Der hellste Stern am Himmel
alle Ewigkeit.
Sie wartete, dass der Schock vergehen würde, was aber nicht geschah, denn mit einem Schlag wurde ihr bewusst, dass dies die Wahrheit war. Sie war wirklich allein, ganz allein, für alle Ewigkeit. Nie wieder würde jemand sie lieben.
Jedes Mal, wenn eine Liebesgeschichte vorbei war, glaubte sie felsenfest, dass sie sich nie wieder verlieben würde. Doch diesmal stimmte es wirklich. Es hieß zwar, vierzig sei so wie früher achtzehn, aber das war Unsinn. Man konnte sich Botox spritzen lassen, soviel man wollte, man konnte sich mit Fünfzehnjährigen bei Topshop in den Gängen drängeln, aber vierzig war vierzig, da biss die Maus keinen Faden ab.
Gerade als sie dachte, schlechter könnte sie sich nicht fühlen, fiel ihr etwas Entsetzliches ein: Sie hatte eine der Künstlerlimousinen gekapert und sich nach Hause fahren lassen.
Sie war aus dem Nachtclub gestolpert, hatte den Wagen am Straßenrand stehen sehen und war eingestiegen. Der Fahrer wollte sie nicht fahren, er sollte auf einen Mr. Alpha warten, sagte er immer wieder, aber sie machte sich wichtig, wies auf ihre mächtige Position hin und drohte ihm mit Entlassung.
Oh nein! Die Erinnerung war so beschämend, dass sie ins Kissen wimmerte. Nicht nur saß sie für alle Ewigkeit auf einem kahlen Felsbrocken fest, sondern sie hatte auch noch einen Wagen von einem Superstar auf Tournee gestohlen, einem international bekannten Star.
Sie stand auf, übergab sich und kroch wieder ins Bett, sie sehnte sich nach Schlaf, nach Ruhe vor den quälerischen Gedanken, aber sie war immer noch wach, als die
Vögel zu singen begannen. Sie wusste nicht, wie spät es ist, weil sie Angst hatte, auf die Uhr zu gucken, aber es musste schon ziemlich spät sein. Irgendwann sank sie in einen leichten Dämmerschlaf, und als der Wecker um halb acht klingelte, hätte sie sich am liebsten die Kehle durchgeschnitten.
Make-up half nicht. Sie kleisterte sich Riesenmengen von Abdeckcreme unter die Augen und sah trotzdem aus wie Sylvester Stallone. Endlich machte sie sich nervös und in Erwartung weiterer Qualen auf (sie hatte solche Angst davor, Conall in die Arme zu laufen, der Lydia nachstellte, dass sie beim Verlassen der Wohnung die drei Stockwerke runterrannte und mit geschlossenen Augen und angehaltenem Atem auf die Straße stürzte).
Aber inzwischen waren fünf Tage vergangen, seit er Lydia die abscheulichen Blumen geschickt hatte – das war am Freitag gewesen, jetzt war es Mittwoch –, und am Wochenende hatte sie ihn nicht vor dem Haus gesehen, so dass eine zaghafte Hoffnung aufkeimte – wie ein Schneeglöckchen nach einem unbarmherzigen Winter: Vielleicht war es eine einmalige Sache gewesen.
Sie war draußen, sie musste sich nicht mehr hetzen. Sie konnte die Augen aufmachen und durchatmen. Dann fiel ihr ein, dass sie das Klimpern mit den Autoschlüsseln ruhig lassen konnte, denn ihr Auto war ja nicht da. Nach dem Abenteuer von vergangener Nacht mit der Limo des Mr. Alpha stand ihr Auto noch auf dem Parkplatz. Aber was sah sie? Da stand Conalls Auto. Vor der Tür! Stand einfach am Straßenrand! Mechanisch ging sie darauf zu.
»Conall?«
Er sah von seinem BlackBerry auf. Herr im Himmel, es war Katie! Vor ihm auf der Straße! Er stieg aus dem Auto aus und küsste sie höflich auf die Wange.
»Was machst du hier?«, fragte sie.
»Oh … ich warte auf jemanden.« Er war in überaus großer Verlegenheit. Er hätte wissen sollen, dass das geschehen konnte. Aber vielleicht , flüsterte eine leise Stimme in seinem Inneren, vielleicht hatte er es ja gewusst!
Mit verschlossener Miene wich Katie auf ihren hohen Absätzen zurück. Plötzlich ging die Tür hinter ihr auf, und ein großer eselartiger Hund sprang heraus, dahinter kam die Frau, die im ersten Stock wohnte, und dann dieser … Mann , und der Mann war es, der Conalls Aufmerksamkeit erregte. Saffron hatte Conall immer vorgeworfen, ein gefühlloser Automat zu sein, aber in Wahrheit war Conall stolz auf sein Einfühlungsvermögen. Er hatte intuitiv gewusst, dass Arthur Andersen ihn bei dem Angebot für Jasmine Foods ausstechen würde – eines Sonntagnachmittags war er dem Akquisechef in der Eisenwarenhandlung beim Werkzeug begegnet, und obwohl der Mann freundlich war, hatte Conall gleich die Situation durchschaut. Jetzt hatte er ein ähnliches Gefühl. Der blonde, lässig gekleidete und irgendwie träge wirkende … Widerling war derjenige, der ihn aus Katies Herz verdrängt hatte.
Katie wich weiter zurück und
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