weg entlang zu einem Aussichtspunkt und sah mir die Wasserfälle an, die dem Park seinen Namen gaben. Die Burney Falls sind, wie auf einer Informationstafel erklärt wurde, die meiste Zeit im Jahr die wasserreichsten Fälle im Bundesstaat Kalifornien. Als ich auf die donnernden Wassermassen blickte, kam ich mir zwischen den Touristen mit ihren Kameras, Gürteltaschen und Bermudashorts beinahe unsichtbar vor. Ich setzte mich auf eine Bank und beobachtete ein Paar, das eine ganze Rolle Lutschbonbons an eine Schar übermäßig zutraulicher Eichhörnchen verfütterte, die um ein Schild herumwuselten, auf dem WILDTIERE NICHT FÜTTERN stand. Bei dem Anblick wurde ich wütend, aber nicht nur, wie ich begriff, weil sie durch ihr Verhalten die Eichhörnchen noch stärker an den Menschen gewöhnten, sondern auch, weil sie ein Paar waren. Zuzusehen, wie sie sich aneinanderschmiegten, wie sie zärtlich ihre Hände ineinander verschränkten und den Weg entlangbummelten, war für mich kaum zu ertragen. Es machte mich wehmütig und neidisch. Sie waren wie der lebende Beweis dafür, dass ich nie zu einer glücklichen Liebesbeziehung fähig sein würde. Als ich ein paar Tage zuvor in Old Station mit Paul
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