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Der Grüne Strahl

Der Grüne Strahl

Titel: Der Grüne Strahl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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›Sowens‹ (Hafermus), das die Be-
    wohner der Hochlande noch immer so sehr lieben.«
    »Mehr vom ›Haggis‹, den unser großer Dichter Burns
    für wert gehalten hat, als das erste, das beste, das nationalste
    aller schottischen Gerichte zu befinden.«
    »Noch etwas ›Cockylecky‹! Wenn der Hahn auch etwas
    hart ist, so ist der Lauch, der dazu serviert wird, desto vor-
    züglicher!«
    »Und zum dritten Mal einen Teller ›Hotchpotch‹, eine
    vollendetere Suppe, als je eine in der Küche der Villa Helens-
    burgh zubereitet wurde!«
    Oh, man speiste vortrefflich in ›Duncans Harnisch‹, we-
    nigstens solange alle 2 Tage frischer Proviant zu haben war
    durch Vermittlung der Dampfer, die den Dienst zwischen
    den kleinen Hebriden versahen. Und man trank dort auch
    gut.Es hätte sie nur einer sehen sollen, die Brüder Melvill,
    wenn sie sich, das Glas in der Hand, ein Gütchen taten,
    oder sich aus Humpen gegenseitige Gesundheit zutran-
    ken, aus großen Gefäßen, die nicht weniger als 4 englische

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    Pints faßten, und in denen der ›Usquebaugh‹, das nationale
    Bier par excellence, schäumte, oder der bessere, speziell für
    Gäste eingebraute ›Hummok‹! Und dann der aus Gerste ge-
    wonnene Whisky, dessen Gährung sich noch im Magen des
    Trinkenden fortzusetzen scheint. Hätte es aber an starkem
    Bier gemangelt, hätte ihnen auch der aus Weizen destillierte
    ›Mum‹ genügt, selbst mit dem sogenannten ›Zweipencer‹,
    dem ja immer noch durch ein kleines Gläschen ›Gin‹ nach-
    zuhelfen war. In der Tat, es kam ihnen gar nicht in den Sinn,
    den Sherry und Portwein aus den Kellern von Helensburgh
    oder Glasgow haben zu wollen.
    Wenn der an allen Komfort der Neuzeit gewöhnte Aris-
    tobulos Ursiclos nicht unterlassen konnte, sich zuweilen
    über Gebühr zu beklagen, dann schenkte dem niemand be-
    sondere Beachtung.
    Wenn ihm die Zeit auf diesem kleinen Fleckchen Erde
    lang wurde, so enteilte sie den anderen desto schneller, und
    Miss Campbell zürnte gar nicht mehr über die Nebel, die
    allabendlich den Horizont verschleierten.
    Gewiß ist Iona nicht groß; braucht denn aber jemand,
    der an der frischen Luft spazierenzugehen liebt, dazu so
    ausgedehnten Raum? Kann nicht ein kleines Garteneck-
    chen denselben Reiz ausüben wie der größte königliche
    Park? – Es wurden also viele Spaziergänge unternommen.
    Olivier Sinclair bereicherte sein Skizzenbuch mit der und
    jener hübschen Ansicht. Miss Campbell sah ihm zu, wenn
    er zeichnete, und dabei verstrich ganz unbemerkt die Zeit.
    Der 26., 27., 28., und 29. August vergingen ohne eine
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    Minute Langeweile. Dieses Wildlingsleben paßte vollstän-
    dig zu der wilden Insel, an deren kahlen Felsen das Meer
    ohne Unterlaß brandete.
    Ganz glücklich, jener neugierigen, plauderhaften, alles
    ausspürenden Menge der Kurorte entflohen zu sein, ging
    Miss Campbell hier genauso aus, wie sie es im Park der Villa
    Helensburgh getan hätte, mit dem ›Roquelay‹, der sie gleich
    einer Mantille umhüllte, als Kopfschmuck nur einen ein-
    zigen ›Snod‹, jenes durch das Haar geflochtene Band, das
    den jungen Schottinnen so vorzüglich steht. Olivier Sinclair
    konnte sich nicht enthalten, den Liebreiz ihrer Persönlich-
    keit, die Anmut, die auf ihn – und er war sich darüber übri-
    gens gar nicht im unklaren – so anziehend wirkte, rück-
    haltlos zu bewundern. Öfters spazierten beide plaudernd,
    ausschauend und träumend bis zur äußersten Strandlinie
    der Insel und durchsuchten nach Muscheln den Tang, der
    von der letzten Flut an Land gespült worden war. Vor ihnen
    flatterten in zahlreichen Völkern schottische Tauchergänse
    auf, jene ›Tamnie-nories‹, deren Einsamkeit sie gestört hat-
    ten, oder ›Pictarnies‹, die sich auf der Jagd nach kleinen,
    von den Brandungswellen ans Ufer geworfene Fischchen
    befanden, oder endlich sogenannte ›Tölpel von Bassan‹ mit
    tiefschwarzem Gefieder, nur weiß an den Flügelspitzen und
    gelblich am Kopf und Hals, die speziell die Familie der Pal-
    mipeden in der Ornithologie der Hebriden repräsentieren.
    Wie gern verbrachte dann, wenn der Abend gekommen
    und die Sonne wie gewöhnlich in ihr Nebelbett zur Ruhe
    gegangen war, Miss Campbell und die übrige Gesellschaft
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    noch vereint die ersten Stunden der Nacht auf einsamem
    stillen Strand. Am Himmel stiegen die flimmernden Sterne
    empor, und mit ihnen erwachten alle Erinnerungen an die
    Gesänge Ossians. Inmitten

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