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Der hellste Stern am Himmel

Der hellste Stern am Himmel

Titel: Der hellste Stern am Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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Unglaublich, was für ein Mist veröffentlicht wurde. Aber sie konnte sie genauso gut zu Ende lesen. Vivienne schien Gefallen an der Geschichte zu finden.
    »›Ich möchte aber mein Leben nicht hingeben‹, sagte Killian.
    ›Das musst du aber. Menschen können nicht allwissend sein‹, sagte der Feenkönig. ›Das wäre eine zu große Last.‹
    ›Lass mich am Leben.‹

    Voller Trauer sagte der König: ›Deine Zeit ist um, du musst dein Leben lassen. Du darfst dir wünschen, neu geboren zu werden, aber wenn du als Sterblicher wieder auf die Welt kommst, wird dein Wissen verschwinden. Wofür entscheidest du dich? Wissen oder Leben?‹
    Killian überlegte kurz, und die Entscheidung fiel ihm leicht. ›Leben.‹
    ›Du darfst dir auch deine Eltern aussuchen. Benutze deine Allwissenheit. Triff eine weise Entscheidung.‹
    Landauf, landab gab es in Irland eine Menge Menschen, aus denen Killian auswählen konnte. Er reiste in den Norden, den Süden, den Osten und den Westen und besuchte die Gesegneten, die Schönen, die Reichen und die Klugen. Doch sein Herz führte ihn zu einem Ehepaar, einfachen und guten Leuten, die einander in tiefer Liebe verbunden waren, so sehr, dass ihre Seelen miteinander verschmolzen und eins geworden waren. ›Diese beiden, Mann und Frau, haben die reinsten Herzen im ganzen Land. Sie haben viel Leid erlebt, aber ich könnte sie glücklich machen.‹
    ›Dann geh.‹
    Als Killians Geist in seiner neuen Mutter heimisch geworden war, tippte der Feenkönig ihm auf den Kopf. ›Mit dieser Berührung fordere ich deine Allwissenheit zurück und schenke dir Unschuld, damit du neu geboren werden kannst.‹
    Killian fing an zu zittern und zu funkeln. So wie heranrauschende Wellen die Spuren im Sand verwischen, so verschwand er nach und nach und bereitete den Weg dafür, dass seine Seele von einem neuen Menschen geprägt werden konnte.

    Und der Mann und die Frau, einfache und gute Leute und einander liebevolle Gefährten, die eine gemeinsame Seele hatten und die in ihrem Leben viel Leid erduldet hatten und durch Zeiten der Angst und Einsamkeit und Verzweiflung gegangen waren, empfanden große Freude und erlebten Glück und Liebe, als sie erfuhren, dass sie endlich ein Baby bekommen sollten.
    ENDE«

    Das war also zu Ende. Katie blätterte ein bisschen weiter, vielleicht hatte sie etwas übersehen, aber es sah nicht so aus. Wie … merkwürdig . Trotz dieser merkwürdigen Geschichte war Vivienne eingeschlafen, und ihr Gesicht war süß und friedlich im Schein des rosa Nachtlichts. Katie ging auf Zehenspitzen aus dem Zimmer und dann in die Küche, wo sie sich ein Glas Wein holen wollte.
    »Der Mann, der alles wusste «, sagte sie zu MaryRose. »Wirklich sehr seltsam.«
    »Nie von gehört. Sie hat so viele Bücher.«
    »Ganz anders als das, was wir als Kinder vorgelesen bekommen haben.«
    »Weil wir von dem braven Mädchen mit den schönen langen Haaren vorgelesen bekommen haben, das von dem Prinzen gerettet wird, der einen Firmen-Lexus hat und in der Finanzbranche arbeitet.«
    Katie kamen die Tränen, sie setzte sich aufs Sofa.
    »Hier, nimm ein Glas Wein.« Besorgt hielt MaryRose ihr ein Glas hin.
    »Ich trinke zu viel.«
    »Gut, gut. Wenigstens lässt du dich selbst nicht im Stich.«

    »Bisher bin ich klargekommen, weißt du.« Katie sah sie flehentlich an. »Sehr gut sogar. Die ersten paar Tage hatte ich richtig Oberwasser. Ich war es so leid, immer wieder enttäuscht zu werden, und ich war überzeugt, dass ich die richtige Entscheidung getroffen hatte. Aber ich hatte es nicht richtig durchdacht. Vorher habe ich ihm jeden Morgen, egal, wo er gerade war, meinen Spruch zum Tag aus meinem Tagebuch vorgelesen … und jetzt kann ich das nicht mehr.«
    »Hier ist mein Handy. Rufihn an. Sag einfach Ja.«
    Sie hatte MaryRose von dem Heiratsantrag erzählt. Sie hatte allen davon erzählt, sie wollte überredet werden einzuwilligen.
    »Aber er war betrunken. Wenn ich Ja gesagt hätte, wäre es so weitergegangen, und ich wäre wieder Nummer fünf oder sechs auf seiner Prioritätenliste gewesen. Das ist doch so, oder?«
    »Vielleicht hat er etwas begriffen.«
    Und wenn nicht? »Dann muss ich später dasselbe noch mal durchmachen. Ich habe zehn quälerische Tage hinter mir. Soll ich die einfach verschwenden?«
    MaryRose wollte Katie nachschenken, obwohl das Glas randvoll war.
    »Ich muss eben tapfer sein.« Katie schaffte es, trotz der Tränen zu lächeln. »Wenn man es bedenkt: Ich habe ein sehr gutes Leben.

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