Der Grüne Strahl
›Sowens‹ (Hafermus), das die Be-
wohner der Hochlande noch immer so sehr lieben.«
»Mehr vom ›Haggis‹, den unser großer Dichter Burns
für wert gehalten hat, als das erste, das beste, das nationalste
aller schottischen Gerichte zu befinden.«
»Noch etwas ›Cockylecky‹! Wenn der Hahn auch etwas
hart ist, so ist der Lauch, der dazu serviert wird, desto vor-
züglicher!«
»Und zum dritten Mal einen Teller ›Hotchpotch‹, eine
vollendetere Suppe, als je eine in der Küche der Villa Helens-
burgh zubereitet wurde!«
Oh, man speiste vortrefflich in ›Duncans Harnisch‹, we-
nigstens solange alle 2 Tage frischer Proviant zu haben war
durch Vermittlung der Dampfer, die den Dienst zwischen
den kleinen Hebriden versahen. Und man trank dort auch
gut.Es hätte sie nur einer sehen sollen, die Brüder Melvill,
wenn sie sich, das Glas in der Hand, ein Gütchen taten,
oder sich aus Humpen gegenseitige Gesundheit zutran-
ken, aus großen Gefäßen, die nicht weniger als 4 englische
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Pints faßten, und in denen der ›Usquebaugh‹, das nationale
Bier par excellence, schäumte, oder der bessere, speziell für
Gäste eingebraute ›Hummok‹! Und dann der aus Gerste ge-
wonnene Whisky, dessen Gährung sich noch im Magen des
Trinkenden fortzusetzen scheint. Hätte es aber an starkem
Bier gemangelt, hätte ihnen auch der aus Weizen destillierte
›Mum‹ genügt, selbst mit dem sogenannten ›Zweipencer‹,
dem ja immer noch durch ein kleines Gläschen ›Gin‹ nach-
zuhelfen war. In der Tat, es kam ihnen gar nicht in den Sinn,
den Sherry und Portwein aus den Kellern von Helensburgh
oder Glasgow haben zu wollen.
Wenn der an allen Komfort der Neuzeit gewöhnte Aris-
tobulos Ursiclos nicht unterlassen konnte, sich zuweilen
über Gebühr zu beklagen, dann schenkte dem niemand be-
sondere Beachtung.
Wenn ihm die Zeit auf diesem kleinen Fleckchen Erde
lang wurde, so enteilte sie den anderen desto schneller, und
Miss Campbell zürnte gar nicht mehr über die Nebel, die
allabendlich den Horizont verschleierten.
Gewiß ist Iona nicht groß; braucht denn aber jemand,
der an der frischen Luft spazierenzugehen liebt, dazu so
ausgedehnten Raum? Kann nicht ein kleines Garteneck-
chen denselben Reiz ausüben wie der größte königliche
Park? – Es wurden also viele Spaziergänge unternommen.
Olivier Sinclair bereicherte sein Skizzenbuch mit der und
jener hübschen Ansicht. Miss Campbell sah ihm zu, wenn
er zeichnete, und dabei verstrich ganz unbemerkt die Zeit.
Der 26., 27., 28., und 29. August vergingen ohne eine
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Minute Langeweile. Dieses Wildlingsleben paßte vollstän-
dig zu der wilden Insel, an deren kahlen Felsen das Meer
ohne Unterlaß brandete.
Ganz glücklich, jener neugierigen, plauderhaften, alles
ausspürenden Menge der Kurorte entflohen zu sein, ging
Miss Campbell hier genauso aus, wie sie es im Park der Villa
Helensburgh getan hätte, mit dem ›Roquelay‹, der sie gleich
einer Mantille umhüllte, als Kopfschmuck nur einen ein-
zigen ›Snod‹, jenes durch das Haar geflochtene Band, das
den jungen Schottinnen so vorzüglich steht. Olivier Sinclair
konnte sich nicht enthalten, den Liebreiz ihrer Persönlich-
keit, die Anmut, die auf ihn – und er war sich darüber übri-
gens gar nicht im unklaren – so anziehend wirkte, rück-
haltlos zu bewundern. Öfters spazierten beide plaudernd,
ausschauend und träumend bis zur äußersten Strandlinie
der Insel und durchsuchten nach Muscheln den Tang, der
von der letzten Flut an Land gespült worden war. Vor ihnen
flatterten in zahlreichen Völkern schottische Tauchergänse
auf, jene ›Tamnie-nories‹, deren Einsamkeit sie gestört hat-
ten, oder ›Pictarnies‹, die sich auf der Jagd nach kleinen,
von den Brandungswellen ans Ufer geworfene Fischchen
befanden, oder endlich sogenannte ›Tölpel von Bassan‹ mit
tiefschwarzem Gefieder, nur weiß an den Flügelspitzen und
gelblich am Kopf und Hals, die speziell die Familie der Pal-
mipeden in der Ornithologie der Hebriden repräsentieren.
Wie gern verbrachte dann, wenn der Abend gekommen
und die Sonne wie gewöhnlich in ihr Nebelbett zur Ruhe
gegangen war, Miss Campbell und die übrige Gesellschaft
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noch vereint die ersten Stunden der Nacht auf einsamem
stillen Strand. Am Himmel stiegen die flimmernden Sterne
empor, und mit ihnen erwachten alle Erinnerungen an die
Gesänge Ossians. Inmitten
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