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Der Gute Ton 1950

Der Gute Ton 1950

Titel: Der Gute Ton 1950 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans H. Wiese
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einem nicht offiziellen Abendessen trägt man den Smoking. Der
    Smoking macht zur Zeit dem Frack starke Konkurrenz, dem unsere,
    die Bequemlichkeit überaus schätzende Zeit, das gestärkte Vorhemd
    und die Perlen verdenkt. Wenn die Smoking-Jacke zweireihig ist, darf
    dazu ein weiches Hemd mit normalem Umlegekragen getragen
    werden, der nicht schon wie ein Lappen aussieht, nachdem man in
    einen Volkswagen kriechen musste. Zu dem Smoking und dem Frack
    trägt man Lackschuhe.
    Bei einem offiziellen Essen empfiehlt sich die offizielle Kleidung, das
    heisst, der Cut mit gestreifter Hose und langem Selbstbinder. Zum Cut
    gehört der Zylinder. Der einfache Anzug für ein offizielles Essen ist:
    eine schwarze eingefasste Jacke mit gestreifter Hose, einfarbiger
    dunkler Krawatte und einem schwarzen Hut. Diese offiziellen Anzüge
    würden natürlich bei einem Privatessen zu offiziell wirken.
    Männer haben das Glück, dass die Mode für Smoking, Frack und
    Empfangsanzug keine grossen Aenderungen erfährt, und doch
    wechseln Kleinigkeiten von Zeit zu Zeit: zum Beispiel ist jetzt der
    schwarze Binder zum Smoking etwas schmäler geworden. Wir sollen
    auf diese Kleinigkeiten achten, damit wir nicht wie unsere Grossväter
    aussehen und den Eindruck erwecken, dass unser Gesellschaftsanzug
    nach zwanzig Jahren Pensionierung wieder zu Amt und Würden
    gekommen ist.
    Man kann offizielle Kleidung auch am Tage tragen, den Smoking
    aber nicht vor sechs Uhr nachmittags. Ueber den Frack sprechen wir
    ausführlich in dem Kapitel »Hochzeit«.
    BEGRÜSSUNG DER ANKOMMENDEN GÄSTE.
    Optimistische und unkluge Hausfrauen wollen es nicht wahr haben,
    und doch hat das Schicksal schon über das Gelingen oder Misslingen
    des Empfangs entschieden, wenn die Gäste erscheinen. Die
    Gastgeberin irrt, wenn sie glaubt, dass nun die wichtigsten
    Vorbereitungen gemacht werden müssen. Der Hausherr kann natürlich
    die Gäste empfangen, wenn die Hausfrau nicht genügend Personal hat
    und die Vorbereitungen noch nicht ganz beendet sind. Sobald die
    Gäste kommen, sollte man sie nicht mehr sich selbst überlassen. Die
    Hausfrau geleitet die Damen in ihr Zimmer, wo sie ihre Mäntel und
    Hüte ablegen, sie zeigt ihnen das Badezimmer und gestattet ihnen, ihre
    Frisiertoilette zu benutzen. Natürlich missbrauchen die weiblichen
    Gäste dieses liebenswürdige Angebot nicht und bedienen sich der
    Schönheitsmittel ihrer Gastgeberin. Selbstverständlich kann der Kamm
    benutzt werden.
    Der Hausherr nimmt sich der Herren an, die sich vielleicht auch
    frisieren oder die Hände waschen wollen. Der Hausherr soll jedenfalls
    den Vorschlag machen. Wenn er es nicht tut, können die Gäste ohne
    unhöflich zu sein, bitten, ins Badezimmer gehen zu dürfen. Es wäre
    höflichen als sich an den Tisch zu setzen mit Händen wie ein
    Schornsteinfeger. Man kann natürlich nicht bei jedem Gast die Rolle
    einer Amme spielen, aber der Hausherr soll nicht alle Gäste auf einmal
    verlassen, um zum Keller zu laufen, während die Dame des Hauses an
    den Herd eilt.
    DER APERITIF.
    Es ist eine französische Sitte, aber da sie gut ist, wollen wir uns zu
    ihr bekehren. Es ist angebracht, die ankommenden Gäste sofort in gute
    Stimmung zu versetzen und zwar reicht man dazu einen Aperitif. Man
    nimmt hierzu verschiedene Südweine. Die Hausfrau und der Hausherr
    gewinnen hierdurch eine kleine Gnadenfrist, über die sich niemand
    beschwert, wenn der Aperitif gut ist. Diese Südweine werden nicht am
    Tisch, sondern im Salon serviert. Wenn die Wohnung klein ist und
    keinen Salon hat, wie es wohl heute meist der Fall ist — richtet die
    Hausfrau in ihrem Esszimmer eine kleine Ecke ein, mit einem
    Tischchen für Gläser und Flaschen. Danach geht man zu Tisch.
    Bei einem S t a a t s e m p f a n g — oder im Film und der Operette —
    erscheint ein Diener in Livree und weissen Handschuhen und meldet
    »Es ist angerichtet«. Es gab wirklich einmal eine Zeit, in der solch
    grosse Empfänge auch in Privathäusern üblich waren — aber das sind
    für uns nur noch Märchen!
    Heutzutage hat der Hausherr oder die Dame des Hauses ihre Gäste
    schon bei ihrer Ankunft oder der gegenseitigen Vorstellung darauf
    vorbereitet, wie sie bei Tisch »verkuppelt« sind. Früher bot man seiner
    Tischdame den Arm, heute verzichtet man auf diese feierliche
    Zeremonie. Die Damen betreten das Speisezimmer zuerst, dann folgt
    die Hausfrau, die Herren schliessen sich an und zuletzt folgt der
    Hausherr.
    DIE TISCHORDNUNG
    ist

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