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Der hellste Stern am Himmel

Der hellste Stern am Himmel

Titel: Der hellste Stern am Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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Flüstern: »Anscheinend bedeute ich dir nichts, Andrej. Das hättest du mir aber doch sagen können. Schließlich will ich, dass du glücklich bist. Ich wünsche dir, dass du ein richtig nettes Mädchen kennenlernst, das dich so sehr mag wie ich dich.«
    Er musste eine groß angelegte Entschuldigungsoffensive starten, mit zahllosen SMS und Telefonaten. In
Polen hatte er auch schon ein paar Freundinnen wie Rosie gehabt, er wusste also, welchen Preis es für einen solchen Fehltritt zu entrichten galt. Blumen, das war klar. Aber es mussten Rosen sein, und sie mussten rot sein, und es mussten zwölf sein. Nicht mehr und nicht weniger. Ein Dutzend roter Rosen – wich er von der Formel ab, würde das die Dinge noch schwieriger machen. Und dann Schmuck. Aber für einen Verlobungsring war es nicht der richtige Moment, denn das Mädchen würde weinen und erklären: »Und wenn ich später an den Tag unserer Verlobung denke, dann kommt mir die unglückliche Erinnerung, wie ich vor der Tür stand … wie ein …« Dann würden die Wörter undeutlich und schließlich verstummen, und ein Strom von Tränen würde hervorbrechen.
    Ein Anhänger für ihr Amulettarmband wäre das Richtige, ein kleines goldenes Herz mit einem kleinen Rubin. Und dann das Versprechen, mit ihr für ein Wochenende zu verreisen, ohne dass jemand vor der Tür stehen musste.
    Andrej wusste, dass Rosie das meiste aus der Situation herausholte, aber er wollte mitspielen. Die Regeln standen fest, und Versöhnung musste sein.
    Aber Herr im Himmel mit seinen Engeln! Wenn Rosie nur wüsste, was er getrieben hatte, als sie wenige Meter von ihm entfernt vor der Wohnungstür gestanden hatte! Immer wieder gab es Momente, wenn sich bei der Erinnerung an sein Treiben – seinen Betrug – alles in seinem Kopf drehte und er am ganzen Körper zu schwitzen begann. Das konnte passieren, wenn er im Lieferwagen unterwegs war oder einen PC auseinandernahm,
dann packte ihn das Entsetzen, und er hatte den Wunsch, auf die Knie zu fallen und um Vergebung zu beten.
    Er mochte Rosie. Vielleicht liebte er sie sogar. Was trieb er also mit Lydia?

ZWEIUNDDREISSIG TAGE
    SEHR FRÜH AM MORGEN

    Sie sahen alle gleich aus, die hohen, vornehmen Häuser im georgianischen Stil. Lydia parkte vor dem Haus Nummer elf und holte ihr Handy hervor. Sie wollte nicht aussteigen und zur Tür gehen, denn es nieselte, und sie musste an ihre Haare denken. »Taxi für Eilish Hessard.« Lydia sprach die Nachricht auf die Mailbox des Kunden.
    Im Lauf der Jahre hatte sie die Erfahrung gemacht, dass es kein Muster bei den Zielorten gab, zu denen Taxis gerufen wurden. Sie konnte in eine ihr unbekannte Straße gerufen werden und dann in derselben Woche fünfmal dorthin fahren müssen … so dass es ein bedeutungsloser Zufall sein konnte, wenn sie in der Wellington Road jemanden abholen sollte.
    Doch eigentlich glaubte sie das nicht. Nicht nach den bescheuerten Blumen. Deshalb war es keine große Überraschung, als die Beifahrertür aufgerissen wurde und der reiche, alte Kerl, seinen Namen hatte sie vergessen, sich neben sie setzte. »Morgen, Lydia!«
    »Raus«, sagte sie. »Das ist das Taxi für Eilish Hessard.«
    »Sie ist meine Assistentin. Kleiner Trick. Ich habe Sie bestellt. Haben Sie meine Blumen bekommen?«
    »Woher haben Sie meine Taxinummer?«

    »Ich hatte eigentlich gedacht, dass Sie sich wenigstens für die Blumen bedanken würden.«
    »Ich hatte nicht um Blumen gebeten. Es sollte ein Gesetz geben, das es verbietet, Menschen Blumen zu schicken, die keine haben wollen. Wie haben sie meine Nummer herausbekommen?«
    »Das war leicht. Zum Glück gibt es nicht viele Taxifahrerinnen. Eilish hat einfach alle Firmen angerufen.«
    »Sie haben Ihre Assistentin anrufen lassen?«
    »Weil sie eine Frau ist. Ich dachte, die Taxizentrale würde einen Kontakt zwischen einem Mann und Ihnen nicht herstellen.«
    Dort ging es keineswegs so rücksichtsvoll zu, dachte Lydia.
    »Eilish sagte, sie sei einmal mit Ihnen gefahren und Sie hätten ihr gefallen. Der in der Zentrale wollte das nicht glauben, aber … war ein Witz, Lydia.«
    »Ich kann mich vor Lachen kaum halten. Wo soll es hingehen?«
    »Nirgendwohin. Ich dachte, wir bleiben einen Moment im Auto sitzen und unterhalten uns. Oder Sie könnten reinkommen und mit mir frühstücken.«
    »Was für eine Unverschämtheit! Ich muss Geld verdienen. Ich bin doch nicht Ihr … Spielzeug!«
    »Ich bezahle Sie dafür.«
    »Ich will nicht, dass Sie mich bezahlen.« Sie

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