Der hellste Stern am Himmel
kommen, wenn man seine Vorstellung ein wenig gekürzt hatte.
»Maeve, ich bin’s, Jenna.«
»Oh, Jenna, hi.« Warum rief die Verlobte von Matts Bruder bei ihr an? Sie mochte Jenna, aber sie waren nicht näher befreundet. Es musste mit der Frauenparty zu tun haben, fiel Maeve da ein. Oh nein!
»Entschuldige, dass ich dich bei der Arbeit anrufe.«
»Das macht nichts«, sagte Maeve unverbindlich.
»Ich wollte dich etwas fragen, aber es ist ein bisschen … heikel.«
»Na gut.« Nein!
»Eure Hochzeitsreise …«
»Unsere Hochzeitsreise ?«
»Es stimmt doch, dass Hilary und Walter sie bezahlt haben, oder?«
»Ja, es war ihr Hochzeitsgeschenk.«
»Ja, bei Alex und mir ist es auch so, sie wollen unsere auch bezahlen.«
»Wohin?«
»Nach Antigua.«
»Ach ja, stimmt. Das wusste ich schon.«
»Es ist nur so, Maeve, sie bestehen darauf, Business Class für uns zu bezahlen, und ich weiß nicht, ob wir das annehmen sollten, es ist ein bisschen … also, üppig. Aber wenn sie dir und Matt auch Business Class bezahlt haben, dann können wir es wohl ruhig annehmen.«
Maeve lachte leise. »Tut mir leid, Jenna, für Matt und mich gab es nur Economy. Aber nehmt doch den teuren Flug, warum nicht? Wenn sie es euch anbieten.«
»Ja, aber …« Jenna wand sich, bemüht, die richtige Entscheidung zu treffen.
»Matt und ich wären nicht sauer, wenn du deshalb besorgt bist.«
»Ah, gut, na ja, dann spreche ich mal mit Alex, und wir überlegen noch einmal, und danke, ja?«
»Kein Problem. Bis bald.«
Maeve legte auf und hatte einen Moment das Gefühl, von funkelndem, kristallklarem Licht übergossen zu sein. Sie hatte schon länger nicht mehr an ihre Flitterwochen gedacht, die schönsten Wochen in ihrem Leben. Vierzehn Tage im Schlaraffenland eines malaysischen Ferienorts mit prachtvollen Gärten, Klimaanlage, Evian-Eiswürfeln, freundlichem Personal und kleinen Bungalows aus dunklem Holz mit Strohdächern. So ganz anders als die Ferien, die Maeve gemacht hatte, bevor sie Matt kennenlernte, wo sie fernab der Hauptwege ein Land erforscht hatte, mit Einheimischen im
Lieferwagen mitgefahren war und sich an Straßenständen zu essen gekauft hatte, wovon sie schrecklichen Durchfall bekam, das Erkennungszeichen dessen, der authentisch reist.
Als sie am Zielort ihrer Hochzeitsreise angekommen waren (der vollständig aus Teak geschnitzt zu sein schien), kam sie sich ein bisschen wie eine Betrügerin vor – doch die Schuldgefühle währten nur so lang, wie sie brauchte, um sich mit dem köstlich kalten, nach Zitronengras duftenden Tuch, das sie von einem lächelnden Mann in einem bestickten Sarong gereicht bekam, den Staub von der Reise abzuwischen: Sich in einem Leben im Luxus zurechtzufinden, fiel ihr überraschend leicht.
Wie schön alles war – das triumphale gelbe Morgenlicht, die intensiven Farben der exotischen Blumen, das klare blaue Wasser, silbern besprenkelt in der Sonne. Matt und sie hatten ihre Tage auf unverschämt bequemen Sonnenliegen verbracht, sich massieren lassen und gelegentlich den Zimmerservice gerufen, sie hatten geschlafen und waren geschwommen, und vor allem hatten sie Sex miteinander gehabt. Und jeden Nachmittag, wenn Maeve sanft in einer Hängematte im Schatten ihres ganz persönlichen Baumes schaukelte und dabei Mangoscheiben aß und leise vor sich hin summte, las Matt ihr aus dem neuen James-Bond-Roman vor, der Maeve normalerweise nicht interessiert hätte, aber da Matt die Sprache und die Stimmen der Charaktere und die Musik nachmachte, hörte sie fasziniert zu.
Jeden Abend kamen sie nach dem Essen in ihren entzückenden
kleinen Bungalow zurück, wo eine reizende und unsichtbare Person Dutzende von Kerzen angezündet und auf dem enormen Bett Rosenblätter in Herzform ausgestreut hatte.
Es war wunderbar gewesen.
DREIUNDDREISSIG TAGE …
»Heißt das, du warst die ganze Zeit zu Hause?«, fragte Rosie. »In der Wohnung? Und ich habe draußen gestanden und stundenlang geklopft?«
»Aber du hast nicht geklingelt. Klingel ist laut. Du klopfst mit deinen kleinen Händen, das ist nicht laut. Ich habe nicht gehört.«
Andrej war niedergeschmettert. Er hatte Rosie, seinen Schatz, ganz und gar vergessen, alles Denken an anderes war durch die machtvolle Präsenz Lydias ausgelöscht gewesen.
Als er den duftenden gelben Zettel im Flur fand …! Am liebsten wäre er vor Scham im Erdboden versunken.
Mehrere Tage vergingen, bevor Rosie wieder mit ihm sprach, und auch dann war es nur ein demütiges
Weitere Kostenlose Bücher