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Der Gute Ton 1950

Der Gute Ton 1950

Titel: Der Gute Ton 1950 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans H. Wiese
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Art des
    Deckens verlangt aber einen sehr schönen, gepflegten Tisch aus
    hochpoliertem Holz. Wir müssen nicht besonders erwähnen, dass ein
    solcher Tisch nach dem Essen nicht mehr sehr hochglänzend sein wird.
    Er wird Spuren tragen, die recht schwer zu beseitigen sind.
    Man muss bei Tisch darauf achten, dass jeder Gast genügend
    »Bewegungsfreiheit« hat. Es ist wohl richtig, dass Menschen, die sich
    zu benehmen verstehen, nicht sehr viel Platz brauchen, um ihre Suppe
    zu löffeln oder ihr Beefsteak zu schneiden. Aber die Hausfrau soll
    darauf achten, dass ihre Gäste nicht so nahe nebeneinander sitzen, dass
    sie ihr Glas oder ihren Teller mit dem Glas oder dem Teller des
    Nachbarn verwechseln.
    Zu Beginn des Mahles stehen zwei Teller auf dem Tisch; der grössere
    dient während des ganzen Essens als Unterteller. Wenn möglich, sollte
    man folgende Anordnung machen: rechts vom Teller: Bratenmesser,
    Fischmesser (falls notwendig), Vorspeisemesser (falls notwendig),
    Suppenlöffel; auf der linken Seite: Vorspeisegabel (das heisst
    Frühstücksbesteck), Fischgabel (wenn notwendig), Gabel für den
    Braten oder die Eingangsgerichte, oberhalb des Tellers die
    Dessertlöffel, die kleinen Gabeln und Messer für den Käse.
    Wir betonen, dass es nicht nötig ist, alle Bestecke und Teller schon
    vor dem Essen aufzulegen. Sie würden nur unnötig den Tisch beladen;
    man kann sie deshalb ruhig erst bringen, wenn die einzelnen Gänge
    gereicht werden, für die sie notwendig sind. So ersparen wir auch
    unseren Gästen, die vielleicht weniger erfahren sind, den faux-pas, ihre
    Vorspeise mit dem grössten Besteck zu essen und später mit
    schmutziger Gabel weiterzuessen, wenn beim Abräumen der Teller,
    auch das dazu gehörige Besteck weggenommen wird. Natürlich
    vergisst man das Fischbesteck nicht, wenn Fisch gereicht wird. Wenn
    Sie kein Fischbesteck haben, können Sie es vielleicht bei Freunden
    leihen, oder Sie geben zwei Gabeln, nie aber dürfen Sie ein
    Fischbesteck einfach durch ein Messer ersetzen. Ihre Freunde sollen
    nicht gezwungen werden, einen Fisch mit dem Messer »anzugreifen«.
    Für jede Sorte Wein, die getrunken wird, stellen wir ein anderes Glas
    auf. Ausserdem noch ein einfaches Glas, falls unsere Gäste Wasser
    trinken wollen. Das grösste Glas steht ganz links, je nach ihrer Grösse
    folgen die weiteren, die Sektschale oder das Sektglas bildet den
    Abschluss. Wenn die Auswahl der Weine sehr üppig ist, stellt man die
    vielen Gläser nicht einfach nebeneinander, sondern man lässt die
    gerade Linie in einem Dreieck auslaufen. Man setzt die Gläser auch ein
    wenig nach rechts, damit die Aermel unserer Gäste nicht die Sauce
    trinken, wenn die Hand nach dem Glas greift. Bei den Gläsern verhält
    es sich wie bei den Bestecken: man muss nicht unbedingt eine
    Gläserausstellung machen, sondern kann die Gläser zugleich mit den
    Weinen bringen.
    Die Messerbänkchen sind heute ungefähr so vornehm wie die
    gehäkelten Deckchen, die man 1900 auf den Sesseln sah. Sie gehören zu
    den Dingen, die die Gäste nicht sehen sollten. Sie bleiben lieber in
    einem verlorenen Winkel des Büffets neben jenen silbernen Ständern,
    die früher einmal die Menu-karte hielten, und auf der der Name eines
    jeden Gastes stand. Diese Menukarten kommen heute nur noch bei
    Banketten zu Ehren, die Gäste heben sie dann als Erinnerung auf.
    Die Blumen im Haus und auf dem Tisch dürfen nicht vergessen
    werden, aber man soll den Tisch nicht mit einem übergrossen Korb
    überladen, hinter dem die Gäste Versteckspielen können, wenn sie mit
    ihren Nachbarn oder mit ihrem Gegenüber sprechen wollen. Es ist
    schöner, eine Orchidee oder eine andere zierliche Blüte vor jeden
    Teller, neben die Gläser zu stellen, daraus entsteht dann eine Art
    Girlande auf dem Tisch. Auch in einer flachen Schale wirken die
    Blumen recht gut.
    Man faltet heute die Servietten nicht mehr zu Bischofshauben, die
    man früher in ein Glas steckte. Sie liegen heute links des Tellers, in
    ihrer Falte steckt ein Stück Brot. Die Serviette soll nie auf dem Teller
    liegen, selbst nicht bei einem Mittagessen. Bei einem Abendessen wäre
    dies ohnehin unmöglich, da die Suppe schon aufgetragen ist, wenn die
    Gäste zu Tisch kommen.
    BEI KERZENLICHT.
    Es ist reizend bei Kerzenlicht zu essen, aber nicht ganz einfach,
    besonders wenn es sich um eine grosse Tafelrunde handelt. Jedenfalls
    soll das Esszimmer nicht a n einen Park erinnern, wo sich um
    Mitternacht Verliebte bei

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