Der Heiratsantrag - Almost a Bride
Gefängnissen gesellschaftliche Schranken nichts galten.
» Eh, voilà. « Der Haarkünstler ließ seine Schere ein endgültig letztes Mal klappern.
»Meg, das ist spektakulär!«, rief Arabella aus. »Du siehst ja ganz anders aus.«
Meg schien von der Verwandlung ebenso überrascht wie Arabella. Die am Kopf anliegenden Löckchen betonten ihre hohen Backenknochen, brachten aber auch ihre lebhaften grünen Augen voll zur Geltung. Sie betrachtete sich aus jedem Blickwinkel und sagte: »Nun, mir gefällt es, aber meine arme Mutter wird vor Entsetzen in Ohnmacht fallen.«
»Ach, die ältere Generation, Madame ... sie kann sich mit dem Fortschritt eben nicht abfinden«, entgegnete der Friseur und verstaute die Schere in seiner Ledertasche. »Euer Gnaden, bei Ihnen wird in einer Woche eine Auffrischung nötig sein«, sagte er zu Arabella, ehe er das Boudoir verließ.
»Und jetzt », sagte Arabella und rieb sich die Hände vor Vorfreude, »müssen wir für dich ein Dinnerkleid aussuchen. Heute findet in Gordon House ein Ball statt, auf dem du einen spektakulären Auftritt haben sollst.« Sie drehte sich um und ging in ihr Schlafgemach.
Meg folgte ihr, noch immer ihre ungewohnte Frisur befingernd. »Kann ich denn einfach uneingeladen auftauchen?«
»Aber ja. Du bist Gast der Duchess of St. Jules, meine Liebe«, erklärte Arabella großartig, als sie ihren Schrank aufriss. »Irgendwo müsste hier ein grünes Ballkleid aus Chiffon hängen. Ich wollte unbedingt, dass Celeste es für mich zurechtmacht,aber Jack zieht immer eine so missbilligende Miene, wenn ich es trage ... sicher nur, weil er es nicht auswählte. Ach, hier ist es.« Sie griff in die Tiefen des Schrankes und zog die Robe heraus.
Sie übergab es Meg. »Halte es an dein Gesicht... die Farbe ist perfekt für dich.« Sie verzog spöttisch den Mund. »So ungern ich es zugebe, aber Jack hat Recht. An dir sieht es viel besser aus.«
Meg besah sich prüfend im hohen Spiegel. »Es ist mir zu groß. Ich bin nicht so großzügig bedacht wie du, Bella.«
»Ach, Becky wird das Oberteil im Handumdrehen anpassen.« Arabella zog den Klingelzug. »Ein paar Abnäher da und dort und den Saum ein wenig kürzen. Sie ist im Nähen sehr geschickt, außerdem kann Martha ihr helfen. Das geht ganz rasch.«
Jack befand sich bereits im Salon, als die Damen Schlag acht zum Dinner herunterkamen. Als er sich verbeugte, schimmerten die Schöße seines Goldbrokatrockes und der juwelenbesetzte Griff seines Galadegens blitzte im Schein der Kerzen.
»Das Kleid steht Ihnen aber gut, Miss Barratt«, sagte er mit zustimmendem Nicken. »Viel besser als Arabella.«
Arabella sah ihn finster an. Er winkte sie zu sich und fasste mit kritischem Blick, der ihrem Teint galt, unter ihr Kinn. »Du siehst etwas bleich aus, meine Liebe. An deiner Stelle hätte ich heute nicht Elfenbein gewählt. Das schokoladenbraune Kleid mit dem cremefarbenen Unterkleid würde dir besser zu Gesicht stehen.«
»Jetzt ziehe ich mich nicht mehr um«, gab Arabella verärgert zurück. »Vielleicht werde ich Rouge auflegen.«
Jack ließ ihr Kinn los. »Nein«, sagte er entschieden. »Versuch stattdessen lieber, einige Male früher zu Bett zu gehen.«
Sie schnitt eine Grimasse. »Du bist sehr direkt.«
»Ja, wenn es dich betrifft«, gab er ihr freundlich Recht. Er trat ans Sideboard. »Darf ich Ihnen Sherry anbieten, Miss Barratt, oder ziehen Sie Madeira vor?«
Meg, die amüsiert schien, fragte sich, ob der Herzog mit diesen unnachsichtigen Bemerkungen seine Stellung vor Arabellas bester Freundin bekräftigen wollte. »Sherry, wenn ich bitten darf. Ich muss Ihnen gratulieren, Sir. Bella akzeptiert persönliche Kritik sonst nicht mit so großer Geduld.«
»Nun ja, Ehemänner haben in diesen Dingen mehr Spielraum«, sagte Jack glatt und reichte Meg ein Glas Sherry, ehe er seiner Frau Madeira einschenkte.
Arabella hüstelte betont. »Ich bin wohl unsichtbar geworden.«
Jack fragte sich, was um alles auf der Welt in ihn gefahren war. Einen Moment lang hatte er das Gefühl gehabt, als stünde er im Wettstreit mit Arabellas bester Freundin. Wie absurd. Er spürte ein leichtes verlegenes Erröten, das ihn fast so erstaunte wie sein lächerliches Benehmen von vorhin.
Er kehrte den Damen den Rücken und hantierte mit den Karaffen, bis er sich wieder gefasst hatte. Erst dann drehte er sich mit kühlem Lächeln um und reichte seiner Frau ihr Glas, doch ihm entging nicht der rasche Blick geheimen Einverständnisses, der
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