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Der große Trip: Tausend Meilen durch die Wildnis zu mir selbst (German Edition)

Der große Trip: Tausend Meilen durch die Wildnis zu mir selbst (German Edition)

Titel: Der große Trip: Tausend Meilen durch die Wildnis zu mir selbst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cheryl Strayed
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quietschte bei jedem Schritt, was mir umso mehr auf die Nerven ging, als die Stelle, die das Geräusch verursachte, nur Zentimeter von meinem Ohr entfernt war.
    Ich zwang mich, nicht an die Körperteile zu denken, die mir wehtaten – Schultern, Nacken, Füße und Hüften –, doch das gelang mir nur zeitweise. Als ich die Ostflanke des Mount Jenkins überquerte, legte ich mehrmals eine Pause ein und genoss den weiten Blick über die Wüste, die sich unter mir bis zum östlichen Horizont erstreckte. Am Nachmittag gelangte ich an die Schutthalde eines Bergsturzes und blieb stehen. Ich schaute den Berg hinauf und folgte dem Weg des Sturzes mit den Augen bis ganz nach unten. Ein breitesTrümmerfeld aus kantigen, faustgroßenGesteinsbrocken bedeckte den ebenen, knapp einen Meter breiten Pfad, der für jeden normalen Menschen begehbar gewesen war. Und ich war nicht mal ein normaler Mensch. Ich war ein Mensch mit einer Wahnsinnslast auf dem Rücken und ohne Wanderstock, der mir Halt hätte geben können. Warum ich darauf verzichtet hatte, einen Wanderstock mitzunehmen, dafür aber eine Klappsäge, war mir ein Rätsel. Mir hier oben einen Stock zu suchen war sinnlos – die wenigen Krüppelbäume lieferten nichts Geeignetes. Mir blieb keine andere Wahl, als weiterzumarschieren.
    Meine Beine zitterten, als ich mit gebeugten Knien die Sturzhalde betrat, da ich fürchtete, meine gewohnt bucklige Haltung könnte die Steine in Aufruhr versetzen und veranlassen, massenhaft weiter den Abhang hinunterzurutschen und mich mitzureißen. Einmal strauchelte ich und landete unsanft auf den Knien. Danach setzte ich meinen Weg noch vorsichtiger und zögerlicher fort. Bei jedem Schritt schwappte der Inhalt des großen Wassersacks auf meinem Rücken. Als ich endlich auf der anderen Seite des Trümmerfelds ankam, war ich so erleichtert, dass mir mein Knie egal war, obwohl es blutete und vor Schmerzen pochte. Das hätte ich hinter mir, dachte ich voller Dankbarkeit, doch ich irrte mich.
    Am selben Nachmittag musste ich noch drei weitere Bergstürze durchqueren.
    In der Nacht kampierte ich auf einem Bergsattel zwischen dem Mount Jenkins und dem Mount Owens, von Anstrengung gepeinigt, obwohl ich nur dreizehneinhalb Kilometer zurückgelegt hatte. Ich hatte mir selbst die schlimmsten Vorwürfe gemacht, weil ich nicht zügiger vorankam, aber als ich jetzt in meinem Campingstuhl saß und mir aus dem heißen Topf, der zwischen meinen Füßen auf dem Boden stand, mit krampfhaften Bewegungen das Abendessen in den Mund löffelte, war ich froh, dass ich überhaupt so weit gekommen war. Ich befand mich in 2100 Meter Höhe, nur Himmel um mich herum. Im Westen tauchte die untergehende Sonne das hügelige Land in ein Farbspektakel aus Rot- und Orangetönen, im Westen dehnte sich das scheinbar endlose Wüstental, ehe es sich in der Ferne verlor.
    Die Sierra Nevada ist ein einzelner, aufgefalteter Block der Erdkruste. Ihr Westhang nimmt neunzig Prozent des gesamten Gebirgszugs ein, die Gipfel fallen stufenweise zu den fruchtbaren Tälern hin ab, die schließlich der kalifornischen Küstenebene weichen – die ungefähr 320 Kilometer westlich vom PCT und fast auf der gesamten Strecke parallel zu ihm verläuft. Ganz anders der Osthang der Sierra Nevada: Hier fällt das Gebirge jäh in die große Wüstenebene ab, die sich bis zum Great Basin in Nevada erstreckt. Ich hatte die Sierra Nevada vorher nur einmal gesehen, als ich mit Paul ein paar Monate nach unserem Wegzug aus New York in den Westen gereist war. Wir hatten im Death Valley gecampt und waren tags darauf stundenlang durch eine Landschaft gefahren, die so trostlos war, als wäre sie nicht von dieser Welt. Gegen Mittag tauchte die Sierra Nevada am westlichen Horizont auf, eine große, weiße, unüberwindliche Wand, die aus dem Land emporwuchs. Als ich jetzt auf dem hohen Bergsattel saß, war es mir nahezu unmöglich, dieses Bild noch einmal heraufzubeschwören. Ich betrachtete die Wand nicht mehr aus der Ferne. Ich saß auf ihr drauf, wie berauscht vom Blick über das Land, zu müde, um auch nur aufzustehen und zu meinem Zelt zu gehen. Über mir stieg strahlend der Mond in den Himmel, und unter mir, in weiter Ferne, glitzerten die Lichter von Ridgecrest und Inyokern. Die Stille war gewaltig. Die Weite wie ein Gewicht. Deswegen bin ich hierhergekommen, dachte ich. Das habe ich bekommen.
    Als ich endlich aufstand und mich zum Schlafen fertig machte, fiel mir auf, dass ich zum ersten Mal auf dem Trail bei

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