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Der Hauch von Skandal (German Edition)

Der Hauch von Skandal (German Edition)

Titel: Der Hauch von Skandal (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Cornick
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geschehen war, und etwas in ihrem Innern verwelkte wie eine Blume, die dem Frost ausgesetzt war.
    Sie sah ihre Kleidung auf dem Boden verstreut liegen. Alex’ Umhang hüllte sie immer noch ein, darunter war sie nackt. Alex war fort.
    Fest entschlossen, nicht darüber nachzudenken, warum Alex nicht da war, sammelte sie ihre Kleidungsstücke ein und begann sich anzuziehen. Das Unterkleid fühlte sich klamm auf ihrer Haut an. Die Temperatur in der Hütte konnte nur wenig über dem Gefrierpunkt liegen, und allmählich wurde Joanna kalt, innerlich und äußerlich. Ihre Glieder waren steif, und sie bewegte sich langsam, beinahe schmerzerfüllt.
    Als sie die Hüttentür öffnete, war das Sonnenlicht so grell, dass es sie blendete. Die Sonne stand schon hoch am Himmel. Joanna musste die ganze Nacht und einen Großteil des Vormittags verschlafen haben.
    Eine frische, kalte Brise wehte ihr entgegen. Joanna wickelte sich in den Umhang und schlenderte den Strand hinunter zum Wasser. Die See war inzwischen wieder völlig ruhig, Nebel stieg von der Oberfläche auf. Joanna setzte sich auf einen Felsbrocken und zog die Knie vor ihre Brust.
    Der Zorn und der Kummer vom Vortag waren verschwunden. Sie fühlte sich noch immer verletzt und wie zerschlagen, aber der bohrende Schmerz war nicht mehr da.
    Interessant dachte sie, David hat mich also doch nicht angelogen. Seine Tochter hatte tatsächlich am Ziel ihrer Reise auf sie gewartet. Wahrscheinlich hatte David sich nicht vorstellen können, dass sie wirklich so beharrlich sein würde, nach Spitzbergen zu fahren, um Nina abzuholen. Dann hätte sie von alldem hier nichts erfahren. David hatte einen verlockenden Köder ausgelegt, um ihr seelischen Kummer zu bereiten, doch sie war stärker gewesen, als er gedacht hatte. Sie hatte sich auf die Reise gemacht und alle Widrigkeiten überstanden. Und zum Schluss hatte sie genau das Richtige getan, das Einzige, was sie tun konnte – sie hatte Nina gehen lassen.
    Jetzt war es vorbei. Joanna strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Ihre Gefühle für David gehörten der Vergangenheit an, sie waren wie ausgelöscht. Er hatte nicht mehr die Macht, sie zu verletzen. Das Schlimmste war eingetreten, und sie hatte es überlebt, weil sie sich verändert hatte – sie war stärker und mutiger geworden, als sie sich je hätte träumen lassen – und weil Alex an ihrer Seite war.
    Ihr wurde leicht ums Herz, als sie sich endlich eingestehen konnte, wie vorbehaltlos sie sich in ihrem Unglück Alex anvertraut hatte. Sie hatte sich ihm ganz und gar hingegeben, ohne etwas zurückzuhalten. Anfangs hatte sie es aus dem Bedürfnis heraus getan, den Schmerz zu verdrängen und vergessen zu können. Doch Alex hatte ihr nicht erlaubt, ihn zu benutzen. Er hatte sie dazu gebracht, ihn so zu sehen, wie er wirklich war: ein Mann, den sie wegen seines Anstands, seiner Offenheit und seiner Aufrichtigkeit liebte. Sie liebte ihn, weil er ein Ehrenmann mit festen Prinzipien war; der Held, den sie sich gewünscht hatte, als sie noch jung gewesen war. Ein Mann, der geschworen hatte, sie zu beschützen, und Wort gehalten hatte.
    Einen Moment lang durchströmte sie ein Gefühl des Glücks, des Überschwangs und der Hoffnung. Doch dann wurde ihr bewusst, in welcher Lage sie sich in Wahrheit befand, und wäre am liebsten in Tränen ausgebrochen. Sich in Alex zu verlieben war wahrscheinlich das Schlimmste, was hätte passieren können. Alex besaß all diese bewundernswerten Eigenschaften und noch mehr, aber in seinem Herzen war er noch immer ein Abenteurer. Das lag ihm im Blut, und er hatte nie einen Hehl daraus gemacht. Er wollte kein sesshaftes Leben oder gefühlsmäßige Bindungen. Er hatte ihr das von Anfang an schonungslos offen gesagt. Und nun gab es den einzigen Grund nicht mehr, warum sie überhaupt geheiratet hatten – um Nina zu retten und ihr ein sicheres Zuhause zu bieten –, aber sie und Alex waren immer noch aneinander gebunden. Schlimmer noch, sein einziger Wunsch, ihm einen Erben zu schenken, würde nie erfüllt werden.
    Sie hatte ihn getäuscht. Das war das größte Vergehen von allen.
    Sie musste es ihm sagen. Sie konnte es nicht länger ertragen, und nun, da alles andere ein Ende gefunden hatte, war es nur richtig, auch diese Lüge zu beenden.
    Das Knirschen von Schritten im Sand brachte sie in die Gegenwart zurück. Sie hob den Kopf und sah Alex wenige Meter vor sich stehen. Er war in Hemdsärmeln, und der Wind wehte durch sein dunkles Haar. Bei seinem

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