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Der Grüne Strahl

Der Grüne Strahl

Titel: Der Grüne Strahl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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gründete, das Mön-
    che aus Cluny bis zur Zeit der Reformation bewohnten? Wo
    hatte man jetzt die ausgedehnten Baulichkeiten zu suchen,
    die gleichsam das Seminar der Bischöfe und Äbte des Ver-
    einigten Königreichs darstellten? Wo könnte man inmit-
    ten dieser Trümmer, die an Überlieferungen aus der Ver-
    gangenheit, an Manuskripten, betreffend die romanische
    Geschichte, so reiche Bibliothek wiederfinden, aus deren
    Quellen die Gelehrten jener Zeit mit so großem Gewinn
    schöpften? – Gegenwärtig ist von allem nichts übrig als Ru-
    inen, hier, von wo die Zivilisation, die den Norden Euro-
    pas so tiefgreifend umgestalten sollte, ihren Ausgang nahm.
    Aus dem ehemaligen Sainte Columba ist das heutige Iona
    geworden, mit wenigen Hunderten ungebildeter Bauern,
    die dem sandigen Boden der Insel nur mühsam ihre arm-
    selige Gerstenernte abtrotzen und etwas an Kartoffeln und
    Korn gewinnen, nebst noch wenigeren Fischern, die ihr Le-
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    ben durch den Fischfang im reichen Gewässer der Hebri-
    den fristen.
    »Miss Campbell«, sagte Aristobulos Ursiclos wegwer-
    fend beim ersten Rundblick, »glauben Sie, daß sich das mit
    Oban messen kann?«
    »Oh, es übertrifft es!« antwortete Miss Campbell, ob-
    gleich sie ohne Zweifel dabei dachte, daß die Insel jetzt we-
    nigstens einen Bewohner zuviel beherberge.
    In Ermanglung eines Casinos oder Hotels entdeckten
    die Brüder Melvill wenigstens eine halbwegs annehmbare
    Schänke, in der die Touristen absteigen, die sich nicht mit
    der beschränkten Zeit begnügen, die der Dampfer ihnen
    zum Besuch der druidischen und christlichen Ruinen Io-
    nas gönnt. Sie konnten sich also noch am gleichen Tag im
    ›Duncans Harnisch‹ einquartieren, während Olivier Sin-
    clair und Aristobulos Ursiclos jeder wohl oder übel in einer
    benachbarten Fischerhütte Unterkommen fanden.
    Die Gemütsstimmung von Miss Campbell war jedoch
    so, daß es ihr in ihrem kleinen Zimmerchen vor dem nach
    Westen hinausschauenden Fenster ebenso gut ging, wie auf
    der Terrasse des Hauptturms der Villa Helensburgh, und je-
    denfalls besser als im Salon des Caledonian-Hotels. Hier
    bot sich ihrem Blick eine unbegrenzte Fernsicht, hier un-
    terbrach kein Eiland die Kreislinie des Horizonts, und mit
    Aufgebot einiger Phantasie hätte sie hier, in 3.000 Mei-
    len Entfernung, an der entgegengesetzten Seite des Atlan-
    tiks die amerikanische Küste sehen können. In der Tat, hier
    — 174 —
    hatte die Sonne eine prächtige Bühne, um die Vorstellung
    eines glänzenden Untergangs zu geben.
    Das gemeinsame Leben ordnete sich also leicht und ein-
    fach. Die Mahlzeiten wurden im unteren Saal der Schänke
    in Gesellschaft eingenommen. Nach alter Gewohnheit setz-
    ten sich hier Bess und Patridge mit an den Tisch ihrer Herr-
    schaft. Aristobulos Ursiclos zeigte sich darüber vielleicht
    ein wenig überrascht, Olivier Sinclair dagegen fand nichts
    weiter dabei. Er empfand schon eine gewisse Zuneigung zu
    diesen beiden Dienern, die sie ihm reichlich vergalten.
    Nun führte also die Familie das alte schottische Leben
    in all seiner Einfachheit. Nach den Spaziergängen auf der
    Insel und den sie belehrenden Unterhaltungen über alte
    Zeiten, in die Aristobulos Ursiclos immer zur Unzeit seine
    modernen Bemerkungen einflechten mußte, kam man zum
    Mittagessen, und abends 8 Uhr zum Abendbrot zusammen.
    Den Sonnenuntergang beobachtete Miss Campbell aber bei
    jedem Wetter, selbst bei ganz bedecktem Himmel. Wer weiß,
    in der untersten Wolkenzone konnte ja doch eine Lichtung,
    ein Spalt, eine Öffnung entstehen, um den letzten Sonnen-
    strahl hindurchblitzen zu lassen.
    Und welche Mahlzeiten gab es da! Die echten Vollblut-
    Kaledonier Walter Scotts, die Gäste bei einem Mittagsmahl
    Fergus MacGregors, bei einem Abendessen Oldbucks, des
    ›Altertümlers‹, hätten an den nach altschottischer Weise zu-
    bereiteten Gerichten gewiß nichts auszusetzen gehabt. Mrs.
    Bess und Patridge fühlten sich, um ein Jahrhundert zurück-
    versetzt, ganz überglücklich, als hätten sie zur Zeit ihrer
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    Voreltern gelebt. Die Brüder Sam und Sib ließen sich mit
    offenbarem Vergnügen die kulinarischen Leistungen gefal-
    len, die sie an die früher in der Familie Melvill üblichen er-
    innerten.
    Hier die Ausrufe, die man in dem unteren, zum Speise-
    saal umgewandelten Raum hörte:
    »Ein wenig von den Hafermehl-Cakes, die weit schmack-
    hafter sind, als die weichlichen Kuchen von Glasgow.«
    »Und etwas von jenem

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